Bernsteinmuseum wird umgekrempelt

Nach den personellen Veränderungen, die einen Neustart für das in finanzielle Schieflage geratene Deutsche Bernsteinmuseum ermöglicht haben, geht es nun auch inhaltlich zur Sache. Das ist unter anderem im ersten Obergeschoss der Einrichtung zu sehen. Dort wird derzeit emsig gewerkelt und umgeräumt. Vitrinen und Ausstellungsstücke werden neu arrangiert, Tafeln umgehängt. „Die Veränderungen, die jetzt vorgenommen werden, sind keine Eintagsfliege“, betont Axel Attula, wissenschaftlicher Leiter der Einrichtung. „Das Bernsteinmuseum Ribnitz-Damgarten muss ein dynamisches Museum sein, das immer wieder etwas Neues bietet.“ Dies sei wichtig, um aus dem Besuchertief herauszukommen und die finanzielle Lage zu verbessern. Attula betonte, dass der Bernstein zentrales Thema bleiben werde. Aber man wolle künftig stärker in der Besucherwerbung auf die Ausstellung zur Klostergeschichte, die durch zum Teil einzigartige Ausstellungsstücke repräsentiert wird, hinweisen. Außerdem soll die Stadtgeschichte angemessen in einer Dauerausstellung präsentiert werden. Das sei zwar noch Zukunftsmusik, aber der Platz, den man dafür brauche, werde nun durch die Neugestaltung von Teilen der Bernstein-Dauerausstellung geschaffen. „Wenn wir bis 29. März alles fertig haben wollen, müssen wir uns allerdings mächtig ranhalten“, sagte Axel Attula. Wie bereits von ihm und Verwaltungsleiter Henning Schröder im Februar angekündigt wurde, sollen zum Beispiel durch die Einrichtung einer Kunstkammer inhaltlich neue Akzente gesetzt werden. „In der möchten wir barocke Bernsteinkunst aus den Beständen des Museums zeigen“, erzählt der wissenschaftliche Leiter des Museums. Bei diesen Worten weist er auf einen Stapel von Rollen edler Tapeten in Grünton — Made in Sweden. Die kommen in den nächsten Tagen an die Wände. Mit der Kunstkammer wollen man einen Ort schaffen, in dem den Besuchern Zeit zum Staunen und die Möglichkeit einer besonders intensiven Begegnung mit Kunst gegeben werden soll. Attula: „Eine wesentliche Bestimmung vieler Kunstkammern war es ja, das Thema Anfang und Ende des Lebens mit Hilfe von Kunstwerken darzustellen. Nun können wir uns natürlich nicht mit den großen Kunstkammern vergleichen, aber im Kleinen verfolgen wir diesen Ansatz ebenfalls.“ Ein besonders schönes Kunstwerk, das in der Kunstkammer einen Platz erhalten wird, ist ein um 1620 in Königsberg geschaffene Hausaltar. In der Kunstkammer zu sehen sein werden weiterhin unter anderem Schatullen, Gebetskränze und ein Tabernakelschränkchen. Allesamt seien dies Dinge, deren Bedeutung weit über ihren materiellen und kunsthandwerklichen Wert hinausgeht, erläutert Attula. Während die Kunstkammer in einem Grünton gehalten wird, wird der sich anschließende künftige Königsbergraum, in dem sich alles um die Staatliche Bernsteinmanufaktur Königsberg (1926 bis 1945) drehen wird, in Rot erstrahlen. Dort soll unter anderem an den Bildhauer Hermann Brachert (1890 bis 1972 ) erinnert werden. Er bearbeitete neben Naturstein und Metall auch Bernstein. Nach der Machtübernahme durch die Nazis erhielt er Berufsverbot. Da die Staatliche Bernsteinmanufaktur in Königsberg auf ihn nicht verzichten konnte, hatte er dort bis zum Ende des Krieges die Möglichkeit, sich künstlerisch zu verwirklichen. Doppelspitze leitet Bernsteinmuseum Das Deutsche Bernsteinmuseum wird seit Februar von einer aus Axel Attula (47) und Bernsteindrechsler Henning Schröder (32) bestehenden Doppelspitze geleitet. Die personellen Veränderungen an der Spitze wurden vorgenommen, weil das Deutsche Bernsteinmuseum Ende 2014 in eine finanzielle Schieflage geraten war. Der damalige Geschäftsführer Ulf Erichson hatte eine Erhöhung des städtischen Zuschusses um 45 000 Euro sowie eine Soforthilfe von 49 173 Euro gefordert. Als Gründe dafür wurden unter anderem gestiegene Betriebskosten und die stark gesunkenen Besucherzahlen genannt. Da der Geschäftsführer deshalb und wegen weiterer Gründe immer tiefer in die Kritik geraten war, hatte er im Dezember 2014 fristlos gekündigt. Das Bern- steinmuseum muss immer wieder etwas Neues bieten.“Axel Attula (47), wissenschaftlicher Leiter Edwin Sternkiker

Ribnitz-Damgarten - Bernsteinmuseum wird umgekrempelt