Christophorus empfängt reisende Gäste

Über eine Skulptur des Heiligen Christophorus von Bildhauer Thomas Jastram können sich seit 2011 alljährlich vom Tourismusverband MV für besondere Verdienste um die touristische Entwicklung ausgezeichnete Personen und Institutionen freuen. Und ab Oktober auch die Gäste von Sellin und jene, die das Ostseebad am neuen Kreisverkehr passieren. Doch ist der „Oscar“ der Tourismusbranche gerade einmal 50 Zentimeter groß, wird die Selliner Bronzeskulptur stolze 2,20 Meter groß sein. Und rund 100 Kilogramm wiegen. Dass der Heilige Christophorus — der Schutzpatron der Reisenden und Seefahrer — zum Hingucker auf der Innenfläche am neuen Kreisel an der Ortsdurchfahrt werden soll, dafür hat sich der Gemeinderat auf seiner am Dienstag ausgesprochen. Die Idee, ein Hünengrab aufzustellen (die OZ berichtete), sei damit vom Tisch, informiert Bürgermeister Reinhard Liedtke. „Zu gewaltig, zu aufwendig, zu teuer“, gibt er die Gründe wieder. Zudem passe das Thema Christophorus bestens zu einem touristischen Ort. „Deshalb ist der Gemeinderat dem Vorschlag des Künstlers schnell gefolgt“, so Liedtke. Christophorus werde auf Granitsteinen „gehen“ und beleuchtet sein. Ebenso das Geländer am Kreisel, in das LED-Spots eingebracht werden. Die restliche Fläche werde von Landschaftsarchitekt Dierk Evert und der Baumschule Putbus dünenartig gestaltet und bepflanzt. „Mit dem Thema Christophorus beschäftige ich mich schon lange“, erklärt Thomas Jastram, der seine Wurzeln in Rostock hat und seit vier Jahren in Hamburg lebt. Dabei gehe es um den Bezug zur heutigen Zeit, darum, es aus der heiligen Region ins Leben zu holen. „Zum Beispiel Verantwortung zu tragen, für jemanden die Last mitzutragen“ so der Bildhauer. „Es ist eine Legende, ein einfacher Mann, der ein Kind trägt.“ Und ein Glücksbringer. Wer Christophorus einmal am Tag sieht, dem könne nichts passieren, heißt es. Die Legende besagt, dass er das Jesuskind auf seinen Schultern sicher durch einen Fluss brachte, obwohl er unter seiner Last zu sinken drohte. Keine Legende ist hingegen, dass die Ostsee seit Jahrzehnten beliebtes Reiseziel der Sachsen ist. Vor diesem Hintergrund hatte Jastram für den Kreisel auch eine dreiköpfige Familie skizziert — und dabei mit allen Klischees gespielt. Da ist „dorr Babba“ mit Hut, kurzen Hosen und Bierbauch, der das Meer und die Schiffe sucht, der Junge auf der Buhne mit Taucherflossen in der Hand und „dä Muddi“, die sich eincremt. Diese Idee sei für den Kreisel allerdings nicht geeignet, finden Künstler und Gemeinderat. Die lebensgroßen Figuren sollten zum Anfassen und Fotografieren sein. „Deshalb wäre das Bollwerk ein idealer Platz, wenn es saniert ist“, schaut Liedtke voraus. Arbeiten im öffentlichen Raum Thomas Jastram, geb. 1959 in Rostock, ist der Neffe des Bildhauers Jo Jastram (1928-2011), bei dem er auch in die Lehre ging. Seit 1985 ist er freischaffender Künstler und lebt inzwischen in Hamburg. Viele seiner Arbeiten sind im öffentlichen Raum zu sehen, neben dem Bernsteinfischerbrunnen in Ribnitz und dem Fritz-Reuter-Denkmal in Rostock auch auf Rügen: die tanzenden Kraniche an der Promenade in Binz, in Sellin „Martha“ (Wilhemstraße) und „Clara“ (Kurverwaltung) und eine Figur am Südrand. Gerit Herold

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