Freester Fischerteppiche verbreiten Heimatgefühl

Von 1986 bis 1992 arbeitete Helga Grabow aus dem Krösliner Ortsteil Spandowerhagen bei der damaligen PGH Volkskunst an der Ostsee und knüpfte die bekannten Freester Fischerteppiche. Später konnten Interessierte der heute 63-jährigen Handwerkskünstlerin in einem Raum der Freester Heimatstube bei der Herstellung der begehrten „Perser des Nordens“ über die Schulter sehen. „Seit Oktober 2010 knüpfe ich diese Teppiche in Heimarbeit bei mir zu Hause in Spandowerhagen. Interessierte können sowohl in der Heimatstube als auch bei mir direkt einen Teppich bestellen“, berichtet Helga Grabow. Ihre Unikate mit den traditionellen Motiven wie dem Freester Dreifisch, Vierfisch, Anker, Möwe, Welle, Stranddiestel, Seestern, Kogge oder Greifvogel, zieren heute Wohnungen in vielen Teilen Deutschlands und Österreichs. „Im Juni hatte ich sogar Besuch von einem Ehepaar aus Amerika. Der Mann stammte aus Greifswald und entschied sich für einen kleinen Teppich mit Dreifisch-Motiv“, erzählt die Knüpferin stolz. Nur noch wenige Frauen unserer Region gehen heutzutage dieser traditionellen Handwerkstechnik nach. Diese wurde Ende der 1920-er Jahre aus der Not der pommerschen Küstenfischer heraus geboren und vom damaligen Lehrer Rudolf Stundl in den Fischerdörfern entlang des Greifswalder Boddens als willkommenes Zubrot für die Fischerfamilien in der fangarmen Jahreszeit angesiedelt. Exakt 57 600 Knoten oder präziser gesagt geknüpfte Schlingen sind zur Herstellung eines Quadratmeter Teppich notwendig. „Wer weiß, wie viel Millionen Knoten ich im Laufe meiner Knüpfertätigkeit schon hergestellt habe“, sinniert die Fachfrau aus Spandowerhagen. Helga Grabow ist traditionell Gast des Freester Fischerfestes, das in diesem Jahr seine 20. Auflage erlebt hat. Insgeheim bedauert sie, dass es hier inzwischen keinen Stand mehr gibt, an dem die Besucher, wie einst in den Vorjahren, einer Knüpferin beim Herstellen eines Fischerteppichs hautnah zuschauen können. Interessenten der Freester Fischerteppiche finden im Museum Kaffeemühle am Wolgaster Rathausplatz sowie in der Freester Heimatstube jeweils eine repräsentative Auswahl. Während die Muster, Farben und Größen variieren, tauchen die oben genannten Motive in verschiedenen Teppichen immer wieder auf. pm

Spandowerhagen - Freester Fischerteppiche verbreiten Heimatgefühl