Hansestädte fordern mehr Zeit für Theater-Reform

Entgegen der bisherigen Sparpläne der Landesregierung soll ein gemeinsames „Staatstheater Nordost“ jetzt doch mit zwei eigenständigen Schauspiel-Ensembles ausgestattet werden. Eine entsprechende Idee bestätigte Kultusminister Mathias Brodkorb (SPD) gestern gegenüber der OSTSEE-ZEITUNG. „Es soll nicht nur in Greifswald, sondern auch in Neustrelitz Schauspieler geben“, sagte Brodkorb. Dies sei unter anderem notwendig, um Veranstaltungen wie die Schlossgartenfestspiele in Neustrelitz auch in Zukunft ohne Abstriche weiter durchführen zu können. Die Landesregierung plant, die Theater und Orchester GmbH (TOG) in Neubrandenburg und Neustrelitz mit dem Theater Vorpommern zu einem „Staatstheater Nordost“ zu fusionieren, um Kosten zu sparen. Bei derzeit 485 Mitarbeitern sollen 65 Stellen entfallen und die einzelnen Sparten auf die verschiedenen Standorte verteilt werden. Die Intendanten der beiden noch eigenständigen Theater, Dirk Löschner (Theater Vorpommern) und Joachim Kümmritz (TOG) hatten am Montagabend rund 40 Vertreter der an den Theatern beteiligten Städte und Landkreise zu einer Diskussionsrunde ins Schlossgymnasium Gützkow eingeladen. „Die Vertreter der verschiedenen Kommunen stehen in der Debatte zum Teil noch an verschiedenen Punkten“, begründete Löschner die Einladung zu der Gützkower Runde. In Stralsund lehnen die meisten Fraktionen in der Bürgerschaft eine Erhöhung der städtischen Mittel für das Theater auf Grund der angespannten Haushaltslage ab, während über das Thema in Greifswald zumindest diskutiert worden ist. Bis zum 28. Februar sollen die betroffenen Städte und Landkreise entscheiden, ob sie der vom Land angestrebten Fusion zustimmen werden. Greifswalds Oberbürgermeister Arthur König (CDU) fordert jedoch, den Kommunen mehr Zeit einzuräumen und kündigte bereits an, dass Greifswald bis Ende Februar noch keine abschließende Entscheidung getroffen haben werde. Ähnliche Tendenzen gibt es in Stralsund. „Wir müssen zunächst nur entscheiden, ob eine mögliche Fusion ein gangbarer Weg ist oder nicht — und noch nicht, wie wir sie gestalten wollen“, betonte König. „Über Gesellschafterstrukturen, abschließende finanzielle Regelungen und Belastungen der theatertragenden Kommunen, muss im Rahmen der möglichen Fusionsverhandlungen entschieden werden. So weit sind wir aber noch nicht.“ Zur Zeit bekommt das Theater Vorpommern von den Hansestädten Greifswald und Stralsund sowie dem Landkreis Vorpommern-Rügen rund 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Zudem rechne er nach einer möglichen Fusion „mit gewissen Abstrichen beim Angebot des Theaters. Das ist wohl nicht vermeidbar“, sagte König. Benjamin Fischer

Greifswald/Stralsund - Hansestädte fordern mehr Zeit für Theater-Reform