Hier spielt die Musik: Das Theater wird 100

Das Konzertprogramm des Theaters Vorpommern für die kommende Spielzeit steht fest, bevor sich das Musiktheater in den verdienten Urlaub verabschiedet. Generalmusikdirektor Golo Berg und Musikdramaturgin Katja Pfeifer gaben am Wochenende im Theaterfoyer einen mit Begeisterung vorgetragenen Ausblick. Das Philharmonische Orchester Vorpommern habe eine zahlreiche Anhängerschaft, so Berg. Das schlage sich auch in der überregionalen Fachpresse nieder. „Das Orchester“ veröffentlichte jüngst einen Beitrag über den Klangkörper des Theaters Vorpommern. Darin beschwört Berg die enge Bindung des Orchesters mit den Hansestädten Greifswald und Stralsund. In einer Region, die ganze Generationen vor allem junger Menschen verloren habe, schaffe das „auf weltoffene und moderne Weise Identität“. Ausdruck dafür seien nicht zuletzt die immensen Einnahmesteigerungen in diesem Bereich. Die konkreten Zahlen, erklärte Intendant Dirk Löschner, würden demnächst veröffentlicht. Fakt indes sei bereits, dass die meisten der philharmonischen Konzerte in der zurückliegenden Saison ausverkauft waren. Golo Berg gesteht offenherzig, dass ihm das Publikum der „weißhaarigen Generation“ sehr lieb sei. „Das sind einfach die Menschen, die Zeit haben, ins Konzert zu gehen. Ich hoffe, Sie folgen uns weiterhin und nehmen das Angebot als eine willkommene Bereicherung wahr“, sagte Berg. Aber ebenso werde man dem jungen Publikum weiterhin interessante Angebote unterbreiten. In der nächsten Spielzeit werden die Theatergebäude Greifswald und Stralsund 100 Jahre alt. Alle sieben philharmonischen Konzerte nehmen in irgendeiner Form Bezug zu diesem Ereignis. Auftakt bildet das traditionelle Spielzeiteröffnungskonzert, in dem sich das Theater Vorpommern gemeinsam mit der Opera na Zamku Stettin zwei großen Komponisten aus dem Jahr 1915 widmen. Es erklingen die 5. Sinfonie von Jean Sibelius und die 3. Sinfonie des polnischen Nationalkomponisten Karol Szymanowski. Im Oktober stehen wieder Heiner Goebbels und Kurt Weill auf dem Programm. Goebbels „Surrogate Cities“ ist dem Publikum nicht fremd. Berg begeisterte die Zuhörer schon mal vorab für den Stimmkünstler David Moss, den er eingeladen hat. Im zweiten Konzert wird sich der neue 1. Kapellmeister Florian Csizmadia mit Werken von Liszt, Chopin und Richard Strauss vorstellen. Musikdramaturgin Katja Pfeifer ergänzte die Äußerungen Bergs mit Anekdoten zu den Stücken und Komponisten. Da wäre zum Beispiel Hanns Eisler mit seiner Musik aus dem Film „The 400 Million“. Von Arthur Honegger wird das Publikum im Mai „Pacific 231“ hören — eine Hommage an eine Lokomotive gleichen Namens, denn beim 5. Philharmonischen Konzert wird dieser Rhythmus das bestimmende Element sein. Der Schweizer Posaunist Frederic Belli wird als Gast zum Zuge kommen. Hochinteressant dürfte auch das 6. Konzert mit einer Auftragskomposition zum Sieg der Roten Armee 1945 von Dimitrij Schostakowitsch werden. Das letzte Konzert im Juni rückt schließlich den Orient mit keinem Geringeren als Mozart in den Fokus. Die beachtliche und pointierte Auswahl dieser immensen Vielfalt an philharmonischen Werken aus allen Musikepochen ergänzt sich mit außergewöhnlichen Interpreten und Gastdirigenten. Hinzu kommen wieder zahlreiche Sonder- und Kammerkonzerte. Und das alles vor dem Hintergrund, dass die Musiker inzwischen unter extrem schwierigen Bedingungen spielen, weil sie durch die Politik in ihrer Existenz bedroht sind. „Musik hat von allen Künsten den tiefsten Einfluss auf das Gemüt, ein Gesetzgeber sollte sie deshalb am meisten unterstützen.“ Diese Worte, mit denen Golo Berg in einem Flyer das kommende Konzertprogramm ankündigt, stammen von Napoleon Bonaparte. Das Philharmonische Orchester macht Politik ohne große Worte. Gastspiel auf dem Berliner Gendarmenmarkt Als Jubiläumsaufführung zum 100. Geburtstag des Greifswalder Theaters wird es am 15. April 2016 im Großen Haus ein Festkonzert gegeben. In Stralsund wird es zum dortigen Jubiläum zwei Aufführungen am 8. und 10. April geben. Erklingen wird das Oratorium „Gustav Adolf op. 73“, ein fast vergessenes Werk von Max Bruch, dessen Aufführung in Greifswald durch die besondere Verbindung der Stadt zu Schweden überaus sinnfällig erscheint. An der Aufführung werden neben dem Chor und den Solisten des Theaters auch der Stralsunder Bachchor und der Opernchor der Opera na Zamku w Szeczinie mitwirken. In die Vorbereitungen werden wegen verschiedener missverständlicher Sprachregelungen im Text Historiker der Universität Greifswald einbezogen. Einen ganz großen Auftritt wird das Musiktheater mit Solisten und dem Ballett im nächsten Jahr auf einer sehr exponierten Bühne haben: Bei „Classic open Air“ auf dem Gendarmenmarkt in Berlin am 23. Juli. Juliane Voigt

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