Große Kunst mit kleinen Sandkörnern

Sie lässt den feinen Pudersand durch ihre Finger rieseln, wie andere ihr morgendliches Kochei bestreuen. Ihre zarten Hände gleiten flink über den vor ihr aufgebauten, beleuchtenen Glastisch und zaubern aus der sandigen Fläche Bilder. Eines entsteht aus dem anderen, ein Wisch räumt auf und schafft Platz für ein neues Bild, damit die Geschichte weitererzählt werden kann. Natalya Netselyas malt mit Sand — und zwar so beeindruckend, dass auch Dieter Bohlen und Co. sie vor fünf Jahren zur Finalistin beim Supertalent kürten. Seitdem ist die gebürtige Russin auch in Deutschland bekannt, denn die Mischung „bildhübsche Frau und zauberhafte Bilder“ hat das deutsche Publikum, ganz gleich welchen Geschlechts, begeistert. Mit ihrer Sandkunst bewegt sie seit zehn Jahren Menschen, sorgt für Gänsehaut und rührt auch zu Tränen. Vor allem mit der Erzählung der Lebensgeschichte von Lady Diana, die sie verkürzt beim Supertalent, nun auch in längerer Neun-Minuten-Version auf der Bühne des Kurhauses Binz auf den Glastisch bannt. Wie eine Fata Morgana, entstehen vor den Augen des Publikums magische Geschichten aus Pudersand — flüchtig, leicht und gleichzeitig tiefgehend. Das Sommervarieté von Dimitrij Sacharow konnte die 30-Jährige für die Show im Ostseebad gewinnen. Der hier reichlich vorhandene Strandsand ginge zwar auch, meint Natalya, doch es sei eindeutig schwerer. „Es ist weniger die Körnung des Sandes als die chemische Zusammensetzung. Mit Quarzsand kann ich zum Beispiel gar nicht arbeiten. Zuletzt war ich aber in Marokko. Da fand ich den Sand super“, sagt die in Jekaterinburg geborene und in der weißrussischen Hauptstadt Minsk aufgewachsene Natalya. Dort studierte die junge Künstlerin auch — und zwar gleich zwei Mal. Zuerst schloss sie das Studium der Malerei ab, ehe sie sich für das Architekturstudium entschied. Die Sandmalerei war zunächst ein Hobby. „Freunde und Bekannte erklärten mir dann, dass ich gut sei. Da war ich aber im zweiten Semester meines zweiten Studiums und mein Ehemann und auch meine Eltern wünschten sich eine Entscheidung von mir. Ich habe beides durchgezogen“, berichtet Natalya mit einem Lächeln und strahlenden Augen. Im Sommervarieté malt sie die Geschichte der englischen Prinzessin, die „so wie ich aus einer anderen Welt ankam. So ist es für mich als Russin etwas schwierig, die Seelen der Deutschen zu berühren. Daher wählte ich dieses Thema schon für die RTL-Show, da es leicht verständlich ist und Lady Di international bekannt war und geliebt wurde.“ Üben muss sie für den perfekten und scheinbar mühelosen Auftritt nicht mehr. „So kann ich auch ein wenig die Insel und ihre Bewohner genießen. Ich lag natürlich auch schon in eurem tollen Ostseesand.“ Sommervarieté im Kurhaus 13 Künstler sind noch bis zum 19. September, immer montags bis freitags 20.30 Uhr im Kurhaus zu erleben. Donnerstags findet eine Zusatzveranstaltung um 17 Uhr statt, die für alle Frühzubettgeher und Familien gedacht ist. Diese erhalten mit Kindern bis 12 Jahren 10 Prozent Rabatt. Die Abendkasse im Kurhaus ist Montag bis Sonnabend von 16-21 Uhr besetzt. • www.sommervariete.com Steffi Besch

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