Antonius‘ Fotografie: Engel, Pflanzen und viel Farbe

Aus dem Kieferndickicht blicken braune Augen. Sie gehören zu einem Reh, inmitten unzähliger Blätter und Zweige. Doch auf den zweiten Blick finden sich mehr Lebewesen im Gehölz, deren Konturen ebenso schnell wieder verschwinden, wie der Betrachter sie wahrgenommen hat. Es handelt sich um eine von 28 Fotografien des Künstlers Antonius, dessen Werke seit Mittwochabend in der Galerie STP in der Langen Straße zu sehen sind. „Mir gefällt besonders der Engel“, erklärt Frederike Harte. „Die warmen Farben geben dem Bild eine tiefe Ruhe“, findet die Greifswalderin. Auf einen Favoriten in der Ausstellung mit dem Titel „Anderswelten“ will sich Galerist Peter Konschake nicht festlegen. „Eine der herausragenden Eigenschaften von Antonius ist seine Vielfältigkeit. Die stilistischen Unterschiede in den Werken lassen Vergleiche kaum zu“, so der STP-Eigentümer, der im Hauptberuf Arzt ist. Genau dieser Abwechslungsreichtum mache die Ausstellung so sehenswert, meinen viele der 200 Gäste, die zur Vernissage gekommen sind. Während manche Bilder den Eindruck von Gemälden vermitteln, sind andere so scharf und detailliert, dass sie unwirklich erscheinen. Antonius beschreibt die Anordnung seiner Vorlagen als komplexen Prozess, der durchaus sechs bis sieben Stunden dauern könne. Jedes Werk habe sein eigens arrangiertes Set an Requisiten. Dass das braunäugige Reh die Leihgabe eines Taxidermie Museums (Tierpräparate) ist, kann sich dem Betrachter nicht erschließen. „Ich verwende alle möglichen Materialen. Das Gewebe, das den Augapfel hier umschließt, ist beispielsweise bildnerische Knetmasse. Und diese Struktur hier kommt von einer Korkplatte“, erklärt der Künstler aus Berlin. Das Fotografieren selbst nehme für ihn eher eine mechanische Rolle ein. Dabei ist die Scannerkamera, mit der die Bilder entstanden sind, durchaus einzigartig. Jedes Bild benötige durch die extrem hohe Auflösung 2,8 bis drei Gigabyte an Speicherkapazität und erfordere fünf Minuten für die vollständige Aufnahme. Die fotografische Kunst von Antonius ist jedoch nicht der einzige Grund für den Andrang am Mittwochabend in der Langen Straße. In Koordination und zeitgleich eröffnet dort auch die Galerie Schwarz ihre neue Ausstellung mit Ölgemälden von Ralph Fleck. Der Freiburger Künstler, der als Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg tätig ist, zeigt ganz Kleines und ganz Großes in einheitlichem Stil. So erscheinen Austernmuschel und Bergmassiv aus kürzester Distanz erstaunlich gleich, während mit zunehmendem Abstand scharfe Umrisse entstehen. In Putbus sind im „Circus Eins“ weitere seiner Gemälde bis zum 30. August ausgestellt. Wie Fleck hat auch Antonius Gefallen an der Region gefunden. Er ist überzeugt, dass die Kunstszene der Stadt noch stark wachsen kann. „Ich war zum ersten Mal 1990 in Greifswald, kurz nach dem Mauerfall. Für Modefotos. Und ich kann sehen, wie diese Stadt sich seitdem entwickelt hat. Ich denke über weitere Projekte nach, die sicherlich dabei mitwirken können“, sagt der Künstler. Die Ausstellungen mit Werken von Antonius und Ralph Fleck sind bis 10. Okober in der Langen Straße 21 zu sehen. Frank Moritz

Greifswald - Antonius‘ Fotografie: Engel, Pflanzen und viel Farbe