Ein Theater in Platznot

Schimmel, Wasserflecken und enorme Platzprobleme: Es gibt in der Hansestadt sicher leichtere Jobs als den von Christopher Melching. Der 50-Jährige ist Ausstattungsleiter und Kostümdirektor des Theaters Vorpommern und damit Herr über tausende Kleidungsstücke und Requisiten. Doch der knappe Platz und der schlechte Zustand der Räume treiben Melching die Sorgenfalten auf die Stirn. Vor kurzem wurden dem Theater auch noch die beiden Probenräume in der Dompassage gekündigt. „Wir haben nur einen Proberaum im Theater, dafür aber mehrere Produktionen gleichzeitig. Das Haus wurde vor 100 Jahren gebaut. Damals hatte man offensichtlich nicht so viele Aufführungen wie heute“, erklärt Melching die Platznot. Dann führt der Ausstattungsleiter durch „seine“ Räume. Im Keller des Theaters stehen Instrumente in den Gängen, selbst der verwinkeltste Platz wird noch genutzt — und wenn dafür eine schmale Trittleiter nötig ist, wie im Tagesfundus unter dem Dach. Dort lagern, zum Teil in zwei Reihen nebeneinander, all die Kleider und Requisiten, die vor Ort gebraucht werden. Alle anderen sind in einer ehemaligen Berufsschule in Herrenhufen untergebracht. Doch mittlerweile platzt auch der zweistöckige Bau fast aus den Nähten. Jeder Raum ist voll. Davon abgesehen ist ein Teil der Schule nicht mehr nutzbar. „Der Schimmelbefall ist so stark, dass wir die Räume nicht mehr betreten“, schildert Melching. Nun sucht die Hansestadt Greifswald als Gesellschafterin des Theaters zum nächstmöglichen Zeitpunkt neue Lager- und Probenräume. Laut Internetseite der Stadt werde im Moment eine Erkundung des Marktes vorgenommen. Eine neue Probebühne soll laut eines Interessenbekundungsverfahrens ab dem 15. Juni angemietet werden können, eine zweite ab Ende August. Sie sollten jeweils zwischen 90 und 120 Quadratmeter groß, die Decken mindestens drei Meter hoch sein. Außerdem wird neben einer Heizung, Strom, einem WC und Fenstern oder einer Belüftungsanlage auch ein Nebenraum zur Zwischenlagerung von Dekorationsteilen gewünscht. Eine Unterkunft für den Möbel- und Kostümfundus sollte 1000 bis 1500 Quadratmeter groß sein und möglichst über eine Laderampe für Anlieferungen verfügen. Auch hier werden WC, Wasseranschluss und Heizung gewünscht. Laut Ausschreibung sollte das neue Objekt nach Möglichkeit ohne Umbaumaßnahmen nutzbar sein. Angebote mit Mietpreisen und voraussichtlichen Nebenkosten können bis zum 15. Juni bei der Stadt eingereicht werden. Christopher Melching ist zuversichtlich, dass sich eine Lösung findet. Es gebe durchaus so große Lagerhallen in Greifswald. „Wir haben uns am Gorzberg eine Halle angesehen, wo derzeit noch eine Großküche untergebracht ist. Von den Maßen her wäre sie geeignet, auch wenn die Decke nur etwa 3,20 Meter hoch ist“, so Melching. Teilweise wären die Kulissen bis zu vier Meter hoch. „Aber die müssen wir nicht immer komplett aufbauen. Dann ist bei den Proben Fantasie gefragt“, meint Melching, der seit 2012 am Theater Vorpommern agiert. Früher hat er als Selbstständiger Bühnenbilder gebaut und war ab 2009 in Stendal am Theater der Altmark als Ausstattungsleiter in der Verantwortung. Dort arbeitete er bereits unter Dirk Löschner, dem er dann nach Greifswald folgte. „Die Hallen und das Haus sind schon in einem bedenklichen Zustand. Aber wir versuchen alles herauszukitzeln, was möglich ist.“ Angebote: bis zum 15. Juni an das Immobilienverwaltungsamt, Postfach 3153, 17461 Greifswald; Fragen: Frau Burgas unter ☎ 03834/ 8536-2732 Die Hallen und das Theater sind in einem bedenklichen Zustand.“Christopher Melching, Ausstattungsleiter Reik Anton

Greifswald - Ein Theater in Platznot