Von Geflügelpest bis Windräder: Sellering im Bürgergespräch

Wolfgang Thoms aus Zierow sitzt im Amt Dorf Mecklenburg-Bad Kleinen auf einem der neun Stühle, die im Flur des ersten Stocks aufgestellt sind, und wartet. Er hat sich einen Termin für die Bürgersprechstunde mit Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) geben lassen. „Ich habe 20 Hühner. Zur Zeit sind sie im Stall. Nun möchte ich wissen, wie die genauen gesetzlichen Bestimmungen bei Geflügelpest sind“, beschreibt er sein Anliegen. 28 Menschen aus Nordwestmecklenburg haben sich für diesen Mittwoch angemeldet, um in Dorf Mecklenburg mit dem Ministerpräsidenten zu sprechen. „Das ist ein deutlicher Ausreißer nach oben, sonst kommen weniger“, sagt Martina Moritz von der Pressestelle der Staatskanzlei. Rund eine Viertelstunde nimmt sich Erwin Sellering für jeden Besucher Zeit, legt zwischendurch ein paar Minuten Pause ein. Und so endet seine Sprechstunde in Dorf Mecklenburg statt wie geplant gegen 18 Uhr erst gegen 21.40 Uhr. „Wir schicken keinen, der mit einem Anliegen kommt, ungehört nach Hause“, erklärt Sellering beim Pressegespräch, das nach dem ersten Block der Bürgersprechstunde eingeschoben ist. Wolfgang Thoms musste der Ministerpräsident vertrösten, versicherte aber: „Ich werde mit dem Landwirtschaftsminister sprechen.“ Er denke, dass die Sorgen bei der Geflügelpest berechtigt sind, erklärte Erwin Sellering. Sollte es handfeste Gründe für die Einstallung der Hühner geben, werde der Halter sie ganz sicher auch verstehen. Karola Behning aus Levetzow bei Lübow hatte ebenfalls ein sehr konkretes Anliegen: „Vor ein paar Jahren ist bei uns die Straße, die ursprünglich Kopfsteinpflaster hatte, saniert und asphaltiert worden. Nur die etwa 20 Meter vom ersten Haus bis zur Kreuzung wurden nicht asphaltiert, sondern lediglich das Kopfsteinpflaster erneuert.“ Eine Verbesserung habe das nicht gebracht, es sei laut und die Schwingungen würden sich aufs ganze Haus übertragen. Das, so Sellering, könnte einer der Fälle sein, die „unheimlich schwer zu lösen sind“. Möglicherweise seien Fördermittel geflossen, was Veränderungen für einen gewissen Zeitraum verbieten könnte. „Das wollen wir uns mal anschauen und klären, ob und was da zu machen ist“, sicherte der Ministerpräsident zu. Eher allgemeiner Natur war der Grund, warum Bernhard Schierer aus Lübstorf mit dem Ministerpräsidenten sprechen wollte. „Ich möchte mit meinem Landesvater einen Gedankenaustausch über Pegida und die Ängste der Menschen führen und mit ihm über grenzüberschreitende Kriminalität sprechen“, erklärte der 71-jährige ehemalige Makler, der mittlerweile fast blind ist. Herzlich wurde er von Erwin Sellering in Empfang genommen: „Herr Schierer, ich grüße Sie“, sagte er freundlich. Der Senior strahlte: „Ach, die Stimme kommt mir sehr bekannt vor.“ Nach seiner Viertelstunde mit dem ersten Mann Mecklenburg-Vorpommerns sagte er: „Ich habe den Eindruck, das war ein gutes Gespräch.“ Frank Rohmann (70) vom Kulturhistorischen Verein 1712 war von Gadebusch nach Dorf Mecklenburg gekommen. Ihm brannte auf der Seele, dass auf einem anerkannten Bodendenkmal — der Fläche, auf der 1712 die Schwedenschlacht stattfand — neun bis zu 200 Meter hohe Windkraftanlagen errichtet werden sollen. „Das kann doch nur ein Planungsfehler sein“, sagte er. Auch das haben Erwin Sellerings Mitarbeiter aufgenommen. „Überhaupt ist Windkraft ein Riesenthema in den Bürgersprechstunden“, sagte er. Allgemein würde sie als richtig begrüßt — aber nur, solange die Windräder nicht direkt vor der eigenen Haustür errichtet werden sollen. Das erfuhr der Ministerpräsident in Dorf Mecklenburg gleich mehrmals. Dort hatten sich zum Beispiel auch Mitglieder der Bürgerinitiative gegen Windräder aus Lübow angemeldet. Nicht immer muss sich Erwin Sellering mit Problemfällen bei seinen Bürgersprechstunden auseinandersetzen, die er seit 2008 durchführt und bei denen er insgesamt mehr als 1400 Menschen getroffen hat. „Heute hatte ich hier auch einen Vater mit seinen zwei Kindern, die einfach nur mal den Landesvater kennenlernen wollten.“ Bei uns sollen auf einem eingetragenen Bodendenkmal neun Windräder errichtet werden.“ Frank Rohmann, Gadebusch Ich möchte von Herrn Sellering wissen, wie die Bestimmungen bei der Geflügelpest genau sind.“ Wolfgang Thoms, Zierow Unsere Straße wurde asphaltiert, nur bei uns vor dem Haus ist das Kopfsteinpflaster geblieben.“ Karola Behning, Levetzow Sylvia Kartheuser

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