Zum Schutz vor Corona: Ämter in Region Wismar machen dicht

Die Amtsverwaltungen in der Region Wismar wollen ihre Mitarbeiter und die Einwohner vor dem Coronavirus schützen. Die Amtsgebäude bleiben bis auf weiteres für Besucher geschlossen. Zutritt wird nur noch in Ausnahmefällen gewährt. Und nach Terminabsprache. „Wir prüfen im Einzelfall, ob das Anliegen dringend ist“, sagt Eckhard Rohde, Leitender Verwaltungsbeamter des Amtes Dorf Mecklenburg-Bad Kleinen. Er nennt Beispiele. Jemand braucht eine Meldebescheinigung, weil er ein polizeiliches Führungszeugnis für eine neue Arbeitsstelle beantragen muss. Oder ein Bürger will ein Visum beantragen und benötigt dafür einen Reisepass. Hat er den schon beantragt, kann er ihn auch abholen. Oder: Ein Paar möchte sich zur Eheschließung anmelden. Auch Sterbefälle werden weiterhin im Standesamt beurkundet. Eheschließung ist weiter möglich: Heiraten Paare in diesen Zeiten, wenn sie keine große Feier ausrichten dürfen? Die Eheschließung ist möglich. Dem Trauakt dürfen lediglich 17 Gäste beiwohnen, denn maximal 20 Personen sind in einem Raum erlaubt, wenn sie den vorgegebenen Abstand von anderthalb Metern einhalten. „Wir haben nur einen kleinen Trauraum in unserem Amtsgebäude“, sagt Eckhard Rohde. Für ihn und seine 37 Mitarbeiter – die meisten sind Frauen – geht der Betrieb so normal wie möglich weiter. „Rechnungen kommen rein, die müssen wir begleichen. Das Wohngeld müssen wir auszahlen und so weiter. Wir versuchen, den normalen Betrieb aufrechtzuerhalten, ohne Einschränkungen, nur dass der Publikumsverkehr auf das notwendige Maß zurückgefahren wird. Anträge können schriftlich gestellt werden, im Internet oder per Mail, da sind wir flexibel. Lesen Sie auch: Liveticker zur Coronavirus-Lage in MV: Das ist die Situation am Freitag „Nur wenn ich eine Unterschrift vom Bürger brauche, dann muss ich sie einholen“, erklärt der Verwaltungschef. Alle Bürger hätten auch Verständnis für diese Maßnahmen. „Ich habe noch keinen erlebt, der sich aufgeregt hat. Die Schließung dient ja auch dem Schutz der Bürger. So erhält er einen Termin, kann kommen und sein Anliegen wird bearbeitet.“ Ein voller Wartesaal wird vermieden. Vollstreckungen werden ausgesetzt: Eingeschränkt wurde die Tätigkeit der Ordnungsamtsmitarbeiter. „Wir haben das ganze Vollstreckungswesen auf null gefahren. Wer zum Beispiel seine GEZ-Gebühren oder seine Knöllchen nicht bezahlt hat, der wird damit jetzt nicht belastet. Die Bürger haben in dieser Situation den Kopf voll“, begründet der Verwaltungschef. Außerdem verjähren diese Forderungen nicht. Kein Homeoffice für Verwaltungsmitarbeiter: Und die Mitarbeiter? Können sie im Homeoffice, also von zu Hause, arbeiten, um Kontakte einzuschränken? „Das kann nur unser EDV-Mann“, sagt Rohde und lacht. Viele Gründe sprechen dagegen, vor allem der Datenschutz. „Wir brauchen die Verwaltungsakten zum Arbeiten, fast jeder von uns geht mit personenbezogenen Daten um. Die meisten Mitarbeiter müssten den privaten Rechner nutzen, weil wir zu wenige Dienstrechner haben. Da geht man auch ein Risiko ein. Wer kann garantieren, dass sein Rechner nicht verseucht ist und dass die Familienangehörigen nicht den Rechner benutzen.“ Nicht zuletzt gebe es kein schnelles Internet auf dem Lande. Disziplin und Desinfektion gefragt: So kommen die Verwaltungsmitarbeiter nach wie vor ins Dienstgebäude. „Sie sind sehr diszipliniert, halten die Abstände ein“, berichtet der Chef. Seit zwei Jahren gibt es Spender mit Desinfektionsmittel. Dafür habe man Nachschub ordern können. Für Mitarbeiterinnen, die ihre Kinder zu Hause betreuen müssen, weil Kita und Schule geschlossen sind, gibt es flexiblere Arbeitszeiten. Sie können später kommen oder Überstunden abbummeln oder werden notfalls auch unbefristet freigestellt. „Wir machen’s so, wie es jeder im Einzelfall möchte“, sagt der Amtsleiter. Bislang habe er alle Kollegen an Bord. Gemeindevertreter beraten dringende Anliegen: Abgesagt sind aktuell alle Sitzungen der beratenden Ausschüsse in den Gemeinden. Die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker kommen nur noch zusammen, wenn es um dringende Entscheidungen geht. „Es muss abgewogen werden, was wirklich dringend ist“, sagt Eckhard Rohde. Der Verwaltungschef erwartet einen Erlass des Innenministers dazu, wie die Kommunalparlamente zu verfahren haben. Es wird Gemeindevertreter- oder Hauptausschusssitzungen geben. Dabei müssen die Abstandsregelung und die maximale Anzahl von 20 Anwesenden im Raum eingehalten werden. Amtsausschuss abgesagt: Weil das nicht gewährleistet war, wurde die Sitzung des Amtsausschusses Dorf Mecklenburg-Bad Kleinen am Donnerstagabend abgesagt. Ihm gehören 18 Mitglieder an, plus interessierte Einwohner wären es mehr als 20 Personen gewesen. Stattdessen findet eine nichtöffentliche Sitzung des Hauptausschusses statt. Laut Städte- und Gemeindetag, so Rohde, würden die Regelungen zum Abstand und zur maximalen Personenzahl in Räumen nicht für Gemeindevertretungen zutreffen. Letzten Endes muss jeder Gemeindevertreter für sich entscheiden, ob er in Zeiten von Corona an Sitzungen teilnimmt. Das Amt Neuburg bearbeitet dringende Anliegen nach telefonischer Rücksprache. Die Zentrale ist unter 038426/4100 zu erreichen: montags, mittwochs und freitags von 9 bis 12 Uhr, dienstags von 9 bis 17.30 Uhr und donnerstags von 9 bis 15.30 Uhr. Bürger können ihre Anliegen auch per Mail an zentrale@amt-neuburg.eu einreichen. Weitere Mail-Adressen und aktuelle Infos im Internet: www.amt-neuburg.de In Dorf Mecklenburg ist der Amtsleiter Eckhard Rohde in dringenden Fällen zu erreichen unter Telefon 03841/798212 oder 0175-2673484. Die Verwaltung der Stadt Neukloster und des Amtsbereiches Neukloster-Warin bittet die Einwohner, zwecks Terminabsprache telefonisch, per Brief oder E-Mail Kontakt aufzunehmen: 038422/4400 oder 44012, E-Mail an info@neukloster.de sowie Unterlagen, Briefe usw. in den Briefkasten zu werfen oder diese mit der Post zu versenden an Hauptstraße 27 in 23992 Neukloster. Mehr zum Thema: NWM eröffnet zweites Abstrichzentrum – ein Infizierter ist aus Wismar Ostseeklinik geschlossen: Corona-Fall auf der Insel Poel Einkaufen aus Langeweile? Verkäufer in Wismar beklagen fehlende Rücksicht Boom in Wismars Gartenmärkten: Jetzt wollen alle ihr Zuhause verschönern Von Haike Werfel