Glower Geschichte in Stein gemeißelt

Ein außergewöhnlicher Stein von der Insel Rügen ist in den vergangenen Wochen zu einem spektakulären Kunstwerk geworden. Ein 16 Tonnen schwerer Findling, der auf einem Feld nahe Neuhof bei Sagard ausgegraben und auf die benachbarte Halbinsel Wittow gebracht wurde, erlebt nach Tausenden von Jahren in der Erde eine „zweite Karriere“ als monumentale Skulptur. Der im Inselnorden lebende Bildhauer Mile Prerad hat eine Hälfte des riesigen Steins, der bereits in der Erde auseinandergebrochen war, in seinem Lobkevitzer Atelier nahe Breege bearbeitet. In mehr als 400 Arbeitsstunden hat der 67-Jährige den Findling mit Steinmeißel und Trennschleifer nicht nur 1,5 Tonnen leichter gemacht, sondern auch eine Kogge mit Wappen und Wellen aus dem harten Granit herausgearbeitet. Am Mittwoch wurde das rund fünf Tonnen schwere Kunstwerk von Fernando Preiß und Sven Krassow von der Firma SAW verladen und nach Glowe abtransportiert. Die öffentliche Enthüllung der einzigartigen Skulptur auf der Freifläche am Hafen morgen um 14.30 Uhr wird zu den Höhepunkten der 700-Jahr-Feier der Gemeinde Glowe gehören. Mile Prerad wird dabei sein und Fragen interessierter Besucher beantworten. „Ich bin von der jüngsten Arbeit des Bildhauers Mile Prerad fasziniert. Wenn man sich die polierten Flächen des Findlings genauer anschaut, kann man sogar Steinkohle erkennen“, zeigt sich Glowes Bürgermeister Thomas Mielke von dem kolossalen Kunstwerk beeindruckt. Mit seiner Kunst ist Mile Prerad, der in Bosnien aufwuchs und Mitter der 60er Jahre nach Nordrhein-Westfalen übersiedelte, in Glowe kein Unbekannter. Vor einigen Jahren begründete der Bildhauer im neuen Kurpark von Glowe ein Ensemble monumentaler Freiluft-Plastiken, die allesamt aus Rügener Findlingen herausgearbeitet wurden. Ein Lebenswerk, zu dem inzwischen sieben schwergewichtige Skulpturen gehören. Besucher der Jasmunder Gemeinde können im neuen Kurpark unter anderem Seeadler, Seehunde, Schweinswale, Kraniche und Fossilien in Stein gemeißelt bewundern. Das kreative Schaffen an diesem Gesamtkunstwerk der besonderen Art wird in der kommenden Zeit ebenso weitergeführt wie die Arbeiten an einer Großplastik für den Bobbiner Tempelberg. „Da von dem Findling nicht nur eine Hälfte, sondern auch viele kleinere und größere Bruchstücke übrig geblieben sind, kam ich auf die Idee, aus diesen Brocken eine Vielzahl kleinerer Kunstwerke zu kreieren. Vielleicht taucht auch davon die eine oder andere Arbeit in Glowe auf“, sagt Mile Prerad mit einem Augenzwinkern. Längst beschränkt sich der Kontakt zwischen dem Bildhauer Prerad und Glowes Bürgermeister Thomas Mielke nicht allein auf die Projekte des Künstlers in der Jasmunder Gemeinde. Inzwischen sind die Männer gute Freunde geworden, gehen in ihrer Freizeit gemeinsam auf die Jagd und sprechen über politische und gesellschaftliche Ereignisse. „Für unsere Gemeinde ist es ein Glücksfall, dass Mile Prerad immer wieder mit neuen Projekten und Ideen zu uns kommt. Damit rennt er bei vielen Glowern offene Türen ein“, weiß Thomas Mielke aus Erfahrung zu berichten. Dafür, dass die neue Plastik zur 700-Jahr-Feier der Gemeinde Glowe zu einem echten Publikumsmagneten avancieren wird, sprechen die Erfahrungen mit den kolossalen Seehund-Plastiken des Künstlers in Stralsund. Die opulenten Skulpturen, die seit einigen Jahren vor Meeresmuseum und Ozeaneum stehen, gehören zu den beliebtesten Fotomotiven in der Stadt am Sund und sind durch zahllose Menschenhände blitz und blank poliert. „Die Darstellung des Glower Wappens habe ich bewusst in den Schiffsrumpf einer Kogge verfrachtet, weil diese Schiffe in der Geschichte der Regionen an Bodden und Meer eine große Rolle gespielt haben“, gibt Mile Prerad Einblicke in seine künstlerische Intention. Vor und hinter dem Wappen der Jasmunder Gemeinde bleibt Platz für spielende Kinder, die das neue Kunstwerk am Hafen auch erklettern können. Die Sitzflächen an Bug und Heck der Kogge laden zum Verweilen ein. „Damit das Kunstwerk am Meer entsprechend wirkt, werden wir es später noch mit einem Steinbett vervollständigen“, wirft Bürgermeister Thomas Mielke einen Blick voraus. Karussell mit Lasershow 100 Liegeplätze bietet der maritime Anleger in Glowe, der heute und morgen zum Ausgangspunkt einer großen Festmeile wird. Die Glower feiern ihr Hafenfest. Im 700. Jubiläumsjahr des Ortes gibt es ein umfangreiches Programm, das heute um 20 Uhr mit einem Live-Auftritt der Oldie Company beginnt. Morgen fällt um 11 Uhr der Startschuss zur Königshörn-Regatta, 12 Uhr folgt ein Tonnenabschlagen am Strand, 14 Uhr kommt Leif Tennemann, ab 16.30 Uhr tritt der Shantychor Sassnitz auf und um 21.30 Uhr steigt ein Konzert mit der Gruppe Karussell, dazu gibt es eine Lasershow. Rico Nestmann

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