Wismar: 25000 Euro Spenden für todkranken Leo (4) nach OZ-Artikel

Das ist der Moment, in dem Cindy Schönenberg aus Wismar die Tränen nicht mehr zurückhalten kann. „Ein großes Dankeschön!“, sagt die Mama sichtlich bewegt. Mit so einer unglaublichen Resonanz nach dem Artikel habe sie nicht mal ansatzweise gerechnet. Gerade überreichen Hannes Gerath, Horst Krumpen und Jörg Bendiks Bargeld, einen symbolischen Scheck und einen großen Präsentkorb. Leo, der Grund für den ganzen Trubel, sitzt in seinem speziellen behindertengerechten Buggy und lächelt. Tödliche Krankheit: Der Vierjährige leidet an einer extrem seltenen Erbkrankheit. Seine Mama Cindy Schönenberg erklärt: „Es ist das Aicardi-Goutières-Syndrom, Typ 6.“ Es gibt wohl ein bisschen mehr als 120 Fälle weltweit. Die durch die Krankheit ausgelöste Hirnentwicklungsstörung führt zur irreversiblen Zerstörung von gesunden Nervenzellen im Gehirn. Die Krankheit ist nicht heilbar, mit Glück könnte Leo etwas älter als zehn Jahre werden. Ständiger Kampf: Vor 14 Tagen berichtete die Mutter in der Ostsee-Zeitung über ihren todkranken Sohn und den ständigen Kampf mit ihrer Krankenkasse und anderen Institutionen, um die bestmögliche Versorgung für ihren Leo zu erreichen. Konkret geht es um ein Medikament, das, so Cindy Schönenberg, Verbesserungen für Leos Zustand verspricht. Die AOK Nordost verweigert die Kostenübernahme, im Gegensatz zu anderen Krankenkassen in Deutschland. Die Kosten für die Behandlung betragen gut 10 000 Euro für ein halbes Jahr. Auch die spezielle neurologische Reha ist teuer. Deswegen der Spendenaufruf. Glückstour der Schornsteinfeger: Hannes Gerath ist der ganz persönliche Glücksbote für Familie Schönenberg. Der Schornsteinfegermeister aus Dorf Mecklenburg ist Vorstandsmitglied der Schornsteinfeger-Innung des Landes Mecklenburg-Vorpommern und überbrachte 3000 Euro von der „Glückstour“, einer Spenden- und Radlertour der Innung. Er erklärt: „Mit über zwei Millionen Euro gesammelten Spendengeldern für krebskranke und schwerst erkrankte Kinder gehört die Glückstour zu den größten privaten Hilfsaktionen in Deutschland.“ Sitzungsgeld: Hannes Gerath war in doppelter Funktion bei der Wismarer Familie. 700 Euro hat er von den Mitgliedern des Werder-Bremen-Fanclubs „Ostsee WerderMob“ mitgebracht. Ein Euro des monatlichen Mitgliedsbeitrages ist für den guten Zweck gedacht und wird regelmäßig gespendet, nun für Leo. Horst Krumpen und Jörg Bendiks von der Fraktion Die Linke im Kreistag Nordwestmecklenburg überreichten 550 Euro. „Unser Sitzungsgeld“, erklärt Horst Krumpen. Dazu gab es einen weihnachtlichen Präsentkorb, um auch Leos Mama eine kleine Freude zu machen. 25 000 Euro: „Mit so einer Resonanz habe ich nicht gerechnet“, erzählt Cindy Schönenberg dankbar von den vielen guten Worten und konkreten Hilfsangeboten nach dem Artikel in der OSTSEE-ZEITUNG. „Viele waren sehr schockiert und wussten nicht, dass der Kampf mit der Krankenkasse so anstrengend ist. Viele konnten das nicht nachvollziehen“, berichtet Cindy Schönenberg. Die Resonanz war riesig. Gut 25 000 Euro sind an Spenden für Leo zusammen gekommen. „Mein Arbeitgeber und sogar Leos Kindergarten haben gesammelt“, dankt Cindy Schönenberg dem Sana Hanse-Klinikum Wismar mit den Mitarbeitern dort und der Kita Spatzennest mit den dortigen Eltern. Tätowierte gegen Krebs: Der Wismarer Verein „Tätowierte gegen Krebs“ hatte sofort 3000 Euro gespendet. Und sammelt als Verein mit der Möglichkeit, Spendenbescheinigungen auszustellen, weiter. „Auch wenn es in diesem Fall kein Krebs ist, wollen wir trotzdem nichts unversucht lassen, Zeit zum Leben zu schenken mit dieser Therapie!“, so der Aufruf des Vereins. Der hatte Erfolg: 2460 Euro sind nach dem Aufruf zusätzlich für Leo auf dem Vereinskonto (DE90 1405 1000 1006 0214 49, Verwendungszweck „Leo Wismar“) eingegangen. Das Team von „Suppengrün“ hat gesammelt und gespendet und auch in der Wismarer Boutique „Julienne“ in der Lübschen Straße steht eine Spendenbox für Leo. Lesen Sie auch: Wismar will das Wonnemar retten Agerholm-Stiftung unterstützt Wismarer Vereine Anruf von der Krankenkasse: Cindy Schönenberg dankt allen von Herzen – der helfenden Familie, den Freunden und Bekannten und „allen Fremden, die mit uns fühlen!“ Auch die Krankenkasse hat reagiert, erzählt Cindy Schönenberger von einem Anruf, man wolle nun besser zusammen arbeiten und mehr im Sinne von Leo entscheiden. „Ob das am Artikel lag oder daran, dass ich Klage eingereicht habe, weiß ich nicht“, sagt sie. Cindy Schönenberg klagt gegen die Krankenkasse, damit die die Kosten für das Medikament übernimmt. Wenn es bei Leo wirkt, würde er es wahrscheinlich bis zum Ende seines Lebens nehmen müssen. Cindy Schönenberg klagt auf Dringlichkeit: „Damit wir nicht noch mehr Zeit verlieren. Aber ich war positiv überrascht, dass die Krankenkasse sich bei mir gemeldet hat!“ Geld für Reha: Das Spendengeld wird erst mal gespart bis zum Klageentscheid. Im Sommer sind Leo und seine Mama schon zur Reha in der Slowakei angemeldet: eine intensivneurologische Reha speziell für Leos Erkrankung. Die Kosten dafür – 5000 Euro – muss die Familie alleine aufbringen. Und Leo sollte solch eine Reha zwei- bis dreimal im Jahr machen. Die wertvolle Zeit mit Leo ist mit nichts zu bezahlen. Von Nicole Hollatz