Wolf am Lenensruher Weg in Wismar gesichtet

In Wismar wurde erstmals ein Wolf unmittelbar bei Wohnhäusern gesichtet. Eine Anwohnerin vom Lenensruher Weg hat das Tier am Dienstag aus dem Auto heraus gefilmt. Gegen 4 Uhr, zu nachtschlafender Zeit. Der Wolf hatte sich am Containerstellplatz Ecke Arndtstraße/Lenensruhe aufgehalten. 200 Meter weiter befindet sich eine Grundschule. Als er sich vom Auto gestört fühlte, lief der Wolf in Richtung Eisenbahnbrücke und weiter zum Lenensruher Teich. Experten sind sich sicher: Mehrere Jäger, denen die OZ das Video übermittelt hat, sind überzeugt, dass es sich um einen Wolf handelt. Auch wenn das Video nicht die beste Qualität hat, sagt Uwe Wandel, Wolfsbeauftragter in Nordwestmecklenburg und in der Gemeinde Gägelow zu Hause: „Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Wolf.“ Wandel wiederum hat das Video an Norman Stier von der TU Dresden weitergeleitet. Der Experte ist für das Wolfsmonitoring in Mecklenburg-Vorpommern verantwortlich. Auch der sei sich sehr sicher, dass es sich um einen Wolf handelt. Das glaubt auch der Wismarer Jäger Maik David: „Ich habe Wölfe bisher nur in Tierparks und auf Videos gesehen. Das Bewegungsbild und der Körperbau passen für mich. Wenn man auch andere Videos sieht, ist eine sehr große Ähnlichkeit zu erkennen.“ Familienvater ist zwiegespalten: Am Lenensruher Teich ist Frank Timm zu Hause. Das Landschaftsschutzgebiet rund um den größeren Mühlenteich ist ein guter Rückzugsort für Tiere. Frank Timm hat schon Waschbären, Marderhund, Wildschweine und Biber gesehen. „Warum nicht auch einen Wolf?“ Erzählt werde, dass ein Wolf beim benachbarten ÖSW-Gelände (Ökologischer Schulort Wismar) und bei einem Gartenweg zwischen Bahnlinie und Arndtstraße gesichtet wurde. Hat er Angst vor dem Wolf? „Ich bin zwiegespalten“, sagt der Familienvater. Wissenschaftler würden dazu neigen, die Gefahr runterzuspielen, vom Dramatisieren halte er auch nichts. Wenn der Wolf aber in die Städte komme, könnte es in einigen Jahren ein Wolf-Mensch-Problem geben. Lesen Sie auch Wolf in Sievershagen bei Rostock gesichtet? Mann dreht Video von Tier Experten sagen: Einzelne Wölfe durchstreifen Wälder bei Wismar Wismar: Diskussion um Entnahme von Wölfen Das hofft der Wolfsbeauftragter Uwe Wandel nicht. Hysterie lehne er ab. Er wolle nichts beschönigen, aber auch nicht verteufeln. „Ich denke, niemand in der Stadt sollte vor einem Wolf Angst haben müssen.“ Der Wolf, den er im Video gesehen hat, sehe gesund und nicht abgemagert aus. Wandel fragt sich, ob der Wolf auf der Durchreise oder ob er schon angekommen ist. Seine Vermutung: „Ich gehe davon aus, dass er schon ein Weilchen hier lebt.“ Von einem Rudel um Wismar herum geht er noch nicht aus. Das dürfte aber nur eine Frage der Zeit sein. Der Wolf rückt näher: Wölfe fühlen sich in Mecklenburg-Vorpommern immer wohler. In vielen Landkreisen streifen sie in Rudeln oder als Einzelgänger durch die Landschaft. In Rostock-Sievershagen wurde ein Wolf am Donnerstag gegen 7 Uhr bei einem Einfamilienhauswohngebiet gesehen. Vermutet werden Wölfe im Züsower Forst. Gesichtet wurde ein Wolf im letzten Jahr zwischen Hof Redentin und Alt Farpen und bei Zarnekow. Jäger beobachtet Wolf bei Hoben: Dass Wölfe immer näher an Wismar heranrücken, bestätigt auch Ulrich Kändler. Er hat im Oktober letzten Jahres einen Wolf nahe des Radweges zwischen Hoben und dem Ostseeblick auf einem Feld gesehen. Es war gegen 1 Uhr. Kändler war auf einem Ansitz, als sich dem Jäger ein besonderes Schauspiel bot. Ein Wolf lief hinter einer Rotte Wildschweinen her. Das ist ungewöhnlich. Die drehten den Spieß um und liefen auf den Wolf zu. So ging das einige Male hin und her, bis sich der Wolf verzog. Ulrich Kändler vermutet, dass der Wolf auf der Nahrungssuche mehr Risiken eingeht. „Dass er sich bewohnten Gebieten nähert, ist eigentlich ungewöhnlich. Man denkt, der Wolf ist weit weg, und dann ist er doch so nah.“ Perspektivisch werde man nicht umhinkommen, über eine Bestandsregulierung wie in anderen Ländern nachzudenken. Bis auf die Inseln Poel und Rügen sei ganz MV zum Wolfsgebiet erklärt worden, sagt Uwe Wandel. Der Wolfsbeauftragte ist sicher: „Der Wolf wird bleiben. Ich glaube nicht, dass es noch einmal eine so große Lobby geben wird, um das Tier auszurotten.“ Landwirte und Tierhalter müssten sich rechtzeitig darauf einstellen, damit der Wolf gar nicht erst auf den Geschmack von Haustieren komme. Schutzmaßnahmen werden gefördert. Von Heiko Hoffmann

Wolf am Lenensruher Weg in Wismar gesichtet – Video sorgt für Aufsehen