Wismar: Poeler Kogge bekommt neuen Schiffsmast

„Butterweich ist er rausgegangen.“ Die Crew der Poeler Kogge ist zufrieden. Gerade hat ein Kran den riesigen Schiffsmast nach oben gehoben. Dort hängt er nun und wird von einigen Neugierigen bestaunt. Viele Jahre hat er das Segel des Schiffs getragen, Wind und Wellen standgehalten. Nun ist Schluss. Der Mast wird ausgetauscht. Die Seile sind noch am Stamm befestigt. Ganz oben an der Spitze prangt ein Hansekreuz. Darunter befinden sich eine Fahne und Positionslichter. Alles soll auch an den neuen Mast kommen. Doch bevor es so weit ist, muss der noch bearbeitet werden. Das passiert im Alten Holzhafen, dort, wo normalerweise die Busse auf Kreuzfahrt-Touristen warten. In den nächsten zwei, drei Wochen werden Ralf Asmus und seine Mitarbeiter die letzten Arbeiten an der Kaikante erledigen. „Wir passen die Maße des alten Stammes an den neuen an“, berichtet der Chef der Poeler Bootswerft. Dafür werden beide nebeneinandergelegt. Das übernimmt der Kran. Transport von Poel: Schon am Dienstag ist der neue Schiffsmast von der Insel Poel auf dem Seeweg nach Wismar gebracht worden. Die Kogge hat den Transport, den zwei Sportboote übernommen haben, begleitet. Bei der Ankunft haben die Männer des Shantychor Blänke gesungen und die Schützen ihre Kanonen abgefeuert. „Denn so oft kriegen wir keinen neuen Mast“, begründet Gerd Lemke vom Förderverein der Poeler Kogge, warum ein kleines Showprogramm organisiert worden ist. Der Verein kümmert sich um den Erhalt des Nachbaus einer hanseatischen Kogge aus dem 14. Jahrhundert. Mitgliedsbeiträge, Spenden und die Gelder für Ausfahrten werden für Sanierungs- und Wartungsarbeiten genutzt. Der neue Mast bedeutet auch eine riesige finanzielle Kraftanstrengung. Eigentlich sollte der alte noch länger halten. Vor 17 Jahren ist er auf die „Wissemara“ gesetzt worden. Doch: Baumfäule hat ihm zugesetzt, so dass Ersatz hermuss. Der kommt – wie sein Vorgänger – aus dem niedersächsischen Harz und ist wieder eine Douglasie. Den 32 Meter langen Stamm haben Ralf Asmus und seine Mitarbeiter in den vergangenen Monaten auf dem Gelände der Poeler Bootswerft bearbeitet. Das Mast war so lang, dass er aus dem Grundstück hervorlugte und viele Spaziergänger angelockt hat. „Ständig wurde ich gefragt, wofür der ist und um was für Holz es sich handelt“, berichtet Ralf Asmus. Volle Spendenbox: Er hat eine Spendenbox für den Förderverein aufgestellt und die Leute haben viel Geld gegeben. „Mehr als 2000 Euro sind zusammengekommen“, freut sich der Poeler Bootsbauer. Auch im Wismarer Hafen, wenn seine Crew den Stamm weiter auf seinen künftigen Einsatz vorbereitet, soll die Box wieder aufgestellt werden. Doch mit dem neuen Corona-Lockdown und den somit viel weniger Menschen in der Stadt wird die Spendensammlung vermutlich nicht so ein Erfolg wie auf der Insel Poel, bedauert er. Der alte Mast soll teilweise zu Souvenirs verarbeitet werden. Doch er ist so groß, dass sehr viel Holz übrig bleiben wird, kündigt Gerd Lemke an. Interessierte, die das Holz haben möchten, können sich im Wismarer Baumhaus melden. Vor dem befindet sich der Liegeplatz der Poeler Kogge. Die ist nun mastlos. „Das sieht schon etwas komisch aus“, sagt Peter Strehlow, Chief der „Wissemara“. Er hat sich die Mastentfernung nicht entgehen lassen – genauso wenig wie Kapitän Peter Samulewitz. Die Männer schauen nicht nur gebannt zu, sie machen auch Fotos von der Aktion. Vier Stunden dauert sie insgesamt, immer wieder fängt es an zu regnen. So läuft auch ein wenig Wasser in die Kogge hinein. Denn damit der Mast herausgehoben werden kann, müssen seine Halterungen entfernt werden. So gibt es ein kleines Loch an Deck. Kogge ohne Mast: Doch alles ist gut vorbereitet. Das Herausheben und Ablegen ist schnell geschafft. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde. Die Vorbereitungsarbeiten – das Aufstellen des Krans und das Befestigen der Transportseile – dauern am längsten. Und dann muss auch der neue Stamm noch einmal angehoben und zur Seite gelegt werden, damit beim Anheben des alten Mastes genug Platz ist. Anschließend wird der alte Mast direkt neben den neuen gelegt. So haben die Bootsbauer den direkten Vergleich. Gerd Lemke und die anderen Vereinsmitglieder sind zufrieden. „Bis jetzt hat alles gut geklappt.“ Bleibt nur noch eins: den neuen Mast aufs Schiff setzen. Auch dafür muss wieder ein Kran her. Der Förderverein Poeler Kogge wurde am 14. Februar 2000 in der Hansestadt Wismar gegründet. Vertreten durch den Vorstand sind derzeitig über 330 Mitglieder im Verein tätig. Sie bieten auf dem Nachbau eines mittelalterlichen Schiffes Ausfahrten und Hochzeiten an. Das Schiff ist 31,5 Meter lang und einen Tiefgang von 2,60 Meter. Es ist nach den Daten eines Wracks nachgebaut worden, dass 1997 vor der Insel Poel gefunden wurde. 2001 wurde mit dem Bau begonnen, die „Wissemara“ ist eines der größten europäischen Repliken einer Kogge. Nach der Jungfernfahrt im Sommer 2006 und dem wissenschaftlichen Nachweis der praktischen Fahreigenschaften ist das Schiff unterwegs. Lesen Sie auch Neuer Koggen-Mast in Wismars Hafen geschleppt Wismar: Drei Doktortitel für Akademiker für innovative Ideen Wismar: Zwei Sprayer machen Werbung für legale Graffiti-Kunst Von Kerstin Schröder

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