Ein Zeitreise-Roman

Dr. Peter Tenhaef aus Leist ist anerkannter Wissenschaftler, er musiziert, er komponiert und ist als bildender Künstler aktiv. Bei „Kunst offen“ war der studierte Germanist und Kunsthistoriker schon als Aussteller dabei. Nun ist der 62-Jährige auch noch unter die Schriftsteller gegangen. Am 25. Juni um 19.30 Uhr präsentiert Peter Tenhaef seinen ersten Roman in der Greifswalder Stadtbibliothek: „Ver-rückung. Briefe eines Romantikers in seine Vergangenheit.“ Herausgeber ist Josef Zumhoff alias Peter Tenhaef. „Die Idee hatte ich schon vor zehn Jahren“, erzählt der Autor. Anfangs habe er nur fiktive Briefe aus der Perspektive eines Romantikers auf die Gegenwart schreiben wollen. Es wurde mehr. Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen, 1811 und 2030, spielt auch an der Ostsee und in Greifswald. Das „funktioniert“ aufgrund eines missglückten Experiments mit Magnetismus, das ihn aus dem 1811 noch von französischen Truppen besetzten Berlin in einer ferne Zukunft versetzt. In Tenhaefs Roman treten viele Geistesgrößen des 19. Jahrhunderts auf wie Wilhelm von Humboldt, Bettina von Arnim, Friedrich Schleiermacher und natürlich Caspar David Friedrich. Eine Kostprobe: „In der Nacht in jenem Hotel hatte ich einen Traum, der dadurch ungewöhnlich war, daß er mir die allerklarste Realität erschien, eher wie ein Aufwachen. Aber ich wachte nicht bey Euch auf, sondern in dem Ort, an dem ich schlief, in Greifswald, nur wiederum im Jahre 1811, und zwar auf der Langen Straße, wo 2030 das Hotel steht. Es gingen neben mir etliche Menschen einher in Kleidungsstücken wie sie mir aus der Kindheit her vertraut waren. Unangenehm fiel mir jetzt der Unrath auf, der vor den Häusern herumlag und stank. In diesem Punkte hat die Civilisation bis 2030 doch erhebliche Fortschritte gemacht.“ Der fiktive Briefschreiber begegnet dann Christian Friedrich, dem Bruder des Malers. Der erzählt, dass sich Caspar „in Dresden einigermaßen wohl (befinde), nachdem endlich eine größere Öffentlichkeit, namentlich Personen hohen Standes, auf seine Bilder aufmerksam geworden seyen. Hoffentlich bleibe das so. Geheirathet habe Caspar noch nicht. Das sey schlimm, denn so komme er nie aus seiner Schwermuth heraus. Wenn man Weib und Kinder habe, bleibe gar keine Zeit auf dumme Gedanken zu kommen.“ Tenhaef spielt mit den Zeitebenen, wechselt die Perspektiven, und kann das dank großen Wissens souverän und auch vergnüglich. So, wenn er die Begegnung Schlössers mit Bikinis in Binz beschreibt.Peter Tenhaef: Ver-rückung. Briefe eines Romantikers in seine Vergangenheit. Adebor Verlag, ISBN 978-3-944269-17-7, 12,90 Euro eob

Greifswald - Ein Zeitreise-Roman