Auf dem Weg zum Erwachsenwerden

„Eine wirklich großartige Inszenierung.“, findet Axel Zühlsdorff. „Das Denken und Fühlen junger Menschen wurde so dargestellt, wie es wirklich ist.“ Der Leiter des STiC-er-Theaters spricht über das neue Stück „Urban stories“ der Theatergruppe Young Actors, das am Dienstagabend in der Eisengießerei Premiere feierte. In dem anderthalb Stunden dauernden Bühnenstück geht es um das Leben vier junger Menschen, die erwachsen werden und dem elterlichen Zuhause langsam aber sicher entwachsen. Alle haben ihre eigenen Vorstellungen von der Zukunft. So will Kati (Eva Merck, 16) etwa Schauspielerin werden, Lily (Melanie Hartwig, 17) Waisenkindern in Peru helfen und Mike (Fabian Hayens, 18) das Hamburger Rotlichtmillieu übernehmen, während Ivan (Lennart Gueffroy, 18) an einer bahnbrechenden Erfindung tüftelt. Sie alle haben aber auch ihre eigenen Probleme, denn Mike betrügt Lily mit Kati und Lily ihn wiederum mit Ivan. Und natürlich sind auch die Eltern nicht gerade unproblematisch: Während Lily sich mit ihrem gestrengen Vater (Jasper Kleinschmidt, 18) herumschlagen muss, hängt auch bei Ivan und seiner Mutter (Nicolas Hoffmüller, 14) der Haussegen schief. So ergeben sich immer wieder Konflikte zwischen den Charakteren, die auch nicht unbedingt einfach zu lösen sind. Rund drei Monate lang haben die sechs jungen Schauspieler unter der Leitung von Ninon Rößler und Henriette Sehmsdorf geprobt — und das zwei Mal wöchentlich. „Mir hat das Stück sofort gefallen, weil es das jugendliche Leben auf den Punkt bringt“, erzählt Ninon. „Es geht um die Zukunft, Freundschaft, Liebe und Vieles mehr. Gerade dieser Mix macht die Handlung so überzeugend.“ Melanie Hartwig kann sich mit ihrer Figur sogar teilweise identifizieren: „Wie Lily bin ich nicht gerade introvertiert — habe aber ganz andere Ziele im Leben als sie.“ Fabian Hayens dagegen fällt das nicht ganz so leicht: „Mir hat die Rolle super gefallen, weil ich schon immer mal ein echtes Arschloch spielen wollte. Sich in Mike hineinzuversetzen war aber nicht gerade leicht.“ Über eine andere Sache freut er sich aber noch mehr: „Endlich habe ich mal in einem Jugendstück gespielt. Vorher waren es immer nur Kinderstücke wie Märchen.“ Jasper Kleinschmidt mochte das Stück anfangs nicht besonders, da es viele Handlungssprünge gibt. „Ich habe mich erst langsam in die Handlung hineingefunden. Von Probe zu Probe hat es mir dann besser gefallen“, erzählt er. Geholfen hat ihm dabei, dass seine Figur Franz, Lilys Vater, wie seine beiden Eltern Jurist ist. „Es fiel mir aber schon ziemlich schwer, einen Erwachsenen zu spielen“, gibt er zu. Am Ende des Stückes gab es tosenden Applaus und wohl niemand im Publikum war nicht mitgerissen von der Geschichte. Axel Zühlsdorff hat das absurde offene Ende am Besten gefallen. „So ein Schluss regt zum Mitdenken an und zeigt, dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss, um seine Identität zu finden.“ Moritz Werthschulte

Stralsund - Auf dem Weg zum Erwachsenwerden