Stralsunds erste Straßenbahn fuhr 66 Jahre lang

Die Grünen wünschen sich eine Straßenbahn für Stralsund. Oberbürgermeister Alexander Badrow (CDU) sprach sich für eine autonome Straßenbahn vom Hauptbahnhof bis zum Hafen aus. Donnerstagabend entschied die Bürgerschaft, dass der Vorschlag in den Ausschüssen diskutiert werden soll. 66 Jahre lang fuhr eine Straßenbahn durch Stralsund: Eine elektrische Straßenbahn durch Stralsund gab es bereits. Sie fuhr vom 25. März 1900 ganze 66 Jahre lang. Die Bahn sollte von „7 Uhr früh bis 10 Uhr abends“ fahren, wie die „Stralsundische Zeitung“ an dem Tag der Inbetriebnahme schrieb. Zwei Jahre zuvor war der Bau der Straßenbahn vom Bürgerlichen Kollegium beantragt worden. Die „Elektrische“, wie sie die Stralsunder nannten, sollte „vorläufig in jede Richtung aufden Strecken: Hafenbahnhof – Hauptbahnhof alle 15 Minuten, Werftstraße (heute Hafenstraße, Anm. der Red.) – Frankendamm alle 30 Minuten, Mönchstraße – Knieperdamm alle 30 Minuten“ fahren, schrieb die „Stralsundische Zeitung“. Keine Kontrollen und keine Haltestellen: Der anfängliche Fahrpreis von 10 Pfennig wurde in eine Zahlbox geworfen. Kontrollengab es jedoch nicht. Erst 1916 kassierten die Schaffnerinnen. Auch Haltestellen gab esnicht. Die Bahnen wurden per Zuruf angehalten, oder die Fahrgäste sprangen einfach raus. Bereits 1903 wurden die Gleise verlegt. Von der Mönchstraße wanderten die Gleise auf den Apollonienmarkt, die Ossenreyerstraße, den Alten Markt und die Knieperstraße. Durch die zwei Bahnstrecken, die sich so kreuzten, entstand das Ostkreuz. Betrieb musste zweimal still gelegt werden: Nach 22 Jahren wurde im November 1922 erstmals der gesamte Betrieb eingestellt. Grund dafür war die Inflation. Erst im August 1924 konnte die Bahn wieder in Betrieb genommen werden. Ab da kostete die Fahrt mit der „Elektrischen“ 15 Pfennig. Zwanzig Jahre später musste die Straßenbahn erneut stillgelegt werden. Zur Mittagszeit des 6. Oktobers 1944 wurde bei dem Bombenangriff auch das Straßenbahndepot in der Hafenstraße schwer beschädigt. Im Dezember 1947 wurde der Betrieb erneut aufgenommen. Nach 66 Jahren ist Schluss: Doch bereits 1960 wurde der erste Teil der Bahnstrecke endgültig eingestellt. Zwischen dem Hauptbahnhof und dem Ostkreuz gab es keinen Verkehr mehr. Nur sechs Jahre später, im Jahre 1966, wurde der gesamte Straßenbahnverkehr zugunsten des Omnibusses aufgegeben. Am 7. April fuhr das letzte Mal eine Straßenbahn durch Stralsund. Doch wenige Tage nach der Auflösung, am 24. April, fuhren noch einmal zwei Triebwagen zwischen Frankendamm und Kniepertor für Filmaufnahmen der deutschen Film AG. Nach der Streckenauflösung und dem damit verbundenen Verkauf kehrte nur einmal ein Wagen in die Hansestadt zurück. Zum Jubiläum „100 Jahre Elektrizität und Straßenbahn“ wurde der TW15 im Juni 2000 als Leihgabe vor dem Kulturhistorischen Museum aufgestellt. Schienen bei Sanierungen geborgen: Bei der Sanierung des Frankendamms wurde ein kleines Stück der Originalschienen geborgen. Dieses wurde 2010 zur Erinnerung an die Straßenbahn an der Haltestelle Gartenstraße in die Fahrbahn eingebaut. Stralsund soll Straßenbahn bekommen Straßenbahn für Stralsund: Imagegewinn oder Millionen-Grab Christin Tute

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