„Diese Stille, das liebe ich“

Baabe — Sie ist die Frau der leisen Töne, musikalisch wie privat: Gaby Rückert, die vor allem durch ihre Balladen bekannt geworden ist, hat nie viel Wirbel um ihre Person gemacht. Das mag dem „Geschäft“ mit der Musik heutzutage nicht unbedingt zuträglich sein und mancher fragt sich: Singt sie überhaupt noch? Aber sicher: Wenigstens einmal im Jahr gibt die Sängerin Konzerte auf Rügen. Und es werden immer mehr. Die OZ sprach mit ihr vor dem Beginn der diesjährigen Sommertour über die Insel. OSTSEE-ZEITUNG: Frau Rückert, wissen Sie, wieviel Grad das Wasser der Ostsee gerade hat? Gaby Rückert: Nein. Das spielt für mich auch keine Rolle. Ich bin nicht der Typ, der den ganzen Tag am Strand liegt oder einen Badeurlaub braucht. Deswegen kommen mein Mann und ich nicht jedes Jahr nach Rügen. OZ: Also um zu singen? Rückert: . . . und zu entspannen. Ich kann beides auf Rügen wunderbar miteinander verbinden. Tagsüber gehe ich gern spazieren, vor allem auf Mönchgut, wo wir seit Jahren unser Ferienquartier haben. Ich nehme die Kamera mit und mache Fotos von der Natur dieses Landstrichs. Oder ich sitze einfach am Hafen von Thiessow und sehe aufs Wasser und die Boote. Diese Stille, das liebe ich. OZ: Und dennoch geben Sie gern Konzerte? Rückert: Das ist etwas ganz anderes. Wenn ich auf der Bühne stehe, habe ich gern die vielen Menschen um mich herum. Das macht dann richtig Spaß. Ich erinnere mich noch lebhaft an einen Auftritt in Thiessow. Wegen des schlechten Wetters mussten wir den nach drinnen verlegen. Der Saal war rappelvoll, die Leute standen bis in den Eingang und immer wieder riefen sie die Titel von Liedern, die sie gern hören wollten. Das war eine Riesen-Stimmung. OZ: Was steht denn auf der Wunschliste des Publikums ganz oben — die alten Hits oder die neuen Lieder? Rückert: Sowohl als auch. Ich habe in den vergangenen Jahren deutsche Coverversionen von internationalen Hits wie „My way“, „Streets of London“ oder „How deep is your love“ gesungen. Alles Lieder, die viele aus ihrer Jugend kennen, vom Lagerfeuer oder vom Ostseestrand. Das kam sehr gut an. Daraus habe ich mit meinem Mann Ingo Koster jetzt eine neue CD gemacht . . . OZ: . . . und sie „Juligesang“ genannt . . . Rückert: Das lag doch nahe. Wir sind seit mittlerweile 18 Jahren jeden Sommer auf Rügen und jedesmal im Juli. Und diese Musik gehörte immer dazu. OZ: Sie singen fast ausschließlich deutsch. Wer steuert Texte für die Titel bei? Rückert: Zum Teil schreibe ich sie selbst, zum Teil aber auch Gisela Steineckert. Mit ihr habe ich 2005 erstmals zusammengearbeitet. Auf der neuen Platte stammen die Texte zweier Lieder von ihr. OZ: Auf der neuen CD covern Sie nicht nur Hits von internationalen Künstler-Kollegen, sondern auch einen eigenen: „So ging noch nie die Sonne auf“. Hat Ihnen die alte, ursprüngliche Version nicht mehr gefallen? Rückert: (lacht) Doch, natürlich. Es war mein erster großer Hit, dieses Lied hat mich seinerzeit bekanntgemacht. Aber es ist auch stimmlich sehr anspruchsvoll. Ich hatte es jahrelang nicht mehr in meinem Programm und war nicht sicher, ob ich es noch so präsentieren könnte oder die Tonart lieber etwas verändern sollte. Deshalb wollte ich ein Cover machen. OZ: Das sich aber kaum vom Original unterscheidet . . . Rückert: Das stimmt. Ich kann beide Fassungen selbst nur schwer auseinanderhalten. Ich habe bei den Aufnahmen festgestellt, dass ich es doch noch in der Original-Tonart singen kann. OZ: Nur auf der Platte oder auch auf der Bühne? Rückert: Auch live. Es wird erstmals seit Jahren auf den Konzerten in diesem Sommer wieder zu hören sein. OZ: Die Zahl der Rügener Konzertorte steigt scheinbar jährlich. Erst war es nur Baabe, dann Thiessow, schließlich auch noch Lancken-Granitz und diesmal kommt die Insel Ummanz dazu. Was erwartet uns im nächsten Jahr? Rückert: (lacht) Das weiß ich noch nicht. Auf jeden Fall ein neues Programm mit Liedern von der neuen Platte. Die wird im Herbst erscheinen. OZ: Auf was freuen Sie sich vor ihrer morgen beginnenden Rügen-Tour am meisten? Rückert: Auf unsere vielen Freunde, die wir im Laufe der Jahre auf der Insel kennengelernt haben. Und auf den frischen Fisch. Wir wollen zwei Wochen lang wenigstens einmal am Tag ein Fischgericht essen, am liebsten Flunder. Konzerte mit Gaby Rückert & Ingo Koster am 23. Juli, 20 Uhr, Baabe, Kurbühne; 25. Juli, 20 Uhr, Thiessow, Hafen; 29. Juli, 19.30 Uhr, Lancken-Granitz, Kirche; 30. Juli , 20 Uhr, Waase auf Ummanz, Marienkirche Interview von Maik Trettin

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