Witziges Biest und freche Belle – so war „Die Schöne und das Biest“ in Wismar

Die Geschichte „Die Schöne und das Biest“ wurde spätestens mit den Walt-Disney-Filmen und der dazugehörigen Musik bekannt. Als Familienmusical in der Version des Theater Liberi war das Stück am Donnerstag- und Freitagnachmittag im Wismarer Theater zu Gast und sorgte jeweils für ein ziemlich ausverkauftes Haus. Eine süße Belle aus Gadebusch: Am Donnerstag genoss Liona Komm (8) aus Gadebusch das Familienmusical. Die Kleine fiel mit ihrer Verkleidung besonders auf, sie sah aus wie eine echte Belle, eine Prinzessin im goldenen Kleid mit Krönchen und Jäckchen. „Ich mag die Geschichte, das Biest wird ja richtig nett“, erzählte sie. Das Kleid ist ihr Faschingskostüm. „Das passte ja ins Theater!“ Das Musical fand sie lustig. Dem Autor Helge Fedder ist eine kindgerechte Mischung mit Spannung und guter Situationskomik gelungen. „Da können sogar wir Erwachsenen lachen“, freute sich Renate Rosenburg (75). „Das Biest wird sehr gut dargestellt, das war ein toller Nachmittag“, dankte sie. Bekannte Geschichte: Die Geschichte ist schnell erzählt. Ein Kaufmann will seiner liebsten Tochter, der schönen und guten Belle, eine Rose von seiner Reise mitbringen. Die findet er in einem unbekannten Schlossgarten, der Schlossherr, das Biest, fordert „ein Leben für eine Rose“. Der Mann soll im Schloss bleiben, seine Tochter geht aber für ihn. Das Theater Liberi setzt die Geschichte natürlich mit Musik und viel Humor um. Musikalisch reichte das Spektrum bis zum Schlager mit Elektroorgel, leicht rockigen und jazzigen Stücken, immer mit eingängigen Texten und Ohrwurmmelodien. Das Lied „Lach doch einfach mit“ sangen bei der Zugabe viele Kinder mit. Spannende Charaktere: Vladislav Weis spielte den verzauberten Prinzen, der wegen seines schlechten Lebenswandels in ein hässliches Biest verzaubert wurde. Und er ließ mit seiner strengen und griesgrämigen Art seine kleinen und großen Gäste im Wismarer Theater so manches Mal herzhaft lachen. Belle dagegen – Elisabeth Kirch spielte und sang wunderbar – war wunderbar frech, emanzipiert und gleichzeitig herzlich. Die Wortgefechte zwischen beiden ließen auch die Erwachsenen lachen. Er: „Du bist eine furchtbare Nervensäge!“ Sie: „Danke!“ Doppelrollen: Auch alle anderen Darsteller spielten kindgerecht überzeichnet, angefangen von den Schwestern (Martina Pallinger, Alicia Wagner) und dem Antihelden Taureau (Markus Peters), der vor lauter Selbstverliebtheit gleich alle drei Schwestern anbaggert. Zusammen mit Belles Vater (gespielt von Dennis Wilkesmann) schlüpften diese Nebencharaktere auch gleichzeitig in die Rollen der Schlossbewohner des Biestes, ohne dabei an Teekanne und Co. aus Disneys Filmversion heranzukommen. Wichtige Botschaft: Die Botschaft der Geschichte und des Musicals war selbst für die Jüngsten im Publikum eindeutig. Das Äußere ist nicht wichtig. „Sieh mit dem Herzen!“, sagt das Biest zu seiner Belle. Und den Satz, den Belle sagen muss, um das Biest zu befreien, kannten viele Kinder zum Glück. „Sag: ‚Ich liebe dich‘“, raunte es aus vielen Kindermündern im Publikum. Belle: „Ich liebe dich doch nur, ganz egal, wie du gerade aussiehst!“ Historische Vorlage: „Die Schöne und das Biest“ ist ein alter Stoff, der historisch auf ein französisches Volksmärchen zurückgeht. Erstmals hat die Französin Gabrielle-Suzanne de Villeneuve 1740 die Geschichte veröffentlicht, der Hintergrund stammt allerdings aus einer Märchensammlung aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. In vielen Ländern gibt es über die Jahrhunderte Abwandlungen des Stoffs. Das Motiv – der Vater muss dem Biest seine liebste Tochter bringen – ist noch älter. Bereits im Alten Testament gibt es die Geschichte von Jephtha, der seine Tochter Gott weihen muss. Bei den Gebrüder Grimm wird die Geschichte im weniger bekannten Märchen vom „Singenden springende Löweneckerchen“ weitererzählt. Lesen Sie außerdem: Japaner trommeln Wismarer von den Theatersitzen Über die Autorin Von Nicole Hollatz