Wo Musik draufsteht, ist auch Kunst drin

In der Wismarer Musikschule steckt mehr drin, als der Name verrät. Britta Barth kann ein Lied davon singen. „Wenn ich erzähle, dass ich an der Musikschule unterrichte, werde ich immer gefragt, welches Instrument“, sagt die 56-Jährige und lacht. „Dass es auch Kurse für Bildende Kunst, Tanz oder Theater gibt, wissen viele nicht.“ Doch in der Hansestadt hat die Musikschule eine besondere Tradition. „Hans Mühlemann hat sich einst dafür eingesetzt“, sagt Britta Barth, die dessen Nachfolgerin ist. Zu DDR-Zeiten sei ein breit gefächertes Angebot an Musikschulen üblich gewesen, wurde in den meisten Städten dann aber wieder gestrichen. In Wismar nicht, Mühlemann hat dafür gekämpft. Dieses Engagement trägt heute noch kreative Früchte. Ein Beispiel ist Lara Moldenhauer, seit zehn Jahren Schülerin von Britta Barth. Schon zweimal hat die Wismarerin bei dem Kunstwettbewerb „NWM kreativ“ Preise abgeräumt. Die 18-Jährige macht derzeit ihr Abitur und will danach Kunst studieren. „Schon seit ich Kind bin, beschäftige ich mich mit der Kunst“, erzählt die Schülerin. „Dass ich Kunstlehrerin werden will, habe ich allerdings erst Ende der elften Klasse beschlossen.“ Und mit dem Entschluss begann die Arbeit. „Für die Bewerbung musste ich an den Hochschulen eine Mappe mit meinen Werken abgeben.“ Sie möchte in Nürnberg oder Leipzig studieren. Stundenlang hat sie mit ihrer Lehrerin Britta Barth ausgewählt, welche Bilder in welche Mappe gepackt werden. „Da mein Freund für sein Studium ebenfalls nach Nürnberg will, wäre das meine erste Wahl“, so die Abiturientin. Lara Moldenhauer malt am liebsten realistische Bilder. „Abstrakte Werke fallen mir noch schwer“, sagt sie. An dem Kurs von Britta Barth schätzt sie, dass sie sich ausprobieren kann. „Wir üben viele verschiedene Techniken und können unseren eigenen Stil einbringen “, sagt die Nachwuchs-Künstlerin. „Bei gutem Wetter findet der Unterricht auch mal draußen statt.“ Malen, Zeichnen, Druckverfahren wie Holzschnitt, Linoldruck und Radierungen oder plastische Formen — die gebürtige Berlinerin Britta Barth überlegt sich stets neue Aufgaben für ihre Schüler. „Mein Ziel ist es, die Freude am künstlerischen Gestalten und die eigene Kreativität zu fördern“, sagt die Kunstlehrerin, die derzeit 110 Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 19 Jahren unterrichtet. „Zudem wird die Fantasie gefördert.“ Durch Gruppenunterricht, gemeinsame Malwochenenden und Ausstellungen werde das Zusammengehörigkeitsgefühl gestärkt. Gemeinsame Projekte mit der Theaterklasse gehören ebenfalls dazu. Lara Moldenhauer wird den wöchentlichen Unterricht vermissen. „Aber wer weiß, vielleicht komme ich ja irgendwann als Kunstlehrerin wieder zurück in meine Heimat“, sagt sie und lacht. Kunst an der Musikschule Kinder und Jugendliche im Alter zwischen sechs und 19 Jahren können an dem Kurs „Bildende Kunst“ teilnehmen. Er findet wöchentlich statt und dauert je anderthalb Stunden. Auch für Erwachsene gibt es ein Angebot. Die Werke werden regelmäßig ausgestellt, so jüngst im Baumhaus unter dem Titel „Das Nilpferd und die Feder“. Neben Kunstkursen kann an der Musikschule auch getanzt und geschauspielert werden. Das nächste Stück des Theaterensembles wird am 4. Juli um 19.30 Uhr und 5 . Juli um 17 Uhr im Theater Wismar aufgeführt: Verirrt, verwirrt, verzaubert. Ein Schauspiel nach Shakespeares „Ein Sommernachtsraum“ • Internet: musikschule.wismar.de Vanessa Kopp

Wismar - Wo Musik draufsteht, ist auch Kunst drin