Ballettdirektor verspricht Rausch der Gefühle

Ein Wunsch geht in Erfüllung. In dieser Woche fokussieren die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern sechs Tage lang alle Aufmerksamkeit auf Gidon Kremer. Dem lettischen Weltklassegeiger macht das Musikfestival ein Geschenk. Mit der Produktion „In Love“ bringt es den renommierten Solisten mit Ralf Dörnen und dem Ballett Vorpommern zusammen. In Greifswald findet am 24. Juli die Uraufführung des zweiteiligen, sich um Liebe drehenden Stückes im Theater statt. „Ich habe sofort gespürt, es wird etwas Besonderes“, äußert Ralf Dörnen. Als Solist von John Neumeier begegnete der heutige Ballettdirektor des Theater Vorpommerns Gidon Kremer erstmals vor knapp zwanzig Jahren. An das Autogramm des Violinenmaestros in seinen zitternden Händen hinter der Bühne erinnert sich der gefragte Choreograph noch heute. Nicht gering ist daher die Freude, mit Ausnahmesolisten und seinem packenden Kammerorchester, der Kremerata Baltica, Musik und Tanz miteinander zu verflechten. „Alle freuen sich darauf“, sagt Dr. Markus Fein. Die Konstellation sei einfach toll, so der Intendant der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. In den ersten Gesprächen nach dem Wechsel an der Festivalspitze habe sein Vorgänger Matthias von Hülsen ihm bereits Ralf Dörnen sehr ans Herz gelegt. Drei Jahre liegt die erste erfolgreiche Kooperation in Ulrichshusen mit Franz Schuberts vertanztem Streichquartett „Der Tod und das Mädchen“ zurück. Innerhalb der Reihe „Fokus Tanz“ gab das Ballett Vorpommern in der ausverkauften Festspielscheune sein Debüt. „In Love“ folgt einer Anregung und der Idee Gidon Kremers. Dieser schlug Leonard Bernsteins „Serenade nach Platons Symposium“ für Violine, Streicher, Harfe und Schlagzeug und Rodion Schchedrins erfrischende Ballettbearbeitung von George Bizets „Carmen“ vor. Anfang Mai erlebten Ralf Dörnen und sein Bühnenbildner Hans Winkler die Kremerata Baltica mit diesen Werken bei einem Konzert in Kiel. „Es war für die letzten Feinheiten inspirierend“, bestätigt der Ballettdirektor des Theaters Vorpommern. Dieser freut sich über Beatrice Carbone und Adam Sojka als hervorstechende Gäste des zweiten Teils der Premiere am Donnerstagabend. Die verpflichteten Tänzer stehen in Rodion Schchedrins Bizetbearbeitung als Carmen und Don José im Rampenlicht. „Es ist der perfekte Zeitpunkt“, erzählt Beatrice Carbone. Die Solistin der Mailänder Scala gesteht: „Diese Carmen ist mir im Vergleich zu allen bisherigen am liebsten.“ Für sie begannen die Vorbereitungen im März. Damals reiste sie für einen Tag nach Greifswald, um die Partie mit Ralf Dörnen zusammen zu erarbeiten. Dieser will nicht die weltbekannte Oper nacherzählen. Sein Augenmerk liegt auf der ständig vom Tod bedrohten Liebe eines Paares. Deshalb hat seine Carmen trotz ihrer starken Persönlichkeit auch schwache Momente. „Das ist wunderbar“, findet Beatrice Carbone. „Wir fühlen uns hier sehr gut aufgehoben“, berichtet Adam Sojka über die Atmosphäre während der bisherigen Vorbereitungen. Ralf Dörnen lernte den tschechischen Tänzer während der Wiederaufnahme seiner Choreographie „Verklärte Nacht“ vor drei Jahren in Brünn kennen. Geehrt fühlen sich die beiden Solisten, einen gewichtigen Anteil an dieser einmaligen Produktion der Festspiele Mecklenburg-Vorpommern mit dem BallettVorpommern zu haben. „Wir suchen die Zusammenarbeit“, äußert Markus Fein von den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Sein Festival sei auch eine Plattform für Ensembles und Kompanien aus Mecklenburg-Vorpommern. Innerhalb der laufenden Planungen für die Saison 2015 sei Tanz derzeit nicht vorgesehen. „Wir werden den Faden so bald wie möglich wieder aufgreifen“, so der Intendant und Ballettliebhaber. Uraufführung Am Donnerstag wird um 19.30 Uhr im Großen Haus das Tanzprojekt „In Love“ im Rahmen der Festspiele uraufgeführt. Auf der Bühne stehen das Ballett Vorpommern, internationale Solotänzer und die Kremerata Baltica, ein Streichorchester junger Musiker aus den baltischen Staaten unter Leitung des bekannten Geigers Gidon Kremer. Die Choreografie für „In Love“ stammt vom Ballettdirektor und Chefchoreografen Ralf Dörnen vom Theater Vorpommern und wurde eigens für die Festspiele entwickelt. Getanzt wird zu Leonard Bernsteins „Serenade nach Platons Symposium“ und der „Carmen-Suite“ des russischen Komponisten Rodion Shchedrin, der die bekannte Musik aus Bizets Oper „Carmen“ in einer zeitgenössischen Version für Streicher und Percussion arrangiert hat. Uwe Roßner

Greifswald - Ballettdirektor verspricht Rausch der Gefühle