Wismar: Mega-Kran und großer Schiffsblock sorgen für Aufsehen

Kräftige Bauarbeiter ziehen an einem robusten Seil. „Das gibt Muskeln“, scherzt Montageingenieur Matthias Götschke. Er schaut hoch – zur Spitze des neues Werftkrans. Auf die wird am Montagmorgen das Maschinenhaus gesetzt: 15 Meter lang, 15 Meter breit und 140 Tonnen schwer. Die Männer am Boden, die an zwei dünnen Seilen ziehen, sorgen dafür, dass die gelbe Konstruktion in der Luft die richtige Position bekommt und so herabgelassen werden kann, dass alles zusammenpasst. Die Seilzieher haben Glück: Es ist kaum Wind, der das schwere Stück in Bewegung versetzen könnte. Maschinenhaus wird mit Schrauben befestigt: Oben in 66 Metern Höhe warten schon ihre Kollegen darauf, das Maschinenhaus am Unterteil des Krans befestigen zu können. Das passiert mit rund 130 großen Schrauben und Muttern. „Die Arbeiten dauern ungefähr drei Tage“, kündigt Götschke an. Er hat die Baustelle für seine Firma Kocks Ardelt anderthalb Jahre lang vorbereitet. Er ist mit dem Verlauf der Arbeiten zufrieden: „Manchmal brauchen wir wegen des Windes dort oben viele Versuche, bis es passt. Aber heute ist alles problemlos verlaufen“, freut er sich. Matthias Götschke kennt die Wismarer Werft seit seinen Anfängen in der Branche. 1987 war er dabei, als neben der Werfthalle ein Kran installiert wurde. „Es war mein erster Kran, den ich mit aufgebaut habe“, erinnert er sich. Der neue Kran für die Kaianlage wird bald 125 Meter hoch und wohl sein letzter sein. „Bald werde ich 60, dann ist es langsam Zeit für den Ruhestand“, sagt Götschke. Für seine Kranbaufirma aus Eberswalde in Brandenburg ist er in den vergangenen Jahren durch die Welt gereist. Der bislang höchste Auftrag ist ein 145 Meter hoher Kran in Bahrain gewesen. Ein großer Raupenkran hilft bei der Montage: Das Maschinenhaus, das das Logo der MV Werften trägt, ist mithilfe eines Raupenkrans hochgehoben worden. Den hat die Hamburger Firma Thömen aufgestellt. Wenn der Montagekran in einigen Wochen das letzte Stück auf den neuen Werft-Giganten setzt, wird er selbst noch ein Stückchen höher sein – rund 130 Meter hoch. Damit der für das 8-Millionen-Projekt einen sicheren Stand hat, ist extra der Untergrund befestigt worden – unter anderem mit 33 Meter langen Pfählen und einer Spezialmatte. Viel bewegen darf sich der Montagekran nicht. Aber seine Hauptaufgaben sind auch das Hochheben und dann das Festhalten, bis die Teile miteinander verbunden sind. „Nach dem Verschrauben wird der Kran abgehängt“, berichtet Götschke. Im Maschinenhaus wird ein kleiner Kran installiert: Ende nächster Woche wird auf dem Maschinenhaus noch ein Gerüst montiert. Auf der anderen Seite wird Beton als Gegengewicht eingefüllt. Beim genauen Blick auf die gelbe Konstruktion ist eine Klappe zu sehen. „Dort wird später ein kleiner Kran befestigt, mit dem man Teile hoch- und runterholen kann“, erklärt der Montageingenieur aus Eberswalde. Gehe zum Beispiel mal das Getriebe kaputt oder müssen Teile ausgewechselt werden, könnte damit Ersatz transportiert werden. Das Maschinenhaus ist auf drei bereits installierte Teile gesetzt worden – eine 14 Meter hohe Plattform sowie auf ein 25 Meter und ein 27 Meter hohes Turmstück. Etwa 50 Meter kommen nun noch oben drauf – mit dem Lenkersystem. Dann ist der Kran des höchste Bauwerk in Wismar. Blöcke mit Fertigbalkonen nach Rostock gebracht: Er ist einer der größten Montagekrane in Doppellenkerausführung der Welt und bewegt sich künftig auf Schienen an der Kaikante entlang. Gekauft hat ihn das Unternehmen MV Werften für den Bau von Kreuzfahrtschiffen. Seit 2018 werden die Ozeanriesen der sogenannten Global Class an den MV-Werften-Standorten Wismar und Rostock-Warnemünde gebaut. Sie bieten Platz für bis zu 9500 Passagiere und sollen im asiatischen Markt eingesetzt werden. Am Wochenende ist auch ein großer Block für das neue Kreuzfahrtschiff der Global Class von Wismar nach Rostock gebracht worden – auf dem Seeweg. Die Blöcke, die in Wismar entstehen, sind bereits mit Fertigbalkonen ausgestattet. In Rostock-Warnemünde entsteht gerade das Mittelstück des Schiffes. Ende des Jahres soll es nach Wismar transportiert werden, wo es dann komplettiert wird. Und dafür wird der neue Kran gebraucht. Mehr Infos: Zimmer aus Schiffskabinen: So sieht das neue Werfthotel in Wismar aus 125 Meter hoch: Das ist Wismars neuer Kran-Gigant Wismarer liefern erste Kabinen für das größte Kreuzfahrtschiff der Welt Kontakt zur Autorin: Kerstin Schröder Von Kerstin Schröder

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