Geringverdiener leben in MV zunehmend in der Platte: „Das nennt sich soziale Segregation“

Diese Nachricht hat jede Menge Kommentare von OZ-Lesern hervorgerufen und zudem so manche Emotion freigesetzt. Nach einer Studie – vorgestellt vom Infrastrukturministerium des Landes – werden in Städten wie Rostock, Schwerin und Greifswald Geringverdiener und Hartz-IV-Bezieher immer mehr aus den heute teuren Innenstädten verdrängt. Leser erörtern mögliche Ursachen für diese Entwicklung. So ist Jens Lunkowsky folgender Auffassung: „Bei den Gehältern hier in MV ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Geringverdiener sich nicht einmal mehr den Plattenbau leisten können.“ Bei Nettogehältern von knapp 1100 Euro seien selbst diese Wohnungen zu teuer, da man ja nur ein Drittel vom Gehalt für die Miete ausgeben solle, so Lunkowsky. Danny Tepper meint: „Wer für 1100 Euro Netto arbeiten geht (wenn wir von 35 bis 40 Stunden ausgehen), hat von vorneherein was falsch gemacht. Und zweitens, so der Leser, könne man auch in der Platte eine tolle Wohnung haben. „Kommt immer drauf an, was man daraus macht.“ Leben bald im Wohnmobil? Stefan Treichel befürchtet gar: „In Rostock leben die Geringverdiener bald nicht mal mehr in Platten, sondern in alternativen Wohnformen à la Wohnmobile und Kleingartenhäusern.“ Anja Barkowski hält das gezogene Fazit für „Blödsinn“, wie sie sagt. „Meine Eltern wohnen seit 1977 in der Platte und sind nie Sozialempfänger gewesen. Ich habe ein kleines Häuschen und bin nicht reich, zahle auch nicht viel mehr als meine Eltern Miete. Zudem finde ich es unmöglich, die Leute so zu bezeichnen, wenn sie in Platten wohnen.“ Uwe Holldorf vertritt folgenden Standpunkt: „Man sollte nie vergessen, dass immer noch Tausende in Deutschland überhaupt keine Wohnung haben und auf der Straße schlafen. Da ist mir die Platte zehnmal lieber als ein Platz unter der Brücke.“ Sebastian Bo moniert: „Das Ganze nennt sich soziale Segregation.“ „Platte war und ist geil“: Marco Nitschke setzt hinzu: „Platte war und ist geil. Meist größere Wohnungen für weniger Geld als auf dem freien privaten Markt. Ich habe fast 30 Jahre in der Platte gelebt und das gut und gerne. Jeder soll aus seinem Leben das machen, was er will. Egal ob in Sachen Wohnung, Arbeit im Privaten und so weiter.“ Karin Jennerjahn findet „diese ganze Entwicklung enttäuschend und beschämend“, so notiert sie es auf der Facebookseite der OSTSEE-ZEITUNG. „Es ist eben der perfekte Spiegel dieser Gesellschaft. Im Übrigen waren diese Wohngebiete zu DDR-Zeiten sehr begehrt. Es war schwierig, dort überhaupt Wohnraum zu bekommen.“ Lesen Sie auch: Wohnen in Rostock wird teurer: Warum die Wiro jetzt die Mieten erhöht So leben wir in der Dorfstraße 3: Sechs Menschen aus sechs Orten in MV berichten Denkmalschutz: So lebt es sich im „Terrassenhochhaus“ in Rostock Rostocker Student: „Hört auf, unsere ,Platte’ schlechtzureden!“ Von Juliane Lange