Wismarer sprüht Marktplatz auf den Bahnhof

Den Wismarer Marktplatz gibt es jetzt zweimal in der Stadt. Daniel Wrede hat das Ensemble mit den historischen Gebäuden am Bahnhof noch einmal neu aufleben lassen und dafür zu bunten Sprühdosen gegriffen. Im Auftrag der Deutschen Bahn hat der Fassadenkünstler den Ein- und Ausgangsbereich optisch verschönert. Viele Passanten sind von der Darstellung begeistert, auch Katja Mausner (27), die jeden Morgen mit dem Zug zur Arbeit nach Wismar fährt: „Das ist toll geworden, man bekommt richtig Lust, in die Stadt zu gehen.“ Längere Motivsuche: Die Menschen, die von den Zügen kommen, sehen den Marktplatz. Die, die wegfahren, eine historische Dampflok mit Fahrgästen. Wie Daniel Wrede berichtet, ist das Motiv in Zusammenarbeit mit dem Denkmalamt und der Bahn ausgewählt worden. „Es war ein längerer Prozess, bis wir auf einen Nenner gekommen sind“, erzählt er. Für die Umsetzung hat der 35-jährige Wismarer nicht sehr lange gebraucht – nur wenige Tage. „Die Fläche war ja nicht übermäßig groß“, erklärt er. Nach seiner Ausbildung zum Zahntechniker hat er angefangen, sich für das „klassische“ Graffiti zu interessieren und es selber auszuprobieren. Im Frühjahr 2008, nach einem angefangenen Grafik Design Studium, kommt ihm die Idee, als freischaffender Künstler zu arbeiten. Auch weil er viele Anfragen zur Wandgestaltung von Privatpersonen und auch von Firmen bekommt. So macht er im August des gleichen Jahres sein Hobby zum Beruf. Mit Ergebnis zufrieden: Daniel Wrede arbeitet mit Sprühtechniken und Lackfarben auf Nitro- oder Acrylbasis. Meist hat er dabei „Musik auf den Ohren“ – auch als er den Bahnhof aufhübscht. Doch der Künstler sieht, wie ihm Fahrgäste begeistert zunicken. Mit dem Ergebnis ist er zufrieden. Eigentlich sollte das auch groß bei einem Pressetermin vorgestellt werden. Doch der ist wegen des Corona-Lockdowns ausgefallen. Wie die Deutsche Bahn mitteilt, sind neben der Fassadengestaltung noch weitere Maßnahmen durchgeführt worden, um den Wismarer Bahnhof zu verschönern. Die alten Abfallbehälter, Ascher und Vitrinen hat das Unternehmen durch neue ersetzt. Das Dach wurde saniert, der Bahnsteigbelag für das Blindenleitsystem ausgetauscht. Außerdem sind der digitale Reiseanzeiger, der Taubenschutz und das Wegeleitsystem erweitert worden. 35 Bahnhöfe: Der Wismarer Bahnhof ist einer von 35 Standorten in der Region Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, die bis zum Jahresende modernisiert werden. Die kleineren Verschönerungsmaßnahmen, wichtigen Renovierungsarbeiten oder Sanierungen werden durch das Sofortprogramm des Bundes für Handwerksbetriebe finanziert und durch die Deutsche Bahn kurzfristig umgesetzt. Lesen Sie auch: Wismar: Schottel zieht Großauftrag für Schiffsantriebe aus Russland an Land „Das ist eine echte Win-Win-Situation“, sagt Jeannette Winter, Leiterin des Regionalbereiches Ost der DB Station&Service AG. „Dank des Sofortprogramms erreichen wir für unsere Kunden schnell eine sichtbare Aufwertung unserer Bahnhöfe. Gleichzeitig profitieren regionale und mittelständische Handwerksbetriebe. Künstler Daniel Wrede macht auch im Winter seinen Job weiter – wegen der kälteren Temperaturen dann aber vor allem im Innenbereich. Sein nächstes Projekt hat er in der Gemeinde Hohenkirchen. Dort gestaltet er ein großes Pumpwerk. Von Kerstin Schröder