Stove: Holländer-Windmühle von 1889 wird saniert

Am Montag wurden die elf Meter langen und 780 Kilogramm schweren Flügel der altehrwürdigen Holländer-Windmühle abgenommen. Sie lagern nun in einer ungenutzten Halle der Agrargenossenschaft Stove und müssen repariert werden. Am Mittwoch sollte ein Kran die 17 Tonnen schwere Haube vom Mühlenrumpf hieven. Das gelang aber erst beim zweiten Versuch. Seit acht Uhr sind zwei Firmen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Mühlenbau GmbH von Martin Zecher aus Harst nahe Schwerin wird von der Firma Pätzmann aus Winsen an der Luhe in Niedersachsen unterstützt. Schwerlastkran soll Mühlenkappe abnehmen: Unter die Haube wurden zwei Spreiztraversen montiert: im Bereich der Flügelwelle und dem Windrad. An diesen beiden Stahlträgern befestigen die Männer vier Stahlseile. Gegen 10.30 Uhr ist der spannende Moment gekommen. Der 60 Tonnen schwere Kran, der maximal 130 Tonnen heben kann, soll die Mühlenkappe anheben und auf dem Boden ablegen. Video: Stover Mühle wird saniert Mühlenbauer benötigen zweiten Anlauf: Es knarzt im Gebälk. Doch die Haube bewegt sich nur im hinteren Teil. Im Bereich der Flügelwelle mit dem Zahnrad – dem schwersten Teil des Mühlenkopfes – tut sich nichts. Im Gegenteil. Die Traverse verbiegt sich. Die Last ist zu schwer. Jetzt soll Plan B greifen. Ein Mitarbeiter der Firma Pätzmann kennt sich mit dem technischen Denkmal aus. Er war bereits 1992 dabei, als die Windmühle saniert wurde. Das Gehänge soll nun direkt um die Welle gelegt werden. „Hoffentlich klappt es dann mit dem Abbau“, sagt Wilhelm Gratopp. Der Vorsitzende des Windmühlen- und Museumsvereins Stove begleitet die Notsicherung seit Montag. Notsicherung nötig wegen Defekts im Rollenkranz: Wie auch Elisabeth Kirsten, Vorsitzende des Bauausschusses der Gemeinde Boiensdorf. Die ist Eigentümerin der 1889 erbauten Mühle. „Diese Notsicherung wurde dringend nötig, weil die Mühle im Bereich des Rollenkranzes sehr defekt ist“, erklärt sie. „Der von der Gemeinde zu Rate gezogene Mühlentechniker und Gutachter Rüdiger Hagen hat dringend empfohlen, dass die Notsicherung noch vor dem Winter erfolgt.“ Sie kostet mehr als 50 000 Euro. „Die Gemeindevertretung ist sehr froh, dass wir eine Förderung von 50 Prozent aus dem Notsicherungsfonds des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege erhalten.“ Abgedeckter Mühlenrumpf wird mit Notdach geschützt: Im zweiten Anlauf gegen Mittag gelingt das heikle Unterfangen: Die Mühlenkappe hängt am Kranhaken und schwebt zu ihrem Lagerplatz für die nächsten Jahre. Unweit des Rumpfes wird sie auf Hölzer gesetzt und eingezäunt als Schutz vor Vandalismus. Das Mühlenbauwerk wird mit einem Notdach versehen. Die Holzkonstruktion mit Teerpappe soll es vor Wind- und Wetter schützen. Lesen Sie auch: Dorf Mecklenburg bei Wismar: Moderne Mensa ist fertig Mühlengutachter nahm vorhandene Schäden auf: Als die Gemeinde im August 2019 von der Havarie erfuhr – ein Zahn war aus dem Zahnrad der Rollenbahn gebrochen, sodass sich der Mühlenkopf nicht mehr drehen konnte – hat der Bauausschuss begonnen, die Notsicherung zu planen. „Wir haben den Mühlengutachter Rüdiger Hagen aus der Nähe Hannovers ausfindig gemacht. Er nahm die technische Bestandsaufnahme der vorhandenen Schäden sowie eine Kostenschätzung vor“, berichtet Elisabeth Kirsten. „Denn das ganze Ausmaß der Schäden können wir erst jetzt beurteilen, wenn die Mühlenkappe abgebaut ist. Dann lässt sich die Rollenkranzproblematik inklusive aller begleitenden Hölzer in diesem Bereich begutachten. Das ist rein praktisch mit aufgesetzter Kappe nicht möglich.“ Sanierungskosten vorläufig auf 250 000 Euro geschätzt: Erst danach könne die Gemeinde Kostenvoranschläge für die Sanierung von qualifizierten Mühlenbaufirmen aus dem In- und Ausland einholen sowie Fördermittel beantragen. Die Sanierungskosten werden laut Gutachten auf 250 000 Euro geschätzt. „Wir Gemeindevertreter sind uns sicher, dass die Reparatur der Stover Mühle für uns kleine Gemeinde am Salzhaff eine enorme Aufgabe ist, die wir nur zusammen mit großer Anteilnahme der Region stemmen können“, sagt die Bauausschussvorsitzende. Elisabeth Kirsten ist aber überzeugt: „Diese Herausforderung wird unseren Zusammenhalt stärken.“ Gemeinde und Mühlenverein bitten um Spenden: Es wird einige Jahre dauern, bis diese große Summe zusammengetragen ist. Die Gemeinde Boiensdorf als Bauherrin der Sanierung will dafür Geld bei Stiftungen und Sponsoren einwerben. Dabei wird sie durch den örtlichen Mühlenverein unterstützt, dessen Satzungszweck der Erhalt der alten Mühle ist. Jeder der einen kleinen oder großen finanziellen Beitrag auf diesem Weg leisten kann, den bitten Gemeinde und Mühlenverein um eine zweckgebundene Spende unter dem Betreff „Mühlenreparatur“ auf das Konto des Windmühlen- und Museumsvereins Stove e.V., IBAN: DE15 1406 1308 0003 2107 90 Von Haike Werfel