Präsenzunterricht in MV? „Die Kinder sollten, wo immer es geht, zu Hause bleiben“

Während sich die überwiegende Mehrzahl der Ministerpräsidentin für eine Verlängerung des Lockdowns ausspricht, ist die Lage beim Umgang mit den Schulen sehr viel weniger eindeutig. Die Bundesländer setzen auf unterschiedliche Strategien. Für die Schüler hierzulande ist es die erste Woche Unterricht nach den Weihnachtsferien. Allerdings werden die meisten ihre Aufgaben zu Hause erledigen. Ab Klasse sieben müssen alle Schüler zu Hause lernen. Bis Klasse sechs sollen die Kinder nur dann in die Schule geschickt werden, wenn sie nicht zu Hause betreut werden können. Diese Regelung gilt zunächst bis zum 8. Januar. Ob danach der Unterricht wieder regulär stattfinden kann, ist noch offen. Entscheidend für die Rückkehr zum Präsenzunterricht ist die Entwicklung der Infektionszahlen. Für viele Leser birgt der schulferne Unterricht Risiken. So spricht Kai-Thomas Zierott von einer möglichen Verdummung, da „bei vielen Eltern das Wissen überhaupt nicht ausgeprägt ist, um den Kids selbst etwas beizubringen.“ Zierott fände es „vollkommen in Ordnung, wenn sie wieder zur Schule gehen würden. Die Kinder von heute sind unsere spätere Generation.“ Diana Kalsow moniert: „Ja, die Schule öffnet. Aber es ist nur Unterricht für Kids, die zu Hause nicht betreut werden können. Also eine Notbetreuung.“ Falk Radisch weist in seinem Kommentar darauf hin, woran seiner Ansicht nach der Distanzunterricht in MV am stärksten kranke. „Online-Ressourcen in der Fläche, Nutzung besserer Ressourcen für Plattformen, Verfügbarmachen von Konzepten echten Online-Unterrichts (nicht nur das digitale Verteilen von eigentlich analogen Arbeitsblättern), verbindliche und verlässliche Standards für die Distanzbetreuung und den direkten Schülerkontakt, Sicherstellung von Lernroutinen im Distanzlernen, Konzepte für Leistungsbewertung im Distanzlernen.“ Toralf Seidemann bringt einen weiteren Aspekt in die Diskussion mit ein: „Bildung entschulen“. Seiner Meinung nach „eine sinnvolle Strategie“. Weiter schreibt Seidemann: „Dass junge Menschen heute in einer Distanzbeschulung motivationslos und lernunlustig sind, hat nur etwas damit zu tun, dass sie ein Funktionieren unter Kontrolle, Druck und Fremdbestimmung gelehrt wurde. Die Einbindung der Zivilgesellschaft und der freien Kinder- und Jugendhilfe in den Bildungsprozess sollte viel stärker stattfinden.“ „Unterricht online zu übertragen ist technisch kaum möglich“: Auf die Anmerkungen seitens der Leser, dass Schule in der Corona-Zeit eine Zumutung für die Schülerinnen und Schüler sei, der digitale Unterricht oft noch nicht ausreichend entwickelt ist, reagiert Melanie von Schlotterstein, selbst Lehrerin. „Zu den großen Problemen gehören folgende Dinge: Eltern, die auf keinen Anruf und keine E-Mail reagieren. Schüler, die wochenlang abtauchen. Eltern, die nach vier Wochen rückmelden, dass weder sie noch ihre Kinder wissen, wie die Lernplattform benutzt wird. Kinder, die nie beim Onlineunterricht erscheinen. Ich unterrichte fast 300 Schüler. Thema Wechselunterricht: Der Lehrer unterrichtet ganz normal nach Stundenplan vor Ort, rast nach Hause und muss sich anschließend um den Teil der Kinder kümmern, der gerade zu Hause bleiben muss. Es ist technisch bisher kaum an einer Schule möglich, den Unterricht direkt online zu übertragen (auch ein datenschutzrechtliches Problem).“ Mehr lesen: Stufenmodell und Plexiglas im Unterricht: Wie es für Schulen in MV im Lockdown weitergeht Präsenzunterricht in MV trotz Corona: Das ist ein riskantes Spiel Im Übrigen würden die PC-Kenntnisse der Kinder meist noch nicht ausreichen, um einen Aufsatz mit Word zu schreiben und diesen per E-Mail zu verschicken, merkt von Schlotterstein an. „Stattdessen bekommt man abfotografierte Seiten zugeschickt.“ Zudem, so die Pädagogin, seien „alle Entscheidungen der letzten Zeit quasi freitags getroffen und montags mussten sie in den Schulen umgesetzt sein.“ Katja Conrad betont: „Die Kinder sollten, wo immer es geht, zu Hause bleiben. Die Lehrer schicken den Unterrichtsstoff digital (Homeschooling). Für jene, die die Möglichkeit nicht haben, ihre Kinder zu Hause zu behalten, ist die Schule aber ganz normal geöffnet. Es sollte also für alle das Passende dabei sein. Und die Schulbusse fahren auch ganz normal.“ Lesen Sie auch Schule und Kita: So würde sich eine Verlängerung des Lockdowns auswirken Trotz möglicher Lockdown-Verlängerung: Schule in MV startet am Montag wie geplant Rostocker Zoo im Lockdown: Wie vertragen die Tiere die Einsamkeit? Von Juliane Lange