Wismar - Wirtschaft und Sport — für Egger läuft es super

— Dreitausend Sportler liefen am Wochenende beim Rügenbrücken-Marathon über die Stralsunder Straßen. Drei Männer aus Wismar starteten mit einer Spezial-Mission. „Für jeden gelaufenen Kilometer bei einem Volkslauf spendet unser Unternehmen fünf Euro für einen guten Zweck“, berichtet Egger-Mitarbeiter Eberhard Herrmann und lacht. „Abbrechen kommt für uns also nie in Frage.“ Am Sonnabend haben die drei Männer gemeinsam rund 63 Kilometer zurückgelegt — das macht 315 Euro für die Spendenkasse. „In diesem Jahr haben wir schon 19015 Euro zusammen und sind dafür 3803 Kilometer gelaufen“, erzählt Herrmann. „Wir sind schon ein sportverrücktes Unternehmen.“ Die Firma Egger hat ihren Sitz am Wismarer Haffeld. Dort arbeiten 800 Mitarbeiter für das Unternehmen, das auf dem 90 Hektar großen Areal Holzplatten und Fußbodenbeläge produziert. Und das sehr erfolgreich. „Dem Unternehmen geht es ausgezeichnet, wir sind vom Markt nicht mehr wegzudenken“, sagt Finanz-Geschäftsführer Ralf Lorber. „Vor 15 Jahren haben wir hier am Standort die erste Fußboden-Platte gefertigt. Seitdem geht es aufwärts.“ Aus 300 Mitarbeitern seien heute 800 geworden, 50 Azubis, drei Ausbilder und eine eigene Lehrwerkstatt sicherten den Nachwuchs an Fachkräften. Der Umsatz des Unternehmens, rund 380 Millionen Euro im Jahr, entsteht in den Bereichen Laminat (270 Millionen Euro) und Grobspanplatten (110 Millionen Euro). Die erste Laminatplatte in Wismar wurde am 15. Oktober 1999 gefertigt. „Am Prinzip der Fertigung hat sich nicht viel geändert. Papierfolie auf Faserplatte. Aber das Design ist natürlich jedes Jahr anders“, blickt Geschäftsführer Stefan Jacobs zurück und lächelt. „Heute geht der Trend weg von weißen und dunklen Tönen. Es sind wieder klassische Holzfarben modern, also zum Beispiel Eiche.“ Die zweite Produktfamilie der Egger-Werke sind Grobspanplatten. Das sind gepresste, äußerst stabile Platten aus großen Holzfasern. „Aus dieser Bauplatte kann man fast alles herstellen“, erklärt Jan Ladwig, technischer Assistent der Geschäftsleitung. „Tragende Decken im Holzhausbau oder Trennwände zum Beispiel. Auch für Kisten-Verpackungen von Maschinen werden die Platten benötigt.“ Dabei hat jedes Land eigene Bedürfnisse. „Liefern wir nach Australien, müssen wir ein Termitenschutzmittel zumischen“, erzählt Stefan Jacobs. Wenn Geschäftsführer Jacobs nicht gerade in der Firma im Einsatz ist, joggt auch er. Wie kommt es, dass Laufen bei dem Wismarer Holzverarbeiter Egger so einen hohen Stellenwert hat? Immerhin rennen 76 Mitarbeiter in der Laufgruppe Egger Running Division. „Dass Laufen unsere zentrale Sportart geworden ist, war eher Zufall“, sagt der 47-Jährige. „Wichtig war uns aber ein großes Sportangebot für die Gesundheit unserer Mitarbeiter. Das ist Teil unserer Fachkräfte-Offensive.“ Vor einigen Jahren Jahren setzte sich die Konzernleitung zusammen und diskutierte intensiv über das Thema Bevölkerungsentwicklung und Fachkräftemangel. „Wir wollten nicht tatenlos zusehen, bis wir Probleme bekommen und wir nicht genügend Arbeitskräfte finden“, sagt Ralf Lorber. „Also haben wir Maßnahmen ergriffen, um ein noch attraktiverer Arbeitgeber zu werden.“ Dazu gehört bei Egger neben verschiedenen Arbeitszeitmodellen und Fortbildungen auch das Gesundheits- und Sportangebot im Betriebssportverein BSV Egger. „Laufen ist gut für den Körper. Es macht den Kopf frei und entspannt“, sagt der 45-jährige Eberhard Herrmann. „Aber es ist auch für die Firma ein Gewinn. Schließlich bilden wir ein Team, was abteilungs- und altersübergreifend ist. Da läuft der Chef mit dem Azubi. Diesen Zusammenhalt kann man mit Geld nicht erkaufen.“ Aber motivieren will der Konzern seine fleißigen Läufer — daher gibt es die großzügige Geldspende für die gelaufenen Kilometer und Ausstattung mit Laufkleidung. Wo das Geld hinfließen soll, entscheiden die Läufer gemeinsam. „Sozial, regional und für Kinder soll die Einrichtung sein“, beschreibt Herrmann die Kriterien für eine Spende. „Für das Geld des den Rügenbrückenlaufs suchen wir übrigens noch einen Partner.“ Egger in Wismar 800 Mitarbeiter hat das Wismarer Unternehmen. Damit ist es der größte Arbeitgeber der Hansestadt. 2 Produktionszweige hat die Firma: Fußbodenbeläge (Laminat) und OSB-Grobspanplatten (Oriented Strand Boards). 90 Länder werden mit Egger-Produkten aus Wismar beliefert, darunter Neuseeland, China oder Spanien. 15 Jahre ist es her, dass die erste Laminat- Fußbodenplatte im Werk Wismar gefertigt wurde. 380 Millionen Euro Umsatz macht der Konzern in der Hansestadt Wismar. 500 Millionen Euro hat der Mutterkonzern Egger (Österreich) in den Standort Wismar investiert. 69,7 Millionen Euro Förderung gab es vom Land Mecklenburg-Vorpommern. Anne Ziebarth