Hier spielt die Musik: Theater wird 100

Das Konzertprogramm der nächsten Spielzeit steht fest, bevor sich das Musiktheater in den verdienten Urlaub verabschiedet. Golo Berg, Generalmusikdirektor, und die Musikdramaturgin Katja Pfeifer, gaben am Samstagnachmittag im Foyer des Theaters einen mit viel Freude und Begeisterung vorgetragenen Ausblick. Das Philharmonische Orchester Vorpommern hat eine zahlreiche und neugierige Anhängerschaft. Das schlägt sich auch in der überregionalen Fachpresse nieder. „Das Orchester“ veröffentlichte jüngst einen Beitrag über das Orchester des Theaters Vorpommern. Darin ist von der Schaffung eines Identifikationsfaktors des Publikums mit seinem Orchester die Rede. Und von Einnahmesteigerungen, die sich mit sage und schreibe 40 Prozent belegen lassen. Das Ergebnis der vergangenen Spielsaison, in der die meisten der philharmonischen Konzerte ausverkauft waren. Dass Golo Berg das Publikum der „weißhaarigen Generation“ sehr lieb sei, beschwor er explizit. „Das sind einfach die Menschen, die Zeit haben, ins Konzert zu gehen. Ich hoffe, Sie folgen uns weiterhin und nehmen das Angebot als eine willkommene Bereicherung wahr“, sagte Berg. Aber ebenso werde man viel für junges Publikum machen. In der nächsten Spielzeit werden die Theatergebäude Greifswald und Stralsund 100 Jahre alt. Alle sieben philharmonischen Konzerte nehmen in irgendeiner Form Bezug zu diesem Ereignis. Auftakt bildet das mittlerweile traditionelle Spielzeiteröffnungskonzert, in dem sich das Theater Vorpommern gemeinsam mit der Opera na Zamku Stettin zwei großen Komponisten aus dem Jahr 1915 widmen. Es erklingen die 5. Sinfonie von Jean Sibelius und die 3. Sinfonie des polnischen Nationalkomponisten Karol Szymanowski. Für das Konzert, das wegen der Sanierungen der Kirchen St. Jakobi und St. Marien am 19. September im Großen Haus stattfinden wird (selbstverständlich auch in Stettin), ergänzen sich die Orchester gegenseitig zu einem großen Klangkörper. Im Oktober stehen wieder Heiner Goebbels und Kurt Weill auf dem Programm. Goebbels „Surrogate Cities“ ist dem Publikum nicht fremd. Berg begeisterte das Publikum schon mal vorab für den Stimmkünstler David Moss, den er dazu eingeladen hat. Im 2. Konzert wird sich der neue 1. Kapellmeister Florian Csizmadia mit Werken von Liszt, Chopin und Richard Strauss vorstellen. Katja Pfeifer ergänzte die Äußerungen Bergs mit kleinen Anekdoten zu den Stücken und Komponisten. Und spielte Musik aus dem Lautsprecher. Hans Eisler zum Beispiel, Musik aus dem Film „400 Million“ zu dem im Januar der Dirigent Gunter Kahlert eingeladen wurde. Von Berg hoch verehrt und mit der Geschichte des Theaters Stralsund verbunden, wo er vor 50 Jahren seine Karriere begann. Von Arthur Honegger hörte man den Anfang von „Pacific 231“, eine Hommage an eine Lokomotive gleichen Namens, denn beim 5. Philharmonischen Konzert wird der Rhythmus das bestimmende Element sein. Als Gast darf man auf den Schweizer Posaunisten Frederic Belli gespannt sein. Hochinteressant auch das 6. Konzert mit einer Auftragskomposition zum Sieg der Roten Armee 1945 von Dimitrij Schostakowitsch. Das letzte Konzert rückt den Orient mit keinem Geringeren als Mozart in den Fokus. Die beachtliche und pointierte Auswahl dieser immensen Vielfalt an philharmonischen Werken aus allen Musikepochen ergänzt sich mit außergewöhnlichen Interpreten und Gastdirigenten. Hinzu kommen wieder zahlreiche Sonder- und Kammerkonzerte sowie spezielle Reihen im Ozeaneum. Und alles vor dem Hintergrund, dass die Musiker unter inzwischen extrem schwierigen Bedingungen spielen, weil sie durch die Politik in ihrer Existenz bedroht sind. „Musik hat von allen Künsten den tiefsten Einfluss auf das Gemüt, ein Gesetzgeber sollte sie deshalb am meisten unterstützen.“ Große Worte von Napoleon von einst. Das Philharmonische Orchester macht Politik ohne große Worte. Gastspiel auf dem Berliner Gendarmenmarkt Als Jubiläumsaufführung zum 100. Geburtstag des Stralsunder Theaters wird es am 8. April 2016 ein großes Festkonzert gegeben. Erklingen wird das Oratorium „Gustav Adolf op. 73“, ein fast vergessenes Werk von Max Bruch, dessen Aufführung in Stralsund durch die besondere Verbindung der Stadt zu Schweden überaus sinnfällig erscheint. An der Aufführung — eine Empfehlung von Nikolai-Kantor Matthias Pech, werden neben dem Chor und den Solisten des Theaters auch der Stralsunder Bachchor und der Opernchor der Opera na Zamku w Szeczinie mitwirken. In die Vorbereitungen werden wegen verschiedener missverständlicher Sprachregelungen im Text Historiker der Universität Greifswald einbezogen. Einen ganz großen Auftritt wird das Musiktheater mit Solisten und dem Ballett im nächsten Jahr auf einer sehr exponierten Bühne haben: Bei „Classic open Air“ auf dem Gendarmenmarkt in Berlin am 23. Juli 2016. Juliane Voigt

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