Bachwoche: Flötenmusik ganz anders

Und dies spezialisiert auf große Ensemblemusik. Das sind hier sechs herkömmliche Blockflöten und eine ganze Serie von sechs unterschiedlich großen sogenannten Paetzold-Flöten (Bassflöten) aus lackiertem Sperrholz. Ihre Bau- und Funktionsweise wird in Fachkreisen „ultrakompakt“ genannt, sieht merkwürdig aus — und ist verantwortlich für bemerkenswert schönen, weil vollen, weichen, geschmeidigen Klang von ganz tief bis recht hoch! Was mit solchem Instrumentarium anzufangen ist, demonstrierten Antonio Politano und seine internationale, sich regelmäßig in Lausanne treffende jugendliche Truppe so souverän wie unorthodox. Zu vergessen ist also das Erscheinungsbild traditioneller Blockflötenliteratur. Auch sie kann nunmehr, wie neue Musik vielfach generell, alle Kennzeichen völlig freier Gestaltung tragen. Und zeigt sich dabei doch individuell. Ihre klangliche Seite will natürlich möglichst mehrfach erfahren und damit besser erobert sein. Wer die Wiederholung des Stückes von Nicola Evangelisti („Reflexus II“) aufmerksam verfolgte, konnte entsprechende Erfahrungen machen, vernahm und erkannte da schon viel mehr: vielfältige Strukturen, dynamische Prozesse, klangliche Vielfalt zwischen Geräusch und klaren Tönen, Ausdruckswerte in natürlich ganz eigener Darstellung — und außerhalb jeden bekannten Systems. Das war spannend und betraf, oft von Live-Elektronik bereichert, jedes Stück. Etwa Giorgio Nettis „Qui“ für Sopranino, Andrea Sartos sich aus scheinbar „chaotischen“ Klangflächen herausschälender „Choral“, Carmine Cellas „Le forme della solitudine“ — eine teils dramatisch zugespitze Uraufführung — Marco Lenas etwas traditionelles, bemerkenswert spielfreudig wirkendes „Squares“ und Pasquale Corrados stringentes, von heftiger Kontrastspannung lebendes „Spray“. Alles hervorragend gespielt und sehr anregend! Ekkehard Ochs OZ

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