Wismar: Investor hält am Hostel-Projekt für Löwe-Speicher fest

Die Vergabe des Löwe-Speichers im Alten Hafen kann sich zu einer langen Hängepartie entwickeln. Eigentlich sollte die städtische Immobilie im Sommer endgültig verkauft werden. Doch danach sieht es derzeit nicht aus. In der Dezembersitzung der Bürgerschaft hatte die Verwaltung ihre Vorlage überraschend zurückgezogen. Beschlossen werden sollte die Anhandgabe des Löwe-Speichers mit Kaufoption an einen Investor. Allerdings regt sich gegen die Nutzung Widerstand. Hostel mit 132 Zimmern: Die Havenhostel Deutschland GmbH um Geschäftsführer Jens Grotelüschen plant 132 Zimmer mit 360 Betten. Im Erdgeschoss sollen sich Frühstücks- und Speiseraum befinden. In den Etagen darüber die Zimmer. Veranstaltungs- und Tagungsräume, eine maritime Dauerausstellung und eine Skybar sind im oberen Teil des Speichers vorgesehen. Zu viele Betten in Wismar? Die CDU-Fraktion in der Bürgerschaft und der Regionalverband des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) sind gegen das Vorhaben. Dehoga-Regionalleiterin Svenja Preuss ist für die FDP berufene Bürgerin im Wirtschaftsausschuss der Bürgerschaft. Sie stören sich an weiteren Bettenkapazitäten in Wismar. Bürgermeister Thomas Beyer (SPD) sagt zum Rückzug der Verwaltungsvorlage: „Wir benötigen einerseits vom Bewerber zusätzliche Informationen, andererseits brauchen auch wir zusätzliche Informationen bezüglich der Marktverträglichkeit des Konzeptes.“ Danach wolle man neu ins Verfahren gehen. Lesen Sie auch Löwe-Speicher Wismar: Widerstand gegen zusätzliche Betten entbrannt Interview mit Bürgermeister Beyer: So trifft Wismar die Corona-Krise Wismar: Diskussion um Löwe-Speicher – Investor will Hostel entwickeln Wie das aussieht, ist noch unklar. Zudem stellt sich die Frage nach der Verbindlichkeit des Vergabeprozesses. Der Gewinner des Wettbewerbs ist jedenfalls gewillt, das Vorhaben umzusetzen. „Ja, wir bleiben dran“, sagt Jens Grotelüschen aus Bremerhaven. Stadt und Investor loten die Lage aus, beide lassen sich aber nicht tiefschürfend in die Karten gucken. Wismar wäre vierter Standort: Jens Grotelüschen, Mitglied der FDP-Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung von Bremerhaven, kennt sich mit Hotels aus. Er ist unter anderem Geschäftsführender Gesellschafter von Hostels in Bremerhaven und Cuxhaven (Niedersachsen). In Bremerhaven wurde eine ehemalige Marine-Kaserne von 1925 im Sinne der Gestaltung zu einem Hostel mit rund 200 Betten saniert, das seit 2010 in Hafennähe nach eigenen Angaben die Vorzüge von einem Hostel und einem Hotel kombiniert. Das „Havenhostel Cuxhaven“ lehnt sich seit 2014 mit seinen 99 Zimmern an das Konzept an. In Stade (Niedersachsen) befindet sich das dritte Hostel (260 Betten, 100 Zimmer) im Bau. Noch in diesem Jahr soll die Eröffnung sein. Wismar wäre der vierte Standort der Gruppe. Fachjury wählt Favoriten: Die Hansestadt hatte den Löwe-Speicher zum Verkauf ausgeschrieben und daran ein Vergabeverfahren gekoppelt. Es gab fünf Bewerber. Eine bestellte Fachjury hatte nach vorab festgelegten Kriterien eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen. Der Bürgermeister hatte eine sechsköpfige Jury bestellt. Sie setzte sich zusammen aus jeweils einem Vertreter vom Rechtsamt, vom Unesco-Sachverständigenbeirat, vom Sanierungsträger (DSK), von den Abteilungen Liegenschaften und Denkmalschutz der Stadt und der Wirtschaftsförderung. Fünf Bewertungskriterien: Es gab fünf Bewertungskriterien mit unterschiedlicher Wichtung – erstens: Schlüssigkeit des Nutzungs- und Betreiberkonzeptes (30 Prozent); zweitens: Umsetzung städtebaulicher und denkmalpflegerischer Ziele (30 Prozent); drittens: Finanzierungskonzept, Investitionsvolumen und Zeit der Realisierung (20 Prozent); viertens: Eignung der Bewerber durch Vorlage von Referenzen (15 Prozent); fünftens: Mehrwert/Attraktivität für den Alten Hafen und Wismar (fünf Prozent). Danach hatte die Havenhostel Deutschland GmbH gewonnen, nach OZ-Informationen mit komfortablem Vorsprung. Vorgesehen war die Bestätigung im Dezember durch die Bürgerschaft. Anschließend sollte der Gewinner im nächsten halben Jahr sein Konzept weiterentwickeln können, um das Projekt Ende Mai dem Unesco-Sachverständigenbeirat vorzustellen. Der Verkauf ist eigentlich für Juni 2021 vorgesehen. Eigentlich ... Von Heiko Hoffmann