Am Königsstuhl kommt Friedrich aus der Tasche

Am Königsstuhl ist Caspar David Friedrich auch 2015 Programm. „Der große Landschaftsmaler wird uns durch das Jahr begleiten“, sagt Susann Flade, Sprecherin des Nationalpark-Zentrums. Obwohl der 240. und damit runde Geburtstag des großen Landschaftsmalers landesweit und auch in der Einrichtung an Rügens weißem Wahrzeichen im vergangenen Jahr groß gefeiert wurde, starte das Nationalparkzentrum 2015 ins zweite Friedrich-Jahr. „Weil die Philosophie der Romantiker bei uns Programm ist.“ Und das, so Flade, sei nicht nur inhaltlich gemeint. Friedrich ziehe sich nicht nur wie ein roter Faden durch das Veranstaltungsprogramm des Zentrums, das gerade druckfrisch vorliegt. „Friedrich wird in diesem Jahr sogar bei jeder Kurzführung dabei sein. Wir zaubern ihn dabei im wahrsten Sinne des Wortes aus der Tasche.“ Das zweite Friedrich-Jahr im Besucherzentrum am Königsstuhl beginnt mit einem Paukenschlag. „Am kommenden Montag starten wir eine Exkursion, um das Original seines berühmten Gemäldes von den Kreidefelsen zu besichtigen“, kündigt Susann Flade an. Das Nationalpark-Zentrum hat eine Bustour organisiert, die Dresden zum Ziel hat. Im Albertinum der sächsischen Elbmetropole wird zurzeit die Ausstellung „Dahl und Friedrich — Romatische Landschaften“ gezeigt. Das Original des berühmten Gemäldes von den Kreidefelsen auf Rügen ist Bestandteil dieser Exposition und ein Publikumsmagnet. Ein Aushängeschild ist es auch am Originalschauplatz, wo es entstanden ist. Im XXL-Format begrüßt das auf eine riesige Kunststoffwand projizierte Werk, die an der Hauswand gespannt ist, Besucher des Zentrums am Königsstuhl. Eine Kopie bleibe aber eine Kopie, kommt Susann Flade ins Schwärmen: „Vor dem Original zu stehen und es betrachten zu können, ist schon ein ergreifender Moment.“ Den hat die Zentrumssprecherin bereits erlebt. Und dafür einen weiten Weg bis in die Schweiz auf sich genommen. In Winterthur hat das Friedrich-Gemälde seinen Stammplatz, es gehört zu den Prunkstücken die dort im Oskar-Reinhart-Museum gezeigt werden. „So weit brauchen wir diesmal nicht fahren“, sagt Susann Flade, denn der Staatlichen Kunstsammlung Dresden ist es gelungen, den Friedrich- Schatz nach Deutschland zu holen. „Caspar kam hoch auf die Insel, jetzt fahren wir zu Caspar“, freut sich die Zentrumssprecherin auf die Exkursion, die sie selbst mit initiiert hat. Mit einem Bus werden viele Mitarbeiter des Nationalpark-Zentrums, aber auch Vertreter von Kurverwaltungen der Insel und des Pommerschen Landesmuseums aus der Friedrich-Geburtsstadt Greifswald zu Wochenbeginn nach Dresden aufbrechen. „Wir haben Freunde und Förderer unserer Einrichtung, aber auch Partner aus dem Romantik-Netzwerk, die uns durch das Friedrich-Jahr 2014 begleitet haben, eingeladen“, so Flade. Das Original der „Kreidefelsen auf Rügen“ bekommen die Exkursionsteilnehmer am kommenden Dienstag zu Gesicht. „Wir haben gleich morgens eine Führung organisiert. Da ist die Ausstellung noch nicht so überlaufen. Wir haben Zeit, um den Friedrich ausgiebig bewundern zu können.“ Zeit dafür will das Nationalpark-Zentrum in diesem Jahr auch seinen Besuchern einräumen. „Dafür haben wir extra unsere Taschen für die Umweltbildung aufgefüllt“, sagt Susann Flade und nickt Cathleen Böhland zu. Die 31-Jährige, die seit Januar als neue Mitarbeiterin das Team der Umweltbildung im Besucherzentrum verstärkt, hat so eine Tasche geschultert, öffnet sie — und zieht das berühmte Gemälde der Kreidefelsen auf Rügen heraus. „Davon haben wir Kopien im Taschenformat anfertigen lassen.“ Die wanderten als neue Inventarstücke in alle Taschen, in denen die Mitarbeiter bislang unter anderem kleine Behälter mit Fossilien aus der Kreidezeit mitführten, die den Besuchern bei den Kurzführungen gezeigt werden. „Die werden in diesem Jahr gewiss noch interessanter und vor allem plastischer, wenn wir den Friedrich aus der Tasche ziehen“, demonstriert Cathleen Böhland. Kurzführungen 1118 Kurzführungen hat das Nationalpark-Zentrum 2014 veranstaltet, 9992 Gäste nahmen dieses Angebot wahr zu einem kurzen Exkurs in die Entstehung der Kreideküste und den Nationalpark Jasmund. In einer Woche, am Sonnabend, dem 28. März, beginnen die Kurzführungen wieder, sie werden in der Zeit von 12 bis 15 Uhr jeweils zur vollen Stunde angeboten. 256 587 Besucher zählte das Nationalpark-Zentrum im vergangenen Jahr. Udo Burwitz

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