Vor zehn Jahren hätte das wohl niemand für möglich gehalten: Gefühlte Massenarbeitslosigkeit bestimmte noch bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts die Stimmung im Nordosten. Die drei wichtigsten Forderungen, denen sich damals jeder Politiker stellen musste, hießen: Jobs, Jobs, Jobs.
Die sind jetzt da. Rund um Rostock und westlich von Schwerin, wo viele zur Arbeit nach Hamburg pendeln, sind nach offizieller Zählweise nur noch 5,6 Prozent der Erwerbstätigen arbeitslos. Fachleute schließen sogar eine Vollbeschäftigung für die kommenden Jahre nicht aus. Denn die Überalterung der Gesellschaft geht weiter: Hunderte Fachkräfte gehen jeden Monat in MV in Rente. Und die Jungen, die ihren Platz einnehmen könnten, sind nicht in Sicht.
Für Arbeitnehmer ist es natürlich nicht das Schlechteste, wenn Arbeitgeber um sie werben müssen. Für Firmen steht dagegen schlimmstenfalls die Existenz auf dem Spiel, wenn auf Dauer Personal fehlt.
Längst werden Folgen sichtbar. Hotels, denen die Köche und Kellner ausgehen, müssen ihre Küchen schließen. Der Wettbewerb um die besten Köpfe wird weiter zunehmen. Für MV bietet das Chancen: Etwa wenn es gelingt, abgewanderte Fachkräfte zurückzuholen.
Gerald Kleine Wördemann