Wismarer sagen „Ja“ auf Deutschlands höchstem Berg

Einen Traum haben sich am Mittwoch Jan Ruske und Sabine Wilke erfüllt. Die Wismarer haben „Ja!“ auf Deutschlands höchstem Berg gesagt. Für die Hochzeit auf der Zugspitze (2962 Meter) haben sie 900 Kilometer nach Garmisch-Partenkichen unter die Räder genommen. Mit Dirndl und Lederhose: Und wenn schon in Bayern geheiratet wird, dann standesgemäß. Die Braut hat sich für ein zünftiges Dirndl entschieden, der Bräutigam für ein Lederhosen-Outfit. „Es war traumhaft, einen schöneren Ort für unsere Hochzeit hätten wir uns nicht aussuchen können“, schwärmt Sabine, die für ein Schweriner Unternehmen als medizinisch-technische Assistentin tätig ist und jetzt Ruske heißt. Sekt auf dem Gipfel: Nach der Trauung in 2600 Meter Höhe begab sich die Hochzeitsgesellschaft – Familie und Freunde – auf den Gipfel. Bei neun Grad und herrlicher Berglandschaft mit sogar noch etwas Schnee gab es auf 2962 Metern einen Sektempfang. Jan Ruske: „Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen, als hier zu heiraten. Wir sind überglücklich.“ Begehrte Location: Etwa 70 Paare geben sich jährlich auf der Zugspitze das Ja-Wort. Einmal im Monat, an einem Mittwoch, finden Trauungen in der Außenstelle des Standesamtes Garmisch-Partenkirchen statt. Die Anmeldung für den Sommer gleicht einem Krimi. Frühestens sechs Monate vor dem Wunschtermin ist die Anmeldung möglich. „Einen Termin zu bekommen, ist wie ein Lottogewinn“, sagt Jan Ruske. Der IT-Ingenieur von der Basis GmbH in Wismar und Sabine hatten vor einem halben Jahr das erste Fax um 23.59 Uhr und das zweite sicherheitshalber um 0.01 Uhr abgeschickt. Mit Erfolg. Berg statt Poeler Kogge: Warum wollen zwei Nordlichter (beide 55) ausgerechnet auf Deutschlands höchstem Berg heiraten? „Eigentlich wären wir schon verheiratet gewesen. Wir hatten uns den 12. Juni auf der Poeler Kogge ausgeguckt“, lacht Jan Ruske. Später habe das Standesamt Wismar unter dem Hinweis, dass dann das Hafenfest stattfindet, den Termin gecancelt. Das war lange vor Corona. „So sind wir auf die Zugspitze gekommen. Unsere Freunde meinten zu uns, dass das auch viel besser zu uns passt“, erzählt Sabine. Sie mögen es extremer: Mit den beiden Wismarern haben sich zwei Menschen gefunden, die es gerne extremer mögen: Fallschirmspringen, mit dem Rad von Hamburg nach Dresden fahren, 3000 Höhenmeter an einem Tag auf Teneriffa zu Fuß bewältigen, die Alpen mit dem Rucksack überqueren, Marathon laufen – gemeinsam schon viermal in Berlin. Frei nach dem Motto von Johann Wolfgang von Goethe „Nur wo Du zu Fuß warst, bist Du auch wirklich gewesen“ sind Sabine und Jan im Jahr 2016 das erste Mal die Zugspitze hochgewandert. Damals als Vorbereitung für Afrikas höchsten Berg, den Kilimandscharo in Tansania (5895 Meter). Vor sechs Woche Nase voll gehabt: Als ultimative Hochzeitsvorbereitung sind beide vor sechs Wochen zum zweiten Mal die Zugspitze hochgestiefelt. Jan erinnert sich an die zehnstündige Tour: „Wir sind bei 15 Grad losgegangen, oben hatten wir fast null Grad. Unterwegs fing es stark an zu regnen und zu stürmen. Sabine war klitschnass und durchgefroren. Sie hat gesagt: ,Das mache ich nie wieder!’ Als wir mit der Seilbahn runtergefahren sind, war die Welt aber schon wieder fast in Ordnung.“ Der Tag der Hochzeit verlief entspannter. Mit der Zahnradbahn ging es 2600 Meter hoch auf das Zugspitzplatt. Nach der Hochzeit im Gletscherrestaurant „Sonnalpin“ mit Trauzimmer fuhr die Gesellschaft mit der Gletscherbahn auf den Gipfel. Gefeiert wurde nach einer Tour mit einem Oldtimerbus in einer Berghütte mit Blick auf Garmisch und die Bergwelt. Immerhin, eine Hängebrücke und eine kurze Wanderung musste das Brautpaar dann doch noch absolvieren. Ganz ohne Wandern geht es auch am Hochzeitstag nicht. Nachfeier auf der Wissemara: In Wismar, wo sich die beiden vor sechs Jahren im Wonnemar kennengelernt haben, werden die Hochzeitsfeierlichkeiten enden. Für Sonntag sind Freunde und Arbeitskollegen auf die Poeler Kogge geladen. Wenn es Corona zulässt, soll es nächstes Jahr nach Peru gehen. Und was kommt noch? Jan würde gerne einen Siebentausender bezwingen. Zu dem Abenteuer hat Sabine aber noch nicht „Ja“ gesagt. Lesen Sie auch Das sind Wismars beliebteste Hochzeitstermine 2020 Hochzeiten in Corona-Zeiten: Darum wurden nur wenige Hochzeiten in Mecklenburg abgesagt Paar fährt mit dem Truck zum Wismarer Standesamt Corona-Krise in MV: Weniger Paare sagten Ja Von Heiko Hoffmann