Demo für ein eigenständiges Theater

„Theater for Pommern“ und „Vorpommern – Deutschlands Sonnendeck in kultureller Wüste“. Mit diesen und ähnlichen Plakaten protestierten gestern Nachmittag rund 250 Kundgebungsteilnehmer vor der Stadthalle gegen einen Kulturabbau in unserer Region. Hintergrund ist die ungewisse Zukunft des Theaters Vorpommern. Nach den gescheiterten Fusionsplänen des Landes und einer wiederholt nicht auskömmlichen Finanzierung des Hauses steht dessen Existenz auf dem Spiel. Und das nun schon seit Jahren. „Das Damoklesschwert der Insolvenz schwebt inzwischen in einer Regelmäßigkeit über den Köpfen der Theaterbelegschaft, dass man sich fast daran gewöhnt“, sagte Intendant Dirk Löschner zu den Unterstützern, darunter viele passionierte Theatergänger, aber auch Mitarbeiter des Hauses und Bürgerschaftsmitglieder. Zur Demonstration aufgerufen hatten der Förderverein Hebebühne, die Bürgerinitiative TheaterLeben und die Gewerkschaft Verdi. Ihre Vertreter forderten am Mikrofon unisono zukunftsfähige Strukturen und den Erhalt der Eigenständigkeit des Theaters. „Seit 1994 wurden die Landesmittel nicht erhöht, verzichten die Mitarbeiter auf Lohn“, brachte Peter Aumüller vom Vorstand der Hebebühne das Problem auf den Punkt. Nach Betteltouren seien lediglich einige Nothilfen und Projektzuschüsse als „Almosen auf Gutsherrenart“ verteilt worden, kritisierte er. Damit müsse endlich Schluss sein. Verdi-Vertreterin Agnes Schrei- eder pflichtete ihm bei: „Wir möchten, dass alle Mitarbeiter fair und wieder nach Tarif bezahlt werden“, sagte sie. Seit 20 Jahren gibt es Haustarifverträge am Theater Vorpommern, der Abstand zum Flächentarifvertrag ist über die Jahre stetig gewachsen. Derzeit verzichten die rund 280 Beschäftigten auf 15 Prozent ihres Gehalts. Deshalb müsse nun endlich die Chance genutzt werden, das Theater wieder auf gesunde Füße zu stellen, so Gerd Meyerhoff von der Bürgerinitiative TheaterLeben. „Vorpommern ist ohne Theater Vorpommern eine Wüste wie Strand ohne Ostsee “, sagte er. Doch wie soll das Theaterschiff wieder Kurs aufnehmen? Mit wem und wohin? Um diese Zukunftsfragen zu thematisieren, hatte die Fraktion Grüne/Forum 17.4 eine Aktuelle Stunde zu Beginn der gestrigen Bürgerschaftssitzung beantragt. Mit Vehemenz forderte Vizefraktionschefin Ulrike Berger eine Erhöhung der Zuschüsse: „Die Kommunen haben ihrer Mittel dynamisiert, allein das Land kneift und mauert.“ Dieses Verhalten müsse der Vergangenheit angehören, forderte auch Greifswalds Oberbürgermeister Stefan Fassbinder. Sein Vorschlag sieht deshalb zuallererst vor: „Das Land erhöht seinen Basisbetrag um 900000 Euro.“ Mitarbeiter müssten zugleich akzeptieren, dass es eine sehr langfristige Angleichung an den Flächentarifvertrag gebe. „Kommunen und Land steigen zudem in die Dynamisierung ihrer Zuschüsse ein“, so der OB. Schon im Januar war in einer Verhandlungsrunde mit dem Land von 100 000 Euro die Rede, die die Städte Greifswald und Stralsund als Gesellschafter Jahr für Jahr zusätzlich zu den über drei Millionen Euro Dauerzuschüssen aufbringen müssten. Während eine Zustimmung der Stralsunder Bürgerschaft als ungewiss gilt, haben sich gestern in Greifswald nicht nur die Grünen eindeutig positioniert. „Die CDU ist auch bereit, die Dynamisierung der Zuschüsse mitzutragen“, versicherte Vizefraktionschef Rainer Steffens, „aber unter dem Vorbehalt, dass auch Stralsund und der Landkreis sie mittragen.“ Mignon Schwenke von den Linken sprach sich ebenso wie Thomas Meyer (Bürgerliste(FDP) dafür aus, „mehr Geld ins System zu geben“. Damit war sie sich mit SPD- Fraktionschef Andreas Kerath einig. Dem jedoch fehlte bei allen Vorrednern die Aussage, woher das zusätzliche Geld kommen soll. Die SPD schlage deshalb vor, die Wirtschaft an dem Thema zu beteiligen und die Gewerbesteuer um 25 Hebesatzpunkte auf das Landesmittel von 450 anzuheben. Ob es dazu kommt, bleibt abzuwarten. Über eine Reform der Theater in Vorpommern wurde seit Jahren diskutiert. Das Land hatte gefordert, dass das Theater Vorpommern mit der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg und Neustrelitz zu einem gemeinsamen Staatstheater fusioniert. Dadurch sollten 65 Stellen eingespart werden. An dem zu gründenden Theater sollten 420 Mitarbeiter verbleiben. Diese Pläne wurden im Dezember auf Eis gelegt, stattdessen wird jetzt über eine Kooperation diskutiert. Petra Hase

Greifswald - Demo für ein eigenständiges Theater