In fünf Minuten neun Mal umgezogen

Jeder Act, den das Sommervarieté auf die Bühne des Kurhaussaales bringt, hat es in sich — ist komisch, magisch, emotional. Aber wenn sich für Oxana und Vadim der Vorhang öffnet, erfüllen sie den Raum mit purer Energie und Lebensfreude. Und wenn der Vorhang fällt, lassen sie den Zuschauer rätselnd und verwundert auf seinem roten Plüschsessel zurück. Quick Change heißt ihr Programm, eine Mischung aus Akrobatik und Tanz. Schnell wechseln die beiden Absolventen der berühmten Artistenschule in Kiew während des fünfminütigen Auftritts in ihrer Choreografie zwischen den Hochs und Tiefs einer Liebesbeziehung. Doch Oxana wechselt auch in Windeseile ihre Kleider direkt auf der Bühne. Innerhalb von Sekunden präsentiert sie ein neues. „Ich verschwinde ganz kurz in einer englischen Telefonzelle. Insgesamt ziehe ich mich neun mal auf der Bühne um. Vadim einmal“, erzählt die 33-Jährige. In den Gesichtern der Zuschauer machen sich dabei von Minute zu Minute mehr Fragezeichen breit. Beim ersten Wechsel wird noch anerkennend genickt, beim zweiten schon mit vorgeschobener Unterlippe Respekt gezollt, aber spätestens beim dritten, wirklich einen Augenaufschlag währenden Wechsel, transferiert die Miene auf Unverständnis. Da sind sie alle raus. Eine Reaktion, die Oxana und Vadim natürlich erwarten und sich über ihr rätselndes Publikum freuen. Und sie freuen sich über ihr Engagement im Sommervarieté. „Es ist uns wirklich ein Vergnügen hier zu arbeiten. Die Show ist so hochkarätig, so stark, die Messlatte liegt hoch, da haben wir die Motivation, jeden Tag alles zu geben. Zudem ist der Saal schön, das Publikum toll und die Stimmung super“, sagt Oxana. Vadim nickt und gibt ihr recht. Wie meistens. Denn Vadim ist nicht nur auf der Bühne Oxanas Partner, sondern auch abseits der großen Säle und Festivals. Die beiden haben sich vor 25 Jahren an einer Tanzschule in Kiew kennengelernt und treten seitdem auch zusammen auf. 2000 absolvierten sie die Kiewer Artistenschule, Oxana im Bereich Tanz, Vadim (34) in den Fächern Pantomime, Akrobatik und Tanz. Seitdem sind die fröhlichen Künstler weltweit unterwegs. Vor zehn Jahren heirateten sie, vor sieben Jahren kam ihre Tochter Anastasia zur Welt, die auch einen Monat in Binz verbrachte. Nicht immer nur am Strand, sondern gern auch mal am Nachmittag auf dem großen Trampolin der Trampogirls. Die Bühne — ein toller Spielplatz. Eingelebt haben sich die drei ebenfalls ganz rasch auf Rügen, haben ihre beste Freundin sozusagen mitgebracht. Denn mit Sandmalerin Natalya Netselya wohnen sie in Leipzig in einer WG zusammen. Nach Hause, nach Kiew, schaffen sie es nur einmal im Jahr. „Wir sind einfach zu viel unterwegs. Jetzt sind zwar einmal drei Monate an einem Fleck, aber normalerweise reisen wir sehr viel umher. Unser größter Wunsch ist es, eines Tages nicht mehr aus dem Koffer zu leben, an einem Ort glücklich zu sein. Deine Seele ist sonst immer überall zerstreut und mit einem Kind ist es ohnehin schwierig. Vermutlich lehren wir daher später einmal. Hoffentlich“, berichtet Vadim. Jetzt genießen sie aber erstmal Binz im Sommer. „Das ist eine tolle Stimmung hier, wir kennen es nur von einem Besuch im Winter. Das ist nicht zu vergleichen.“ Sommervarieté im Kurhaussaal 13 Künstler sind noch bis zum 19. September, immer montags bis freitags 20.30 Uhr in der Show des Sommervarietés im Kurhaus Binz zu erleben. Donnerstags findet eine Zusatzveranstaltung um 17 Uhr statt, die für alle Frühzubettgeher und Familien gedacht ist. Diese erhalten übrigens mit Kindern bis 12 Jahren zehn Prozent Rabatt. Die Abendkasse im Kurhaus ist Montag bis Freitag von 16 - 21 Uhr besetzt. • www.sommervariete.com Steffi Besch

Binz - In fünf Minuten neun Mal umgezogen