Wismarer Metal-Band holt dritten Platz beim Platt-Wettbewerb

Plattdeutsch ist nicht tot – auch, wenn Metalbands gern Musik zu eher düsteren Themen machen. Die Wismarer Metaller von Armagenda haben einen ihrer Songs auch auf Platt aufgenommen und damit den dritten Platz beim Musikwettbewerb „Plattbeats“ gewonnen. Dass eine Band, die so raue Musik macht, so gut abschneidet, überrascht die fünf Mitglieder von Armagenda selbst. „Wir freuen uns, dass wir mit unserer Musikrichtung den dritten Platz machen konnten“, berichtet Schlagzeuger Christopher Hentschel. Das hätten die fünf Wismarer so gar nicht erwartet. Der Song „Seelentyrann“ beschreibt, wie schwierig es ist, mit einer negativen Vergangenheit abzuschließen. Text handelt von schweren Gedanken: Es geht um schwere Gedanken, die einen nie ganz loslassen. So lautet eine Textzeile auf Hochdeutsch: „Ein noch junger Gedanke Feuer fängt, sogleich von alten Erinnerungen verdrängt.“ Die Übersetzung auf Platt: „Ihr ’n lütt’n niegen Funken tau Füer ward, is dat för em dörch diene Erinn’rung’n all tau lat.“ Geholfen bei der Übersetzung hat eine Expertin von der Uni Greifswald. „Seelentyrann“ von Armagenda: Die Platzierung beim Wettbewerb hat sich zur Hälfte aus einer Jurybewertung und zur anderen Hälfte aus einer Onlineabstimmung zusammengesetzt. Rückmeldungen von Freunden und Bekannten fielen zwar für den auf Platt aufgenommenen Song durchweg positiv aus – er soll aber trotzdem die Ausnahme bleiben. „Wir hatten ja Hilfe bei der Übersetzung und wir nehmen auch kein Album auf Platt auf“, sagt Christopher Hentschel. Wenige Auftritte während Corona: Live haben die fünf Hansestädter den Song im September mal bei einem kleinen Konzert zum Besten gegeben. Sonst gibt es in Corona-Zeiten aber nur wenige bis gar keine Möglichkeiten für die Band, ihre Songs live zu singen. Auch die Auswertung des Plattbeats-Wettbewerb wurde in diesem Jahr ausschließlich online gestaltet. Eigentlich sollte das Finale im September im Hamburger Club „Logo“ stattfinden. Reichlich Jahre sind ins Land gezogen, das alte Tagebuch von Staub überzogen. Vergessene Tage seit geraumer Zeit verflossen, die Geschichte längst in Beton gegossen. Ein noch junger Gedanke Feuer fängt, sogleich von alten Erinnerungen verdrängt. Irre viele Rückschläge im Bestreben, der Verstand wird niemals Ruhe geben. Sie schleicht sich an behände und still, Vergangenheit, die nicht vergehen will, dank tagaus tagein heimsuchender Rückblenden, wird der Seelenschmerz nur zögernd verenden. Väle Johren sünd in’t Land nu hen gahn, dat olle Dachbauk würr all lang nich upslahn. Vergäten Dach all lang nich mihr dor un tau faten, de Geschicht in hart Beton all lang ingaten. Ihr ’n lütt’n niegen Funken tau Fuer ward, is dat för em dörch diene Erinn’rung’n all tau lat. Jedein Schritt vöran geiht tweimal trüch, rauh gifft dat in dienen Kopp woll nie nich. Sei sliekt sik an as ein Adder so still, vergahne Tiet, de nich vorbi sien will. Dach-in, dach-ut de sülbigen Trüchblennen, dank de warrn de Weihdach nie nich ennen. Den ersten Platz hat die Band Jack Pott aus Bad Schwartau gemacht, den zweiten konnte der niedersächsische Singer-Songwriter Dennis Samel-Martens für sich verbuchen. Der Wettbewerb Plattbeats will beweisen, dass Platt nicht nur etwas für Shantychöre ist. Der Songwettbewerb belegt seit Jahren das Gegenteil und vereint Lieder verschiedenster Stilrichtungen mit der plattdeutschen Sprache – ob Pop, Hip-Hop oder Metal. 2020 ging Plattbeats in die mittlerweile dritte Runde. Lesen Sie auch Wismar: Geld für besseren Brandschutz in Georgen-Kirche Autorin Daniela Dahn liest in Wismar Zimmer frei: Studentenheime in Wismar haben noch Platz Von Michaela Krohn