Greifswald - Der Feuerwerker — ein Mann für magische Momente

Die opulente Feuerwerks- und Lichtshow „Ryck in Flammen“ bildet traditionell den abschließenden Höhepunkt des Fischerfestes. Schon lange vor Beginn sichern sich Zuschauer die besten Plätze am Flussufer. Denn nach Einbruch der Dunkelheit steigen blinkende Fontainen auf. Lichteffekte hier und dort. Dazu passende Musik. Das Publikum will sich begeistern lassen. Und es bekommt, was es verlangt. Aber wer steht hinter dem Spektakel? Seit 2013 ist es die Firma FOG Fireworks aus Bottrop-Kirchhellen am Rande des Ruhrpotts. „Die ersten Ideen für ein Feuerwerk entstehen meist beim Hören der oft vorgegebenen Musik“, beschreibt Geschäftsführer Sascha Tietze den Entstehungsprozess. Danach würden die Choreographien am Computer entworfen. Für das Höhenfeuerwerk benötigt Tietze ungefähr 4000 Schüssen „Unser Material kaufen wir bei vielen verschiedenen Herstellern aus Asien und Europa. Es ist wichtig, dass wir unsere Raketen bei unterschiedlichen Produzenten kaufen, damit auch das Feuerwerk vielfältig sein kann“, sagt Tietze. Mischt er dann die Knaller und Lichteffekte selbst zusammen? „Nein, aus Sicherheitsgründen entscheiden die Hersteller selbst die Zusammensetzung der Feuerwerkskörper.“ Und bei speziellen Wünschen? „Meist ist das Angebot vielfältig genug, so dass wir gar nicht erst etwas extra nur für uns anfertigen lassen müssen.“ Offiziell nennt er sich seit zehn Jahren Pyrotechniker. Mit der Knallerei hat er aber schon im Kindesalter begonnen. Schon früh übten die farbenfrohen Explosionen eine Faszination auf Tietze aus. Doch so , wie er die Feuerwerke als kleiner Junge gesehen hat, sieht er sie heute nicht mehr. „Als verantwortlicher Techniker achte ich darauf, dass mit dem Ablauf und den Geräten alles stimmt.“ So muss das persönliche „Oooh“ und „Aaah“ über die vielen Effekte am Himmel in den Hintergrund rücken — der Job geht vor. Zudem gibt es keine Probe, alles muss direkt beim ersten Versuch funktionieren. Manchmal überrascht ihn seine Arbeit sogar selbst, denn einige Effekte wirken in der Realität anders als in seiner Vorstellung. „Doch die Vielfältigkeit, die so wichtig ist, bleibt nur erhalten, wenn man viel ausprobiert, Effekte immer wieder neu einsetzt und mit Herzblut dabei ist.“ Nachdem er einen staatlichen Lehrgang abgeschlossen hatte, konnte er die Firma seines Vaters Walter Tietze übernehmen. Heute ist für den Sohnemann jeden zweiten Tag Silvester: Das Unternehmen hat pro Jahr circa 180 Aufträge, obwohl die Konkurrenz groß ist. „Viele Pyrotechniker verdienen sich nur nebenbei ihr Geld mit den Feuerwerken, dadurch können sie vielleicht nicht ganz so viel Leidenschaft in die Sache stecken, und so sind die Feuerwerke auch nicht so gut inszeniert“, sagt er. „Nur durch viel Erfahrung werden die Shows außergewöhnlich.” Zufrieden mit seiner Arbeit ist Tietze, wenn er — nachdem sich der Rauch verzogen hat — sein Publikum erstaunen konnte und Jubel hört. Das Finale auf Deutsch Für „Ryck in Flammen“ wurden in diesem Jahr erstmals nur deutschsprachige Lieder ausgewählt. Gäste können das Spektakel auf der gesamten Länge des Wiecker Hafens und auch noch auf den ersten Metern des Treidelpfades miterleben. Drei Greifswalder Traditionsschiffe kehren symbolisch von großer Fahrt zurück in ihren Heimathafen. Wann knallt‘s? Sonnabend: Höhenfeuerwerk ab 22.45 Uhr; Sonntag: „Ryck in Flammen“, 22.30 Uhr Amelie Freudenberg