Barther sammeln fürs Kinderfest

Der Termin steht schon fest: In diesem Jahr wird das Barther Kinderfest am 4. Juli begangen. Um den Kindern ihr Fest finanziell ermöglichen zu können, gehen jedes Jahr freiwillige Sammler von Tür zu Tür. „Wir sind dringend auf die Unterstützung der Sammler angewiesen und würden uns freuen, wenn sich auch diesmal wieder Personen bereiterklären, diese ehrenamtliche Aufgabe zu übernehmen“, sagt Mario Galepp, Vorsitzender des Heimatvereins. Am Dienstag, dem 24. März, treffen sich die Helfer und solche, die es werden wollen, um 18 Uhr im Barther Kulturhaus. „Bei diesem Treffen bekommen die Sammler ihre Straßen zugewiesen, die offizielle Genehmigung zur Straßensammlung und die seit Jahren beliebten Anstecker zum Kinderfest“, erläutert Mario Galepp. Die Sammlung beginnt am 30. März. Die Helfer sammeln bis zum 30. April. Die Geschichte des Barther Kinderfestes geht auf das Jahr 1828 zurück. Es ist das älteste Volksfest seiner Art im Land. Die Verbundenheit der Barther, aber auch vieler ehemaliger Einwohner zu diesem Fest ist ungebrochen. Das zeigt sich auch bei den jährlichen Sammlungen. „Um den Kindern der Stadt einen unvergesslichen Tag zu bereiten, kommen hier rund 12000 Euro zusammen“, sagt Mario Galepp stolz. Am 15. Juli 1828 zog der Kantor und Lehrer Wilhelm Müller mit seiner Knabenklasse in den Barther Wald, um den Abschluss des Schuljahres zu feiern. Mit der Armbrust ermittelten die Jungen den besten Schützen. „Aus diesem Wandertag entwickelte sich die Tradition, das Schuljahresende mit einem Kinderfest zu feiern“, weiß Mario Galepp. Als ab 1868 auch die Mädchen teilnehmen durften, wurde aus dem Kinder- ein echtes Volksfest, das über alle Wirrnisse der Zeit und politischen Veränderungen Bestand hatte — und hat. Nur die beiden Weltkriege unterbrachen diese Tradition. Zum 50. Barther Kinderfest 1878 ist erstmalig ein freiwilliger Beitrag von 5 Mark erhoben worden. Damit sollte unbemittelten Kindern die Teilnahme ermöglicht werden. Zu diesem Jubiläumsfest wurde eine von dem Maler Louis Douzette (1834-1924) entworfene Seidenfahne angefertigt. Sie ging jedoch später verloren. Zum 75. Kinderfest erhielt das Königspaar eine vom Rigaer Kaufmann Reimers, einem ehemaligen Barther, gestiftete Uhr. Auch daraus entwickelte sich eine Tradition, die heute von Uhrmacher Pohla fortgeführt wird. Während der beiden Weltkriege gab es keine Kinderfeste. Aber bereits im Jahre 1946 organisierte der ehemalige Rektor der Knabenschule, Emil Wollten, das nächste Kinderfest. Infolge der schwierigen Lage, die der Zweite Weltkrieg verursacht hatte, kostete es den Eltern große Mühe, ihre Kinder festlich zu kleiden. Besonders fehlte es an Schuhen. So marschierten viele Kinder barfuß im Festumzug mit. Mitglieder des Demokratischen Frauenbundes Deutschlands verteilten während des Umzuges Schuhbezugsscheine. Wie in alten Zeiten waren die Straßen der Stadt dennoch mit Birkengrün geschmückt. Die Mädchen führten die traditionellen Blumenbögen mit und hatten Blumenkränze in den Haaren. Später wechselte die Verantwortung für die Vorbereitung des Kinderfestes von Schule zu Schule. Von 1965 bis 1970 wurde das Kinderfest mit dem Internationalen Kindertag am 1. Juni verbunden. „Das bewährte sich wegen der unterschiedlichen Inhalte aber nicht“, erklärt Mario Galepp. Ab 1971 bekamen die Barther Schüler am letzten Junisonnabend sogar schulfrei, damit sie ihr Fest feiern konnten. Seit 1971 endet das Kinderfest mit einem Zapfenstreich auf dem Markt. Nach 1990 brach die Verantwortung der Schulen ab. Seit 1991 führen beherzte Bürger der Stadt im Heimatverein diese Tradition fort. Dabei pflegt der Verein die Zusammenarbeit mit den Schulen. Ebenfalls seit 1991 lädt der Barther Bürgermeister das Königspaar nach dem Ausschießen zu einem Rundflug über die Stadt ein. Das 180. Kinderfest ist durch den damaligen Ministerpräsidenten Harald Ringstorff (SPD) eröffnet worden. „Das war eine besondere Ehre“, sagt Mario Galepp. Detlef Lübcke

Barth - Barther sammeln fürs Kinderfest