Das Leben in einer Regenbogenfamilie

Wie lebt es sich als 13-Jährige mit einem Baby? Das erfährt Bernadette, genannt Barnie, in dem Buch „Mein Leben und andere Katastrophen“ am eigenen Leib. In einem Schulprojekt muss sie eine Plastikpuppe über einige Wochen betreuen. Klar, dass ihr „Herbie“ auch mal runterfällt. Wie es sich für eine richtige Familie gehört, wird Barnie vom Vater des Kunststoffsäuglings unterstützt. Sergej ist ein Nachbarsjunge und der heimliche Schwarm von Barnie. Als wäre das Leben als Elternpaar nicht anstrengend genug, muss Barnie eine weitere Herausforderung meistern: Sie lebt in einer Regenbogenfamilie. Ihr Vater lebt in einer Beziehung mit einem Mann. Die Schülerin nennt den einen „Papa“ und den anderen „Dad“. Beide sind gleichermaßen schockiert von dem „Monster“ in Plastikgestalt und stellen den Sinn des Projekts infrage. Autorin Kathrin Schrocke las ihre Geschichte gestern auszugsweise in der Stadtbibliothek und sorgte mit den heiter bis ernsthaft anmutenden Textpassagen für gute Unterhaltung bei den 60 Siebtklässlern des Jahngymnasiums und der Fischerschule. „Ich versuche immer, aktuelle Themen in meinen Büchern zu bearbeiten. ,Mein Leben und andere Katastrophen‘ schrieb ich im Jahr 2013, als in Russland ein Gesetz verabschiedet wurde, das es verbietet, in der Öffentlichkeit über Homosexualität zu sprechen. Für eine Lesung wie diese würde ich also verhaftet werden“, erklärte die gebürtige Augsburgerin. Gymnasiast Eric Krauel (13) konnte gut nachempfinden, wie es ist, ein Plastikbaby zu Hause zu haben. „Meine Schwester musste das in der neunten Klasse auch mal machen. Es war nervig, weil die Puppe auch in der Nacht geschrien hat“, erinnert er sich. Auch mit dem Thema „Regenbogenfamilie“ hat er sich beschäftigt. „Mein Großonkel ist schwul. Für mich ist das etwas Normales.“ Demnächst möchte sich Kathrin Schrocke in einem Buch mit jungen Flüchtlingen befassen, die ohne ihre Eltern in einer Sporthalle in der Fremde leben müssen. ran

Greifswald - Das Leben in einer Regenbogenfamilie