Im Juli hatten gleich mehrere Krankenkassen aktuelle Zahlen zum Krankenstand von Arbeitnehmern veröffentlicht. Bundesweit am häufigsten sind demnach Arbeitnehmer in Mecklenburg-Vorpommern krankgeschrieben. Laut einer aktuellen Studie der Techniker Krankenkasse entfielen hier auf einen Arbeitnehmer innerhalb des Jahres 2018 durchschnittlich 20,1 gemeldete Krankheitsfehltage. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg waren Beschäftigte in dem Zeitraum durchschnittlich 12,7 Tage krankgeschrieben.
Die meisten Krankheitsfälle waren Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Rückenschmerzen oder Bandscheibenvorfälle. Doch auch psychische Erkrankungen nehmen stark zu. So veröffentlichte die DAK den „Psychoreport 2019“. Darin hat die Krankenkasse die Fehltage ihrer Versicherten in den vergangenen zwei Jahrzehnten ausgewertet. Demnach fehlten Arbeitnehmer 2017 im Schnitt 2,5 Tage pro Jahr wegen Seelenleiden. 1997 fiel im Schnitt jeder Arbeitnehmer nur rund 0,7 Tage im Jahr aus, weil ein psychisches Problem bei ihm diagnostiziert wurde.
Nach der Berichterstattung in der OSTSEE-ZEITUNG meldeten sich viele Leser mit Kommentaren auf Facebook zu Wort und diskutierten teils sehr emotional miteinander.
Dörte Mohnke schreibt dazu: „Ich würde nicht wegen eines Schnupfens zum Arzt gehen. Man hat doch viel zu viel Angst die Arbeit zu verlieren.“ Und Didi Hüni bestätigt: „Kaum ein Arbeitsplatz ist sicher in MV, funktionierst du nicht, wirst du ausgetauscht. So einfach ist das! Über Urlaubsanspruch oder Überstunden reden wir erst gar nicht. 24 Tage Urlaubsanspruch im Handel – das ist nichts weiter als ein verlängertes Wochenende und reicht keinesfalls für Urlaub und Erholung.“
Kay Kostrowski rechnet dagegen vor: „Über 20 Krankentage im Durchschnitt bei Angestellten und dann kommen noch 30 Tage Urlaub hinzu – das sind zehn Wochen bezahlter Urlaub im Jahr ...“ Und er fragt: „Wie hoch ist im Vergleich der Krankenstand bei Selbstständigen und wieso ist dieser regelmäßig niedriger?
Petra Urban berichtet: „Ich habe in den letzten 20 Jahre fünf Krankentage gehabt – aus Angst den Job zu verlieren oder eben der Kolleginnen zu liebe und ich glaube so geht es vielen hier in MV.“ Dem stimmt Sabrina Hass zu: „Davon kann ich ein Lied singen: Aus Angst meinen Job zu verlieren, bin ich mit Bronchitis arbeiten gegangen. Und was hab ich jetzt davon? Asthma! Meinen Job habe ich trotzdem nicht mehr, weil ich schwanger geworden bin.“ Darauf gibt Sarah Großer zu bedenken: „Es gibt aber auch genug die krank feiern und sich auf den Schultern anderer ausruhen.“ Dafür zeigt Andreas Lange Verständnis: „Wenn man zu mehr als 50 Prozent für den Staat arbeiten muss, sinkt die Bereitschaft und die Motivation. Der Staat quetscht seine Bürger aus wie eine Zitrone.“
Eleonora Spanien ergänzt: „Die Arbeitsbedingungen in MV sind unterirdisch. Guckt man sich andere Bundesländer an, stellt man schnell fest, dass dort viele Arbeitgeber erkannt haben, dass sie sich um seine Angestellten auch mal kümmern muss. Sie zahlen Beiträge zu Sportkursen, sie bieten die Möglichkeit von Homeofficetagen an und man kann Karenztage nehmen ...“
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Von Juliane Schultz