Wietow bei Wismar: Neues Hostel für Radwanderer geplant

In dem kleinen Dorf Wietow, unweit des Radweges entlang der Landesstraße 102 von Wismar nach Schwerin, soll ein Radlerhostel am Solarzentrum entstehen. Dazu will der Verein Solarinitiative Mecklenburg-Vorpommern ein verfallenes Wohnhaus umbauen und solar-ökologisch sanieren. Das „Radlager“, wie das Hostel heißen wird, soll maximal zehn Radwanderern eine Übernachtungsmöglichkeit bieten. „Wir wollen nicht neu bauen, sondern Vorhandenes nutzen und umbauen“, erklärt Dr. Brigitte Schmidt, Geschäftsführerin des Solarzentrums. „Uns ist wichtig, dass die ländlichen Strukturen erhalten bleiben. Das Haus ist eine Schnitterkate, die zum ehemaligen Gut gehörte und Teil des Dorfensembles ist.“ Deshalb sollen die Außenwände des Gebäudes stehen bleiben. Fotovoltaikplatten aufs Dach und an die Außenwand: Im Erdgeschoss auf einer Wohnfläche von 112 Quadratmetern sind fünf Schlafkojen vorgesehen – wie in einem Schlafwagenabteil. Nach diesem Prinzip sollen bewegliche Leichtbautrennwände errichtet werden. „Dadurch ist eine flexible Gestaltung im Erdgeschoss möglich“, erläutert Brigitte Schmidt die Idee. Das Dachgeschoss wird Platz für Gepäck und Garderobe der Radtouristen bieten. Der Dachstuhl muss neu errichtet werden. „Das Dach werden wir mit Fotovoltaikplatten decken“, berichtet Ehemann Dr. Ditmar Schmidt. Zudem sind Oberlichtfenster vorgesehen. Auch an der Südseite des Gebäudes ist eine Solarfassade geplant – Fotovoltaikplatten wechseln sich mit Lichtluken ab. Die Eheleute wollen das Hostel gleichzeitig nutzen, um Häuslebauern und anderen Interessierten zu zeigen, wie man Strom herstellen kann. „Die meisten Besucher im Solarzentrum haben das Problem, dieses große Element auf ihr Eigenheim zu projizieren“, räumt die Geschäftsführerin ein. Neue Abwasseraufbereitungsanlage wird integriert: Die Radtouristen, die sich für innovative Technologien interessieren, werden zudem eine Infrarotstrahlungsheizung an der Wand kennenlernen sowie eine neuartige Abwasseraufbereitungsanlage. „Die ist interessant für Hauseigentümer ohne Anschlusszwang“, erklärt Dr. Brigitte Schmidt. Die dezentrale Aufbereitung der Abwässer von den Sanitäranlagen und der Küche im Erdgeschoss erfolgt mit Membranbioreaktoren. Die Anlage ist mit einer Algenfarm als Nahrungsquelle kombiniert, die im Gebäude eingerichtet wird. Das Gebäude des „Radlagers“ wollen die Bauherren in einen überdachten Freizeitbereich integrieren. Er ist 232 Quadratmeter groß und wird durch eine Strohballenwand und Glasvorbauten abgegrenzt. In diesem Bereich können die Touristen ihre Fahrräder unterstellen. Auch ein Ladestützpunkt für Elektro-Fahrräder ist vorgesehen. Außerdem wird es Sitzmöglichkeiten geben, sodass sich die Wanderer unter dem Regenschutzdach im Freien ausruhen und aufhalten können. Lesen Sie auch Streit um insolventes Wonnemar in Wismar: Interspa-Gruppe wirft Stadt vor, nicht genug zu helfen Wismar: Schilder für neue Regeln im Straßenverkehr fehlen noch Die Sonnenfänger von Wietow Radtouristen, die mit dem Auto anreisen, finden 35 Stellplätze auf dem vorhandenen Parkplatz vor. Nahe gelegenes Solarzentrum für Information nutzen: Die unmittelbare Nähe zum Solarzentrum MV eröffnet nicht zuletzt neue Möglichkeiten für Information und Weiterbildung zur Nutzung der erneuerbaren Energien. „Wir präsentieren, wie man Strom nutzen kann für Mobilität und zur Wärmeerzeugung“, sagt Ditmar Schmidt. Eine von ihm entwickelte Solarlitfaßsäule als sogenanntes City-Möbel steht neben dem künftigen Hostel: Der obere Teil der Säule mit Informationen dreht sich, der untere könnte als kleiner universeller Kiosk genutzt werden. Durch Bauvorhaben verschwindet Schandfleck: Die Ruine des Wohnhauses befindet sich unmittelbar an der Hauptstraße, ein Schandfleck inmitten des schönen Dorfes. Es gehört zur Gemeinde Lübow. Die Gemeindevertretung hat dem Bauvorhaben unlängst ihre Genehmigung erteilt. „Die Kommune ist froh, dass der Schandfleck verschwindet“, weiß Brigitte Schmidt. Mit dem Radlerhostel will der Verein einen Beitrag zum nachhaltigen Rad-Tourismus leisten. Es wird eine Ladestation für E-Bikes und Pedelecs vorhanden sein. Ferner könnte ein Ausleih- und Reparaturstützpunkt entstehen. Radtouristen haben in Wietow Anbindung an bedeutsame Radrouten im touristisch attraktiven Dreieck zwischen Schwerin, Rostock und Lübeck – unter anderem an den Elbe-Ostsee-Radweg, an den Ostseeküstenradweg und an den Fernradweg Hamburg – Rügen. Auch die Tour Wismar – Schweriner See ist möglich. Sie schätzt, bis zu 200 000 Euro in das Hostel investieren zu müssen. Darin eingeschlossen sind bereits Eigenleistungen. Das Gros der Kosten will sie über Fördermittel abdecken. Eine Alternative sei, ein Projekt, beispielsweise für ein Jugendbaucamp, zu entwickeln. „Wichtig ist jetzt, die Baugenehmigung zu erhalten, damit wir Sicherungsarbeiten vornehmen können und das Haus nicht weiter verfällt.“ Von Haike Werfel