Wismar: Angriffe auf Asylbewerberheim werden aufgearbeitet

Das Deutsche Auswandererhaus sucht Geschichten und Objekte aus Wismar, die mit der Asyldebatte der 1990er-Jahre zu tun haben. Damals ist es zu vielen gewalttätigen Übergriffen, Pogromen und Mordanschlägen auf Ausländer gekommen. Für weltweites Entsetzen haben die pogromartigen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen Ende August 1992 gesorgt. Am 27. August überfallen zwei Jugendliche das Asylbewerberheim am Friedenshof in Wismar, indem etwa 250 Asylbwerber mit ihren Kindern und einige Obdachlose wohnen. Die Täter zündeten zwei Molotow-Cocktails. Am 15. September 1992 greifen dann etwa 30 Jugendliche das Asylbewerberheim in der Hans-Grundig-Straße mit Brandsätzen, Eisenstangen und Steinen an. Sie können nur durch massiven Polizeieinsatz am Erstürmen des Gebäudes gehindert werden. Damit beginnt auch ein fünftägiger Pogrom, der den Beifall der Anwohner findet. Lesen Sie auch Wismarer Mehrzweckhalle vor 50 Jahren eingeweiht So war der Winter und das Weihnachtsfest 1945 in Wismar Wie Wismar zur Seeräuberhochburg wurde Erinnerungsstücke: Von dem Vorfall werden jetzt Zeitzeugen gesucht. Ihre Erlebnisse sollen Teil einer neuen Dauerausstellung im Auswandererhaus in Bremerhaven werden. Melden können sich Personen, die an Demonstrationen gegen die Änderung des Grundrechts auf Asyl teilgenommen haben, oder Asylbewerber, die davon berichten, wie sie zwischen 1990 und 1993 die Debatte wahrnahmen genommen haben. Interessiert sind die Museumswissenschaftler auch an Berichten von Ehrenamtlichen und Helfern, die zwischen 1980 und 1995 aktiv waren – wie Rechtsanwälte, Übersetzer und Sprachlehrer. Darüber hinaus besteht Interesse an Transparenten, Schildern und T-Shirts von Demonstrationen, Tagebüchern, amtlichen Dokumenten, Polizeiberichten und Erinnerungsstücken. Die Kontaktdaten: Die Beiträge sind zu schicken an: Deutsches Auswandererhaus, Stichwort: „Asyldebatte“, Columbusstraße 65, 27568 Bremerhaven – oder per E-Mail an: c.bongert@dah-bremerhaven.de. Für Rückfragen steht Christoph Bongert, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Auswandererhaus, auch telefonisch zur Verfügung (0471 / 90 22 00). Von OZ