Corona-Testregion Rostock? OZ-Leser sind für Öffnungen

So charmant die Idee klingen mag, so umstritten ist sie auch. Rostock feilt derzeit an einer Öffnungsstrategie für Restaurants und Einzelhandel, wie Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) im Gespräch mit der OZ zuletzt mehrfach erläuterte. Unter Berücksichtigung des Gesundheitsschutzes soll das Sicherheitskonzept, das Madsen hierfür vorsieht, aus zwei Säulen bestehen – regelmäßige Testungen der Angestellten in der jeweils geöffneten Branche sowie der Bürger, zudem soll eine App die Daten der Kunden an die Dienstleister weitergeben, etwa bei Betreten des Geschäfts. So solle eine schnelle Nachverfolgung bei einer Ansteckung gewährleistet sein. Könnte Rostock damit zur Modellregion werden? Leser diskutieren „Das steht uns, dem Handel, der Gastromie, dann zu“: Dorette Duelsner sagt, hierbei handele es sich nicht um einen „Test“. Laut Infektionsschutzgesetz seien bei Inzidenzwerten unter 35 keine unverhältnismäßigen Grundrechtseinschränkungen erlaubt. Und das treffe für Rostock schon sehr lange zu, betont Duelsner. Lesen Sie auch Corona-Testregion Rostock: Bald wieder offene Geschäfte und Gaststätten? Rostock: Centogene-Testzentrum zieht in die Innenstadt – und erweitert Angebot Kein Urlaub auf dem Schiff: Aida verlängert die Kreuzfahrt-Pause Beinahe in gleicher Wortwahl argumentiert Gerold Schwarz: „Es ist kein Test, wenn der Inzidenzwert dauerhaft unter 35 liegt. Das steht uns, dem Handel, der Gastronomie, dann zu. So viel Vertrauen muss sein.“ Ines Tessmann sehnt sich nach einer Öffnung, schreibt: „Auf jeden Fall. Übung macht den Meister. In Sachen Corona ist doch alles noch im Test.“ Horst Bartels aus Wismar sagt: „Natürlich muss man es versuchen. Wie soll es sonst gehen? Die Strategie von Lockdown zu Lockdown wird scheitern und unsere Lebensgrundlage zerstören. Rostock kann die erste Stadt in MV sein, die erfolgreich das Virus bekämpft. Ich traue dem Bürgermeister das zu.“ OZ-Leser sehen auch Risiken: Die OZ-Leserin mit dem Namen Kat Andfriends hingegen kann sich mit der Idee so gar nicht anfreunden: „Dann beginnt der Einkaufs- und Gastrotourismus und somit die weitere Verbreitung des Virus.“ Die Menschen seien in dieser Beziehung nicht schlau genug, „siehe das Betreten der Eisflächen bzw. die Massenansammlungen auf Rodelbahnen.“ Auch Hannes Draeger sieht Risiken: „Sollten wir Testregion werden, was ist, wenn der Test scheitert? Für den Fall sollte verbindlich geklärt werden, wie Betroffene gesundheitlich und finanziell entschädigt werden.“ Karin Jennerjahn ergänzt: „Irgendwie klingt das nach Labortieren. Wenn das Experiment glückt, ist es super, und wenn es schiefgeht, halt Pech gehabt.“ Nicole Schulz empfindet das Szenario als zu gefährlich. „Die Menschen sind leider zu unvernünftig. Sobald in Rostock etwas öffnet, werden viele aus anderen Landkreisen dahinfahren. Aber sollen sie es probieren. Die Antwort gibt es dann 14 Tage später. Die Menschen halten doch so schon nicht genug Abstand in den Geschäften.“ „Wie lange soll man warten?“: Sollte wieder Leben in die Innenstädte zurückkehren, so stellt es sich OZ-Leserin Mir Jam vor, dann müssten „die Menschen aber irgendwie zu den Geschäften kommen. Das bedeutet, dass viele mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und in den Fußgängerzonen unterwegs sind, da nützen die Konzepte in den Geschäften nicht wirklich viel, wenn sie draußen in der Schlange, gegebenenfalls ohne Abstand und schlimmstenfalls ohne Maske warten.“ Gudrun Potratz wiederum wirft die Frage auf: „Wieso nur Rostock? Es sollte über Öffnungen nicht nur geredet werden, es sollten Öffnungen erfolgen. Die Hygienekonzepte stehen und können in Anwendung gebracht werden. Auf was müssen wir warten? Im Einzelhandel ist es nicht so voll wie im Supermarkt. Mit Abstand und Maske muss es gehen, wird es gehen.“ Manuela Kowski notiert: „In Rostock ist dieser Zirkus schon lange nicht mehr gerechtfertigt. Ich hoffe, Herr Madsen setzt sich endlich mal durch. Lasst uns endlich wieder ein Stück Freude und Spaß.“ Carsten Penzlin meint: „Bei niedriger Inzidenz und mit guten Hygienekonzepten sollte es Öffnungen geben. Einzelhandel und Gastronomie werden keinen Massenansturm erleben, dafür sind die meisten Menschen zu vernünftig. Aber die Unternehmen können überleben.“ Claudia Weyres ergänzt: „Irgendwie und irgendwo muss doch mal ein Anfang gemacht werden. Und wenn Rostock oder auch andere Städte unter dem angestrebten Inzidenzwert von 35 liegen, dann sollte man die Geschäfte und die Gastronomie wieder öffnen. Wie lange soll man denn sonst warten bzw. worauf soll man denn noch warten?“ Von Juliane Lange