Felix Meyer: Präzise und geradlinig

- Was hat dieser Felix Meyer, dass ihm die Frauen die Bude einrennen? Und das im kleinen Velgast? Knapp 200 Zuhörer - drei Viertel davon weiblich - waren Freitagabend ins Dorfgemeinschaftshaus des 1800-Seelen-Ortes westlich von Stralsund gekommen, um den wohl bekanntesten deutschen Straßenmusikanten dort live zu hören. Viele hatten sogar eine weite Reise hinter sich. Denn neben Velgastern waren auch Gäste aus Rostock, Greifswald, den umliegenden Landkreisen und natürlich aus Stralsund dabei. Die Hansestadt am Sund ist ja ohnehin ein Super-Pflaster für Felix Meyer. Es vergeht ja kein Jahr, wo er dort mitten in der Fußgängerzone nicht seinen Teppich ausrollt und zu spielen beginnt. Schnell bildet sich dann eine Traube um die Band, die immer größer wird. Kein Wunder also, dass die Karten fürs Velgaster Konzert seit Wochen ausverkauft waren. Organisiert hatte den Gig, wie schon 2013, ein Team um Sylvia Ahlemann von der Velgaster Kulturwerkstatt. Sind es Meyers Texte, die ihn so anziehend machen, seine extravaganten Bewegungen auf der Bühne, die honorige Stimme oder einfach, seine Art, locker und entspannt und zuweilen sehr humorvoll, mit dem Publikum in Kontakt zu treten? Wahrscheinlich ist es die Summe aus allem und seine ehrliche Art, präzise sein unsere Welt zu beschreiben. „Wir sollten uns immer wieder vor Augen führen, wie schön es doch ist, in Frieden leben zu können", sagte er mitten im Konzert. Das sei nicht selbstverständlich, wenn man in die Welt schaut, fügte er hinzu und bekam dafür spontanen Beifall. In Meyers Liedern spiegelt sich das pralle Leben in allen Facetten wider. Ob er nun melancholisch vom Wind singt, der uns davon trägt, oder ins Politische rückt, wenn er sagt „Die Zeiten großer Worte sind vorbei“. Er selbst spricht auch von Lagerfeuermusik, die er zuweilen macht. Schon in diesem Wort vereinen sich Romantik, Abenteuer, Geselligkeit und Frohsinn. Was will man mehr? Vor 20 Jahren hatte Meyer in einer Berliner Kneipe begonnen, Musik zu machen. Zum Glück gab es damals auch einen Wirt, der ihn machen ließ. Ihm hat er das Lied „Eins, zwei drei“ gewidmet", das Freitag ebenfalls erklang. Als Meyer das erste Mal Im Oktober 2013 in Velgast war, hatte seine Stimme versagt. Damals bedurfte es großer Schlucke reinsten Velgaster Thymianlikörs, um wenigstens ein um bis zu drei Töne runtergestuftes Programm zu absolvieren. Jetzt war das alles anders. Meyer, der wieder mit seinem Gitarristen Erik Manouz angereist war, drehte von Anfang an voll auf und riss die Massen mit. Meyer und Manouz spielten ein „Best of“ ihrer bislang veröffentlichten drei Alben. Zwischendurch gab es das eine oder andere neue Lied, das auf der nächsten Platte erscheinen soll, die als „Zeichen der Zeit“im Oktober in Vinyl herauskommt. Reinhard Amler OZ

Velgast - Felix Meyer: Präzise und geradlinig