Heimatverein Rankwitz auf den Spuren slawischer Siedler

Jetzt ist es amtlich: Wo heute die Peenestraße in Rankwitz verläuft, befand sich vor etwa 1000 Jahren eine Siedlung, in der slawische Familien wohnten, die vorwiegend von Landwirtschaft und Fischerei lebten. Aber auch Kleidungsstücke wurden von ihnen selbst angefertigt. Die Männer waren zudem offensichtlich in der Lage, Eisen zu verarbeiten und daraus einfache Geräte und Werkzeuge herzustellen. Dirk Röttinger, Archäologe im Landesamt für Kultur und Denkmalpflege, konnte am Sonnabendnachmittag für diese Erkenntnisse bei einem Vortrag in Rankwitz mit zahlreichen Belegen aufwarten, die während einer jüngst beendeten Notgrabung auf dem Grundstück Peeneweg 1 zutage gefördert worden waren. „Wir hatten nur sehr wenig Zeit, um den Bauablauf nicht wesentlich zu unterbrechen, dennoch waren wir erstaunt über die Fülle der Funde, die ans Tageslicht kamen“, so der Leiter der Grabung vor gut 60 Wissbegierigen, die auf Einladung des Heimatvereins Lieper Winkel den Weg in den „Rankwitzer Hof“ gefunden hatten. Anhand dieser Funde — vor allem Keramikscherben, Spinnwirtel, Knochenpfrieme, Wetzsteine, aber auch Skelett- reste von Haus- und Wildtieren — zogen die Archäologen den Schluss, dass hier vom 10. bis zum 12. Jahrhundert Slawen gelebt haben. Die Grabung ergab aber auch Hinweise auf Handelsbeziehungen in den skandinavischen Raum. So waren die gefundenen Wetzsteine aus skandinavischem Schiefer angefertigt, ein Kammfragment stammt offensichtlich ebenfalls aus der Werkstatt skandinavischer Handwerker. Die müssen, wie Röttinger betonte, aber nicht zwingend jenseits der Ostsee gelebt und gearbeitet haben. Grabungen hätten ergeben, dass zu jener Zeit zum Beispiel bei Penzlin oder Wollin Ansiedlungen von Einwanderern aus dem Norden bestanden. Und der Fachmann ließ zugleich keinen Zweifel daran, dass die Rankwitzer Slawen auch vor Grabraub nicht zurückschreckten: „Von drei gefundenen Spinnwirteln war einer rund 1000 Jahre älter als die anderen. Alles deutet darauf hin, dass er aus einer von den damaligen Siedlern geplünderten alten Begräbnisstätte stammt.“ Die Rankwitzer Grabung lasse, wie Röttinger betonte, ebenso wie eine vor ihr im benachbarten Suckow durchgeführte Untersuchung und andere Erkenntnisse, den Schluss zu, dass der Lieper Winkel zu jener Zeit in einem Ballungsgebiet von diversen vor allem durch Wasserwege miteinander verbundenen Handelsplätzen gelegen habe. Ihrer Blüte sei dann aber im 12. Jahrhundert besonders durch Überfälle skandinavischer Stämme und solcher aus dem südlichen Baltikum beendet worden. Röttinger sagte, er werde die von ihm erarbeitete Vortragsvorlage dem Heimatverein zur Verfügung stellen. Zudem werde es einen Aufsatz über die Grabung geben. Trotz Zeitnot kam eine Fülle an Funden ans Licht.“Dirk Röttinger, Archäologe Dietrich Butenschön

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