Wismar: Egger-Mitarbeiter packen Päckchen für bedürftige Kinder

Sie packt und packt und packt. Marita Riegel hat schon hunderte Geschenke in ihrer Freizeit hübsch eingepackt. Die Wismarerin engagiert sich im Verein „Licht am Horizont“. Seit drei Jahren greift sie in der Vorweihnachtszeit stundenlang zu Geschenkpapier, Schleifen und Stift – Tag für Tag. Alles wickelt sie schön ein: Spielzeug, Socken, Pullover und Süßigkeiten. Dabei ist die 71-Jährige im Laufe der Zeit immer schneller geworden. Mittlerweile ist die Seniorin aus dem Stadtteil Dargetzow ein wahrer Einpack-Profi und braucht für ein Päckchen nur noch wenige Minuten. Viele volle Säcke: Die Geschenke füllen gerade viele Säcke und werden per Schubkarre wenige Meter weiter transportiert – ins Haus der zweiten Vereinsvorsitzenden Martina Krimmling. Sie ist die Nachbarin von Marita Riegel und hat sie zum Mitmachen animiert. „Sie hat mich gefragt, ob ich einen Kuchen für Kinder backen könnte“, erzählt die Helferin. Hunderte Mädchen und Jungen aus finanzschwachen Familien und Wohngruppen werden jedes Jahr von dem Verein zu Ausflügen eingeladen, weil das Geld ihrer Eltern dafür nicht ausreicht. Und bei diesen Veranstaltungen gibt es auch öfter Kuchen. „Inzwischen backen ganz viele Nachbarn für uns“, freut sich Martina Krimmling über die tolle Unterstützung. Die selbst gemachten Leckereien sind bei den Kindern sehr beliebt. „Noch bevor es losgeht, wollen sie wissen, ob es auch wieder Kuchen gibt“, berichtet Marita Riegel. Sie backt jetzt regelmäßig. Und sie bastelt mit vielen Mädchen und Jungen. Lesen Sie auch: Start der OZ-Weihnachtsaktion: Dafür können Sie dieses Jahr spenden Dafür sammelt sie im Wald und an Feldwegen Tannenzapfen, Baumstämme, Nüsse und Pilze. Mit diesen Naturmaterialien gestaltet sie lustige Figuren – wie zum Beispiel Mäuse aus Baumscheiben. Unterstützung bekommt sie dabei von einer weiteren ehrenamtlichen Helferin: Renate Messe. „Unsere Kreationen kommen bei den Kindern sehr gut an“, erzählt Marita Riegel. Und weil sie schon mal unterwegs sind, um draußen neue Werkstoffe zu finden, dann nehmen sie auch gleich den Müll, der dort liegt. „Wir haben schon einige Wege sauber gekriegt“, lacht die Wismarerin. Etwas Gutes tun: Warum sie das alles macht? „Etwas Gutes tun, tut nicht weh“, betont die Seniorin. Die leuchtenden Kinderaugen seien Dank genug. In diesem Jahr stapeln sich in ihrer Garage die natürlichen Werkstoffe. Wegen der Corona-Pandemie sind die meisten der beliebten Bastelangebote ausgefallen. Die gibt es auch zweimal im Jahr in der Markthalle zum Oster- und Martinsmarkt. Der Stand ist dort äußerst beliebt. Während die Eltern und Großeltern bummeln gehen, können die Kids lustige Deko-Artikel kreieren. Die Einnahmen kommen der Vereinsarbeit zugute. „Leider sind durch die Pandemie viele Veranstaltungen ins Wasser gefallen. Das macht sich in den Finanzen bemerkbar“, berichtet Martina Krimmling. Bis zu 15 000 Euro gibt der Verein jedes Jahr aus, um Kindern und Jugendlichen bis 17 Jahre eine schöne Zeit zu bereiten. „Der Tierpark, der Indoorspielplatz Mumpitz – alles kostet Geld, viele Eltern können sich das nicht leisten, da springen wir ein“, betont die zweite Vereinsvorsitzende. Jeder eingenommene Cent sei für die Kinder – auch für Mädchen und Jungen aus Wohngruppen. Wunschsterne: Die bekommen zu Weihnachten auch immer ein Geschenk im Wert von 15 bis 20 Euro. Dafür werden Wunschsterne in Wismars Geschäften verteilt. Deren Kunden können dann die Sterne abnehmen und erfüllen. Da in der Corona-Zeit weniger Menschen in der Stadt sind und nicht alle Läden geöffnet haben, hat Martina Krimmling befürchtet, dass nicht alle Sterne verteilt werden können. Doch einige große Unternehmen haben geholfen – wie die Egger Holzwerkstoffe Wismar GmbH. Dorthin hat Mitarbeitern Jana Sprockhoff eine Kiste mit 20 Kinderwünschen mitgenommen. „Ich habe die Kiste abgestellt und sie war innerhalb weniger Minuten alle, deshalb habe ich noch ein paar Sterne nachgeordert“, berichtet Jana Sprockhoff. Insgesamt hat die Belegschaft 51 Wünsche erfüllt. Egger-Geschäftsführer Ralf Lorber und seine Frau haben zum Beispiel Glitzerstifte und Polizeiauto gekauft und schön eingepackt. Henrik Flaegel arbeitet im Werk 2 – zusammen mit etwa 30 Kollegen. Sie haben ebenfalls für die Kinder eingekauft. „Es waren auch ein paar lustige Wünsche dabei, wie Kinderschleim. Das ist Pulver, das in der Badewanne zu Schleim wird“, erzählt er. Und auch einen etwas teureren Wunsch haben sie erfüllt: einen Lego-Cityzug. „Für den haben wir noch mal alle zusammengelegt“, berichtet der Egger-Mitarbeiter. „Die ganz Kleinen wissen manchmal nicht, was etwas kostet. Meist sind die Wünsche sehr bescheiden“, erklärt Martina Krimmling. Sie hat mit dem Vereinsvorsitzenden Norbert Gelhart und der ersten Stellvertreterin Carmen Grosse die Weihnachtspakete bei Egger abgeholt. Dabei sind sie noch überrascht worden – mit einer Geldspende in Höhe von 2000 Euro. Geld von Läufern: Das Geld stammt von der „Egger Running Division“. Deren Läufer haben sich entschlossen, an „Licht am Horizont“ in der OZ-Weihnachtsaktion zu spenden. Wie Ralf Lober berichtet, animiert das Unternehmen seine Mitarbeiter an allen Standorten, bei verschiedenen Läufen an den Start gehen, unter anderem um die Gesundheitsvorsorge zu fördern. Doch es gibt auch Geld für den guten Zweck. Unter dem Motto „Egger läuft“ spendet die Haffeld-Firma für jeden zurückgelegten Kilometer (Laufen, Walking) fünf Euro. Mit dem Geld werden Projekte für Kinder und Jugendliche sowie Vereine in der Region unterstützt. In diesem Jahr sind wegen der Corona-Pandemie zwar viele Läufe ausgefallen, aber die „Egger Running Division“ hat trotzdem die Sportschuhe angezogen und ist virtuell gelaufen. „Das ist eine tolle Überraschung, wir freuen uns wahnsinnig“, sagt Norbert Gelhart. Die Geschenke werden bis Weihnachten ausgeteilt – genau wie die anderen, die viele Wismarer und Marita Riegel für die Kinder eingepackt haben. Von Kerstin Schröder