Galerieärger: Jungfrau Maria mit einem Hühnerkopf

Die neueste Ausstellung in der Galerie für zeitgenössische Kunst „Platz Sztuki44“ (Kunststätte 44) wird für lange Zeit in Erinnerung bleiben. Dafür hat Katarzyna Golebiowska, eine junge Absolventin der Kunstakademie in Stettin, gesorgt. Ihre Grafikarbeit, ein Linolschnitt, mit der Darstellung der Jungfrau Maria und dem Jesuskind mit Hühner- und Kükenkopf verursacht viel Aufregung. Konservative Medien setzten eine Welle der Kritik in Bewegung, die sich an Andrzej Pawlczyk, den Kurator der Galerie, richtete. Seine Ausstellung wurde als skandalös beschrieben. Aus Angst vor unangenehmen Vorfällen hat der Künstler den Linolschnitt aus der Galerie entfernt. Pawelczyk räumt ein, dass er von der Reaktion auf das Werk der jungen Absolventin der Kunstakademie überrascht ist. „Die Künstlerin zeigt, dass religiöse Symbole oder religiöse Feiertage immer weniger spirituell sind. Das Sakrale wird von niedlichen Küken, springenden Hasen und bunten Ostereiern und einem Festmahlessen ersetzt. Es sollte eine Warnung vor der Kommerzialisierung der Religion sein“, verteidigt der Galerist die Künstlerin. Pawelczyk behauptet, dass das kontroverse Werk im Bereich der Kunstgrenze liegt. Seiner Meinung nach kann man in Polen und in der Welt weit mehr umstrittene Arbeiten im Zusammenhang mit der Religion und Kirche finden. Und was sagt die Autorin des Linolschnitts zu den Profanationsvorwürfen? Katarzyna Golebiowska sagt, dass ihre Werke Karikaturen sind, in der sich jeder finden kann. „Religion können wir in vielerlei Hinsicht interpretieren — unter anderem als Bild des Leids eines Huhns, das weiß, dass sein Kind sterben wird — die Darstellung der Mutterliebe oder die Kommerzialisierung unseres Lebens“, erklärt die Malerin ihre Absicht. Andrzej Pawelczyk sagt, dass er einen solchen heftigen Angriff auf seine Ausstellung nicht erwartet hätte. Umso weniger, als dass es unmittelbar nach der Ausstellungseröffnung, zu der viele Menschen kamen, keine kritischen Signale gegenüber den Werken gegeben hatte. Der Swinemünder Künstler ist überrascht, dass es in Swinemünde, einem Ort, der als tolerant und offen für die Ansichten anderer angesehen wird, dazu kommen konnte. „Ich hatte nicht erwartet, dass mir gerade hier so etwas zustoßen würde“, sagt Pawelczyk bekümmert. Überraschend ist auch die Reaktion des lokalen intellektuellen Umfelds. In der Tat, hat sich niemand öffentlich für den Swinemünde Künstler eingesetzt. Es entstand der Eindruck, dass alle darauf warteten, dass die Sache im Sand verläuft und bald niemand mehr darüber spricht. Bedeutet das nun, dass es in Swinemünde keinen Platz für zeitgenössische Kunst gibt? Die bisherigen Ausstellungen in der „Kunststätte 44“ zeigten eher das Gegenteil. Den Linolschnitt von Katarzyna Golebiowska, wie auch andere Werke der Künstler der Ausstellung „Netz-Topologie“ kann man nun in der Galerie an der Armii Krajowej Straße 13 sehen. Ich dachte, Swinemünde ist ein toleranterer Ort.“ Andrzej Pawlczyk, Galerist Kunststätte 44 Radek Jagielski

Der Blick zum polnischen Nachbarn: Aufregung um einen Linolschnitt, Frühlingsblüher und alte Holzplanken - Galerieärger: Jungfrau Maria mit einem Hühnerkopf