Die letzte Kugel lenkt der Teufel

„Der Freischütz“ von Carl Maria von Weber hat zwar schon 200 Jahre auf dem Buckel, besitzt aber trotzdem etwas Zeitloses. Am Sonnabend feiert die romantische Oper in der Inszenierung von Horst Kupich Premiere am Greifswalder Theater. „Dabei geht es um Versagensängste junger Leute und den Erfolgsdruck, unter dem sie stehen. Das sind Probleme, die junge Menschen zu allen Epochen plagen“, erklärt der Regisseur. Sie suchen nach ihrem richtigen Weg, werden erstmals mit starken Emotionen wie der Liebe konfrontiert, müssen sich in der Welt zurechtfinden. „Wir haben das Stück in der Zeit nach den Napoleonischen Kriegen angesiedelt“, sagt Horst Kupich. Die Hauptperson Max, ein Jägerbursche, dargestellt von Dennis Marr, steht unter enormem Druck. „Er ist sozusagen ein Überflieger, dem bisher immer alles gelang, vor allem als Schütze.“ Doch seit vier Wochen trifft er nichts mehr, und auch beim traditionellen Sternschießen versagt Max entgegen aller Erwartungen. Was, wenn er auch beim Probeschießen daneben liegt? Dann würde die Hochzeit mit seiner Agathe platzen. Und weil Max so verunsichert ist, geht er auf einen gefährlichen Handel ein. In der Wolfsschlucht lässt er sich dazu überreden, beim Gießen von Freikugeln behilflich zu sein. Sechs treffen jedes Ziel, das der Schütze anvisiert, die letzte jedoch lenkt Samiel, der Teufel... „Was passiert, wenn junge Leute mit ihren Ängsten allein gelassen werden?“, überlegt Kupich. „Sie werden auch für dunkle Dinge anfällig, so wie Max.“ Er habe es als großes Glück empfunden, dass das Ensemble, mit dem er für diese Inszenierung arbeitet, noch sehr jung ist. Max-Darsteller Dennis Marr ist für die Zuschauer ein neues Gesicht. Der 30-jährige Tenor hat im Februar seinen Abschluss gemacht und gehört seit Beginn dieser Spielzeit zum Theater Vorpommern. „Was für ein Glück, dass ich mich bereits bei meiner Abschlussprüfung ausgiebig mit der Rolle des Max beschäftigt habe.“ Einen besseren Einstieg hätte es für ihn also gar nicht geben können. „Ich wurde von den Kollegen gut aufgenommen und freue mich, zu einem so jungen Ensemble zu gehören.“ Dass er am Theater Vorpommern ein Engagement habe, bereichere ihn auch privat. „So lerne ich einen ganz anderen Menschenschlag kennen und kann nur sagen, dass am Vorurteil der unterkühlten Nordlichter nichts dran ist.“ Die Arbeit an der Oper habe Spaß gemacht: „Es ist nicht selbstverständlich, dass man sich selbst so in die Entstehung des Stücks einbringen kann.“ Das ist auch für Kupich ein wichtiger Punkt: „Wir sind zwar ein kleines Ensemble, aber wir sind eben ein Ensemble. Wir sind zusammengewachsen und stemmen auch schwierige Aufgaben.“ Einen anderen wichtigen Punkt spricht Generalmusikdirektor Golo Berg an: „Der Vorteil eines so jungen Ensembles ist, dass es weniger vorbelastet an so eine Nationaloper wie den ,Freischütz herangeht.“ Auf dem Stück liege ein Ballast von 200 Jahren Existenz. „Den wollte Golo Berg als Dirigent jedoch nicht spüren.“ Premiere: 18. Oktober, 19.30 Uhr Miriam Weber

Greifswald - Die letzte Kugel lenkt der Teufel