„Das war Liebe auf den ersten Ton“

Ribnitz-Damgarten — Marita Gronau ist erfolgreiche Saxophonistin. Im OZ-Sommerinterview spricht die Ribnitz-Damgartenerin über Kunst und Handwerk, über kleine und große Gigs. Und darüber, warum der Wurm dem Fisch schmecken muss. OSTSEE-ZEITUNG: Wie sind Sie zur Musik gekommen? Marita Gronau: Als Kind habe ich im Zirkus eine Big Band erlebt, in den Klosterwiesen. Das war der Aufhänger. Später habe ich im Schulensemble im Blasorchester des VEB Ostseetrans gespielt. Erst Schlagzeug, dann Saxophon. Mit meinem Soloprojekt bin ich seit 2007 unterwegs. OZ: Warum Saxophon und nicht Schlagzeug? Gronau: Ich bin eher der Melodie-Mensch und nicht der Rhythmus-Musiker. OZ: Wann erfolgte der Wechsel zum jetzigen Instrument? Gronau: 2004 bin ich zum Tenorsaxophon gewechselt. Vom Ton her ist es sonorer, tiefer, einfach wunderschön. Als Solistin mit dem Tenorsaxophon unterwegs zu sein, das ist auch relativ einzigartig. OZ: Wo sind Sie bei Auftritten unterwegs? Gronau: Von Aachen bis Ahlbeck, von Wittow bis Wien. Je länger du musizierst, desto weiter die Reisen. OZ: Wie werden die Leute, die Sie für Auftritte buchen, auf Sie aufmerksam? Gronau: Mundpropaganda ist das wichtigste Werbemedium, die Weiterempfehlungen machen viel aus. Außerdem mache ich Flyer-Werbung. Wer übers Internet einen Auftritt bucht, kommt meist von weiter weg. Manchmal warten die Leute vor meinem beschrifteten Auto auf mich oder rufen mich an, wenn sie hinter mir fahren. OZ: Sie treten bei Geburtstagen, Firmen-Events, Konzerten und Vernissagen auf. Was ist Ihnen am liebsten? Gronau: Viele, viele kleine Gigs sind wichtiger als der eine große. Am liebsten sind mir die eher kleinen Feste, mit bis zu 30 Personen. Ich mag es klein und gemütlich. Außerdem kommt man da ohne große technische Hilfsmittel aus. Ich stehe auf den natürlichen Sound des Instrumentes, liebe das Naturbelassene. OZ: Wie ist die Altersspanne beim Publikum? Gronau: Letztens habe ich bei einer Konfirmation gespielt. Ansonsten ist das altersmäßig nach oben offen. Der typische Fan ist 55 und männlich. OZ: Worauf kommt es bei den Auftritten an? Gronau: Die Erwartungshaltung musst du natürlich erfüllen. Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler, um es anders auszudrücken. Saxophon spielen ist eine Passion. Ich möchte den Menschen Momente schenken, mag eher die langen Töne, bei denen Gefühle rüber kommen. OZ: Das klingt ziemlich nach Entspannung. Gronau: Die Musik entspannt. Ein Gast meinte mal: Warum gibt es das nicht auf Krankenkassenkarte? OZ: Wobei die 200 Titel Repertoire eine ziemliche Bandbreite sind, von Jazz über Klassik bis Rock. Gronau: Und zum Schluss gibt es „Desafinado“ in Anlehnung an die Version von Stan Getz. Mein Lieblingslied. Der schwerste Titel im Repertoire. OZ: Auf Ihrer Homepage schreiben Sie, dass Sie mit Ihrem Saxophon besonders gerne am Ostseestrand unterwegs sind. Gronau: Sehr schön sind die warmen Abende am Strand, der Sonnenuntergang. Dazu die Musik. Wobei der Strandsand nicht gut fürs Instrument ist. OZ: Apropos Instrument. Worauf spielen Sie? Gronau: Auf einem Saxophon von Keilwerth. Das ist eine Firma aus Markneukirchen. Sehr hochwertig und edel im Sound. Das war Liebe auf den ersten Ton. OZ: Gibt‘s bei den Auftritten nur Musik? Gronau: Nein, ich bin auch Geschichtenerzählerin. Teils auch auf Plattdeutsch, um dieses Kulturerbe zu fördern. Mein neues Programm zielt darauf ab, eine Seemannstochter zu sein. Mit einer locker-lustigen Moderation. OZ: Was braucht es bei den Auftritten an Fähigkeiten? Gronau: Spontaneität, Menschenkenntnis. Dazu das, was man heute Multi-Tasking nennt. Man muss als Musiker nicht zwangsläufig einen Sockenschuss haben. Aber es ist hilfreich. OZ: Wo könnten Sie sich einen Auftritt vorstellen? Gronau: Auf der Zugspitze. Wir sind ja hier im Flachland, das wäre das andere Extrem. Auch ein Drei-Monats-Ritt auf einem Kreuzfahrtschiff könnte ein Fernziel sein. Interview von Peter Schlag

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