Wasserspiele am Welt-Erbe-Haus nach historischen Plänen

Auf der Freifläche des Welt-Erbe-Hauses sprudelt es. Wasser fließt durch die Kanäle einer Bodenskulptur aus sehr hellem Beton, die im Maßstab 1:250 den Stadtgrundriss von Wismar um 1710/1720 zeigt — und die Wasserversorgung zu dieser Zeit, so wie sie Pläne im Archiv belegen. Gestern haben Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) und Norbert Huschner, Amtsleiter für Welterbe, Tourismus und Kultur, mit den Machern und Landschaftsarchitekten Birgit Adolphi und Jan Rose sowie vielen Gästen aus Politik und Wirtschaft die neu gestaltete Freifläche eingeweiht. Deren zentraler Bestandteil ist das Wasserspiel, das einen Durchmesser von etwa 4,50 Meter hat. Thomas Beyer jubelte. Spätestens seit der Landesgartenschau 2002 sei bekannt, dass es hinter den Häusern viele verborgene Gärten gibt. „Einen machen wir hier am Welt-Erbe-Haus öffentlich“, sagte ein strahlender Bürgermeister. Schon zu Beginn der Sanierung des Hauses mit Kemladen in der Lübschen Straße 23 sei allen Beteiligten klar gewesen, dass der Garten in besonderer Weise gestaltet werden sollte. Der Auftrag ging an die Landschaftsarchitekten Birgit Adolphi und Jan Rose in Kahlenberg, Gemeinde Zurow. „Bei Planungsbeginn im Frühjahr 2012 war die Freifläche, die sich über zwei Ebenen zieht, in desolatem Zustand“, erinnert sich Birgit Adolphi. Der tiefere Teil des Geländes sei ein undurchdringliches Brombeergebüsch gewesen, das von mehr als 100 Jahre alten Bäumen überragt wurde: einer Birne, einer Maulbeere und einer Stieleiche. Eine etwa ebenso alte Zypresse und einen Gingko-Baum steuerte das Nachbargrundstück bei. „Die Birne mussten wir wegen Wurzelfäule leider fällen, aber die anderen Bäume haben wir in die Planung einbezogen“, erklärt die Gartenarchitektin. Angesichts der auffälligen Bodenskulptur, deren Aufbau in dem engen Garten allein schon eine logistische Meisterleistung war, geraten die anderen Besonderheiten der etwa 1000 Quadratmeter großen Freifläche leicht ins Hintertreffen. Da ist zum Beispiel eine der originalen figürlichen Stelen der Wasserkunst von Philipp Brandin, der von 1569 bis 1571 in Wismar arbeitete. Die anderen sind bei der Denkmalpflege eingelagert und sollen nach und nach, so sie denn noch restauriert werden können, ebenfalls ihren Platz im Garten des Welt-Erbe-Hauses finden. „Einige sind nicht mehr zu retten und zerbröseln zu Sand“, bedauert Birgit Adolphi. Die jetzigen Figuren an der Wasserkunst sind aus den 1970er-Jahren. Und noch eine Besonderheit: Für die ganz kleinen Besucher ist eine sogenannte Schwindgrube nachgebaut worden. Früher diente die oft verdeckte Grube zum Sammeln von Abfällen. Am Welt-Erbe-Haus können Kinder mit allerlei häuslichen Holzgeräten, die von der Jugendbauhütte angefertigt wurden, dort im Sand buddeln und spielen. Zudem hat das Haus über die Freifläche einen rollstuhlgerechten Zugang bekommen. Mit der Eröffnung des Gartens endet die Baumaßnahme an der Lübschen Straße 23. „Wir sind auf den Punkt fertig geworden und wir haben eine schwarze Null geschrieben — auch das geht also“, sagte ein sehr erfreuter Amtsleiter Norbert Huschner. 3,6 Millionen Euro haben Sanierung und Umbau des Hauses gekostet. Sylvia Kartheuser

Wismar - Wasserspiele am Welt-Erbe-Haus nach historischen Plänen